Im Landkreis Roth auf dem Weg zu Olympia

Um sich seinen großen Traum zu erfüllen, ist Profi-Triathlet Jonathan Zipf vor kurzem zu seiner Freundin nach Allersberg gezogen. Die Trainingsbedingungen im Landkreis Roth sowie die Nähe zum Bundesstützpunkt Nürnberg gaben den Ausschlag <?MAK TagName="Uni" Vorschub="16dp" SchriftStil="0" SchriftGroesse="8,4dp" EinzugAbsatz="0ru" SchriftArt="ITC Franklin Gothic Book"> Von Christoph Enzmann<?_MAK> <?ZE>

23.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:10 Uhr
Wettkampfluft im Landkreis Roth schnuppert Profitriathlet Jonathan Zipf in diesem Jahr unter anderem beim Rothsee-Triathlon. Dort läuft er in der starken Zeit von 1:55:31 Stunden als Zweiter über die Ziellinie. −Foto: Münch

Um sich seinen großen Traum zu erfüllen, ist Profi-Triathlet Jonathan Zipf vor kurzem zu seiner Freundin nach Allersberg gezogen. Die Trainingsbedingungen im Landkreis Roth sowie die Nähe zum Bundesstützpunkt Nürnberg gaben den Ausschlag

Allersberg (HK) Es ist noch gar nicht so lange her, genauer gesagt erst einen guten Monat, da verblüffte in Greding einer junger Mann die Zuschauer: In 34:02 Minuten - und damit mit fast sechs Minuten Vorsprung - gewann Jonathan Zipf beim dortigen Jura-Halbmarathon die Elf-Kilometer-Distanz.

Spätestens als der 32-Jährige das zweite Mal über den Marktplatz gerauscht kam und sich weit und breit kein "Konkurrent" in seiner Nähe befand, war wohl jedem klar: Hier handelt es sich bestimmt nicht um einen gewöhnlichen Hobbyläufer. Es war der Profi-Triathlet Jonathan Zipf. Und da Zipf vor kurzem nach Allersberg gezogen ist, werden ihn die Menschen im Landkreis Roth ab sofort wohl häufiger auf einer der vielen Laufveranstaltungen in der Region zu sehen bekommen.

Der aus der Nähe von Freiburg stammende 32-Jährige verpasste 2017 die Qualifkation für den deutschen Nationalkader und will nun im Landkreis Roth durchstarten. Vier Sekunden fehlten dem ehrgeizigen Profi-Triathleten beim Aufnahmetest für die Nominierung.

Die optimalen Trainingsbedingungen im "triathlonverrückten" Landkreis Roth sollen Zipf nun als Sprungbrett dienen, um sich seinen großen Traum, von der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 zu verwirklichen. "Der größte Unterschied zur Gegend um Saarbrücken sind die hervorragend ausgebauten Radwege hier im Landkreis", sagt Zipf. "In Saarbrücken riskierst du dein Leben, wenn du mit dem Rad fährst, viele Autofahrer nehmen einfach keine Rücksicht." Auch das Schwimmtraining gestaltet sich für ihn in seiner neuen Heimat wesentlich einfacher. "Der Rothsee liegt direkt vor meiner Haustüre und das Freiwasserschwimmen mit Neoprenanzug ist dort durchaus bis Oktober möglich. Auch ein Koppeltraining - Schwimmen und Laufen - kann man hier problemlos absolvieren." In Saarbrücken habe er immer erst eine Stunde fahren müssen, um unter guten Bedingungen schwimmen zu können. "Man merkt einfach, dass die Leute hier in der Region etwas übrig haben für den Triathlonsport." Und ist ihm der Rothsee jetzt über die Wintermonate doch zu kalt, nutzt Zipf eben das nur rund 20 Kilometer entfernte Langwasser-Bad, in dem für die Triathleten am neuen Bundesstützpunkt Nürnberg (siehe eigener Artikel) extra Bahnen reserviert sind. Sein früherer Trainer Roland Knoll leitet zudem den Stützpunkt in Nürnberg. Mit dem aus Büchenbach stammenden Team Memmert habe er außerdem einen tollen Sponsor gefunden, mit dem er glücklich sei.

Eine wichtige Rolle für seinen Umzug in den Landkreis Roth hat auch Zipfs Freundin Theresa Baumgärtel gespielt, die aus Allersberg stammt und mit der er dort seit 1. Oktober zusammenwohnt. Zipf lernte sie 2013 am Triathlon-Bundesstützpunkt in Saarbrücken kennen. Die 26-Jährige ist selbst Triathletin und leitet die Geschäftsstelle des bayerischen Triathlonverbands. Gemeinsam starten die beiden auch für den TV Buschhütten in der 1. Triathlon-Bundesliga. Auch durch sie kennt der 32-Jährige bereits einige Ausdauersportler aus dem Landkreis. Theresas Tante etwa ist Christine Ramsauer, die bereits mehrmals den Läufer-Cup im BLV-Kreis Mittelfranken Süd für sich entschied. Auch mit Rebecca Robisch, die wie Zipf am Olympiastützpunkt in Saarbrücken war und mittlerweile in Roth wohnt, hat er schon gemeinsam trainiert. Hin und wieder trifft er sich auch mit seinem neuem Partner vom Asics Team Memmert, Matthias Grosser. Der Rednitzhembacher zählte im vergangenen Jahr zu den Landkreisschnellsten beim Challenge Roth. Sein Rad lässt Zipf regelmäßig von Lasse Ibert (Team twenty.six Roth) - dem Freund von Theresas Cousine, den er ebenfalls schon lange kennt - inspizieren. Wettkampfluft hat Zipf im Landkreis ebenfalls schon geschnuppert. Neben seinem bereits erwähnten Sieg in Greding schaffte er es auch beim Rothsee-Triathlon und beim Hilpoltsteiner Duathlon auf's Treppchen und schloss jeweils mit Rang zwei ab.

Um in den Olympia-Qualifikationsrennen auf die Startliste zu kommen, muss Zipf Weltranglistenpunkte sammeln. "Natürlich hast du im Nationalteam bessere Voraussetzungen und bekommst etwa Trainingslager gezahlt, die ich jetzt über Sponsoren finanzieren muss. Aber mein Hauptziel ist nicht ausschließlich, künftig wieder zum Kader zu gehören, sondern die Olympia-Quali zu schaffen."

Etwas kompliziert macht es für Zipf, dass die Kriterien für Olympia noch immer nicht genau definiert sind. "Ich hoffe aber, dass diese noch heuer festgelegt werden. Was ich weiß ist, dass im kommenden Jahr eine Art Testrennen stattfindet, bei dem höchst wahrscheinlich ein Startplatz vergeben wird." Sollte das nicht klappen, hofft Zipf sich über gute Leistungen im Weltcup und der WTS (Word Triathlon Series) für das deutsche Mixed-Relay-Team zu empfehlen. "Für dieses Jahr habe ich die Startberechtigung für den Weltcup noch, doch im neuen Jahr muss ich mich eventuell erneut dafür qualifizieren und das klappt nur, wenn ich den Test der DTU bestehe. Über den Weltcup kann man sich dann wiederum für die WTS qualifizieren. Mein Zwischenziel ist es, in beiden Wettbewerben nächstes Jahr regelmäßig zu starten und Topresultate zu erzielen." Heuer wird Zipf in keinem Weltcup-Rennen mehr starten. Zuletzt nahm er an den Wettkämpfen in Südkorea und Japan teil.

Mit dem Triathlonsport in Berührung kam der aus der Kleinstadt Herbolzheim-Broggingen zwischen Freiburg und Offenburg (Baden-Württemberg) stammende junge Mann übrigens schon früh. "Der erste Anstoß kam von meinem Vater. Allerdings bin ich bei den Schülerrennen immer weit hinten gelandet." Doch sein Vater ermutigte ihn, weiter zu machen und härter zu trainieren. Das tat Zipf und merkte plötzlich, dass er für diese Sportart eben doch geeignet ist. Die Erfolg stellten sich schnell ein. 2005 holte er mit 19 Jahren den zweiten Platz bei der Junioren-WM und landete im selben Jahr auf Rang drei bei der EM. Kurz zuvor war er an den Stützpunkt nach Saarbrücken gewechselt. "Schon kurz davor war mir klar, dass ich Profi werden möchte." In der Folge setzte sich seine Karriere mit Höhen und Tiefen fort. 2013 - kurz nach dem er in Hannover den deutschen Meistertitel über die olympische Distanz gewann - hatte er eine Verletzung an der Patellasehne, die so schwer war, dass er nicht wusste, wann und ob er überhaupt nochmal Triathlon betreiben kann. Erst ein Arzt von der Bundeswehrkaserne in Roth habe ihm schließlich weiterhelfen können. Seinen bislang größten Erfolg feierte er schließlich 2016, als er beim Hamburg-Triathlon mit der Nationalstaffel Gold im Supersprint holte. 2017 folgten als weitere tolle Erfolge der deutsche Meistertitel über die Duathlon-Kurzdistanz und der Vize-Meistertitel über die Triathlon-Sprintdistanz.