Im Kostenrahmen

27.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:27 Uhr

Der Kabarettist Chris Böttcher war der Zuschauerkönig der diesjährigen KultTour. 346 der 2005 Zuschauer sahen ihn. - Foto: mes

Hilpoltstein (HK) Die KultTour 2009 hat die Erwartungen des Hilpoltsteiner Stadtrats erfüllt: Der städtische Aufwand liegt mit etwa 2000 Euro – einige kleinere Posten sind dabei aber noch nicht abgerechnet – weit unter der vorgesehenen Deckelung von 10 000 Euro.

Von einer "qualitativ hochwertigen KultTour 2009" unter der Regie des städtischen Kulturamtes sprach Bürgermeister Markus Mahl (SPD), der sich mit dem Ablauf und dem "hohen Niveau der Künstler" zufrieden zeigte. Die Leute seien teilweise begeistert gewesen. Die Hilpoltsteiner KultTour ist laut dem Bürgermeister "eine gut aufgebaute Marke, die wir aber noch optimieren können".

Indirekt sprach Mahl damit die Besucherzahlen an, die im Vergleich zum Vorjahr massiv eingebrochen sind. Direkt ging aber niemand im Stadtrat in der Sitzung am Donnerstagabend auf den enttäuschenden Andrang ein, es dominierte die Zufriedenheit mit dem finanziellen Aufwand. 2005 zahlende Zuschauer wollten die 15 Künstlerauftritte sehen, nicht berücksichtigt sind dabei die Kulturreise, das Drachenfest und die Zellkultur, bei denen keine Zahlen erfasst sind. 2008 strömten noch rund 5200 Besucher in 20 Veranstaltungen.

Mehr als zwei Drittel aller Gäste kamen aus Hilpoltstein und den Ortsteilen, weitere 22 Prozent aus dem Landkreis Roth, wie Christoph Raithel vom Kulturamt in der Sitzung ausführte. "Umliegende Landkreise sind nicht stark vertreten", bilanzierte Raithel. Sein Schluss: Man müsse dort mehr für die KultTour werben.

Außer vielleicht für Zugpferde wie Chris Böttcher: Mit 346 Zuschauern war der Auftritt des Kabarettisten die mit Abstand am besten besuchte Veranstaltung. Ausgebucht waren auch die Oldieparty, das Konzert des Hilpoltsteiner Gospelchors und der Filmabend mit Ludwig Heß, also Veranstaltungen, in denen das Lokalkolorit im Vordergrund stand. "Heimische Künstler sind Selbstläufer", sagte Michael Greiner (FW). Die KultTour sei eben für Hilpoltsteiner und den Umkreis, sei wenig zugkräftig nach außen.

Seine Fraktion sei zufrieden mit dieser "kleinen, aber feinen Veranstaltung mit überschaubarem finanziellen Risiko". Vielleicht könne man das Festival noch entzerren, es gebe zu viele Veranstaltungen in einem kurzen Zeitraum. Ein oder zwei Topacts wären schön, "muss aber nicht sein".

Eine andere Auffassung vertrat Christine Rodarius für die SPD: "Wir wollen nach außen hin glänzen", sagte sie, die KultTour solle eben nicht nur von Hilpoltsteinern für Hilpoltsteiner sein. "Wir wünschen uns Highlights." Gleichwohl attestierte sie den Organisatoren – Kulturamt und Arbeitskreis KultTour –, sie hätten viele Geschmacksrichtungen angesprochen und die Menschen begeistern können. Manche Veranstaltungen seien allerdings "nicht sehr gut beworben" worden, zudem solle ihr zufolge der Jugendtreff besser eingebunden werden.

Ein Manko in der Kostenübersicht sprach CSU-Sprecher Hans Meier an: Beim Defizit im vergangenen Jahr von rund 40 000 Euro sei das Gehalt von Festivalleiterin Ruth Kiefer eingerechnet gewesen. Jetzt muss die Stadt laut Unterlagen nur gut 2000 Euro bezahlen – allerdings kommen hier noch Personalkosten hinzu: Kulturamtsleiterin Sonja Maier wendet monatelang einen großen Teil ihrer Arbeitszeit für das Festival auf, seit August wird sie von Halbtagskraft Raithel unterstützt. Zudem half ein Praktikant aus. "Wir haben das Personal wegen der KultTour aufgestockt", bestätigte Mahl auf Nachfrage des Hilpoltsteiner Kurier. Ansonsten wäre sie "nicht zu stemmen gewesen". Auch Rodarius hätte sich einen aufgeschlüsselten Kostenüberblick gewünscht, "Transparenz ist das A und O", sagte sie.

Einstimmig beschloss der Rat, die Planung der KultTour im nächsten Jahr wieder in die Hände des Kulturamts zu legen. Der Zuschuss der Stadt darf wiederum 10 000 Euro nicht übersteigen. Die CSU trage die KultTour 2010 noch vorbehaltlos mit, so ihr Sprecher Meier. Die Zukunft des Festivals 2011 sei aber ungewiss.

Wegen des Wechsels des städtischen Stromanbieters werde die N-Ergie ihr Kultursponsoring nicht aufrecht erhalten, präzisierte Meier auf Nachfrage des HK. Dabei gehe es um eine fünfstellige Summe, die zu einem großen Teil auch in die KultTour geflossen sei. In diesem Jahr hat das Festival insgesamt gut 37 000 Euro gekostet. "Es kommt auf das Abschlussergebnis im nächsten Jahr an, wollte Meier noch keine Prognose zur KultTour 2011 wagen.