Herrnsberg
Im künstlichen Koma, aber außer Lebensgefahr

19.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:40 Uhr
Da war es noch ein ganz normales Fußballspiel: Wenige Minuten später gibt es auf dem Herrnsberger Sportplatz einen Notfall −Foto: J. Münch

Herrnsberg (HK) Die Herrnsberger Fußballer stehen unter Schock: Im gestrigen Heimspiel gegen Hilpoltstein sackte ein DJK-Spieler kurz vor Schluss zusammen und konnte erst nach einer halben Stunde wiederbelebt werden. Aus dem Krankenhaus kam am Abend die Nachricht: Der Herrnsberger ist außer Lebensgefahr.

Über 80 Minuten hinweg hatten sich die DJK Herrnsberg und der TV Hilpoltstein gestern Nachmittag ein packendes Landkreisduell in der Fußball-Kreisliga Neumarkt geliefert. Hilpoltstein führte kurz vor dem Abpfiff mit 3:2 und drohte Herrnsberg die vierte Saisonniederlage beizubringen. Doch von einem Moment auf den nächsten wurde es für die DJK kein Spiel mehr um Sieg oder Niederlage, sondern es ging um Leben und Tod.
 

"Eigentlich war es eine ganz normale, harmlose Szene", berichtete der langjährige Fußball-Abteilungsleiter des TV Hilpoltstein, Gerhard Koller. Ein Eckball kam in den Herrnsberger Strafraum geflogen, die Spieler sprangen hoch, das Leder prallte in Richtung Seitenlinie und beide Teams setzten dem Ball nach. Doch abseits des Geschehens sackte ein Herrnsberger Spieler im Strafraum zusammen, ging auf die Knie, kippte wenige Augenblicke später um und blieb regungslos auf dem Rasen liegen.

Sofort riefen die Herrnsberger den Notarzt. Der Krankenwagen kam auch schnell zum DJK-Sportplatz. Doch nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Herrnsberger Fußballer nicht einen angehenden Arzt in ihren Reihen hätten. Der Medizinstudent Sebastian Herrler eilte sofort zu seinem bewusstlosen Mannschaftskameraden und unternahm unaufhörliche Wiederbelebungsversuche. Gemeinsam mit dem Notarzt war es dann geschafft, nach über einer halben Stunde: Der Herrnsberger Spieler wurde erfolgreich reanimiert und mit dem angeforderten Rettungshubschrauber ins Ingolstädter Klinikum gebracht.

"Sein Puls war wieder stabil. Und er hat auch wieder geatmet", so war es gestern Abend aus dem Herrnsberger Sportheim zu erfahren. Mehr konnten und wollten die geschockten DJK-Fußballer nicht sagen. Nicht nur Sebastian Herrler, sondern auch Trainer Markus Hübner war mit den Nerven völlig am Ende und bat im Namen der Mannschaft, nach diesem Notfall erst einmal in Ruhe gelassen zu werden. Bis in die späten Abendstunden hinein saß die Mannschaft noch im Sportheim zusammen, um das schreckliche Ereignis gemeinsam zu verarbeiten. Gegen 21 Uhr kam schließlich eine erste Entwarnung aus dem Ingolstädter Klinikum: Der Herrnsberger ist außer Lebensgefahr. Zur weiteren Behandliung wurde er allerdings in ein künstliches Koma versetzt.

Ganz im Gegensatz zu dieser Nachricht aus der Klinik blieb es für die DJK nur eine Nebensachlichkeit, dass das beim Stand von 2:3 abgebrochene Heimspiel gegen den TV Hilpoltstein laut Kreisspielleiter Anton Pfahler der Spielordnung entsprechend neu angesetzt wird. Alle fünf Tore gab es bereits in der ersten Hälfte zu sehen. Eines erzielte sogar der Herrnsberger Medizinstudent Sebastian Herrler, der in der 10. Minute für den 1:1-Ausgleich sorgte. Bereits in der 2. Minute hatte Markus Bayer die Gäste in Führung gebracht.

Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit waren die Herrnsberger sogar in Führung gegangen, weil Bernhard Geyer in der 17. Minute das 2:1 markierte. Doch nach dem schnellen 2:2-Ausgleich von Daniel Schmitz (22.) legten die Hilpoltsteiner kurz vor dem Pausenpfiff auch noch das 3:2 von Jörg Kotschak nach. Nach dem Seitenwechsel drängten die Herrnsberger auf den erneuten Ausgleich, während der TV Hilpoltstein auf einen Konter zum vorentscheidenden vierten Treffer hoffte. Dass aber dieses Landkreisduell in der Fußball-Kreisliga Neumarkt ein derart dramatisches Ende nehmen würde, darauf hätten beide Vereine nur zu gerne verzichtet.