Neumarkt
Im Katastrophenmodus

Kreisbrandrat Jürgen Kohl zur Situation der Feuerwehren in der Coronakrise

25.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:40 Uhr
Kreisbrandrat Jürgen Kohl und die Feuerwehren sind auch während der Coronakrise gerüstet für den Ernstfall. −Foto: Landratsamt Neumarkt

Breitenbrunn/Neumarkt - Das Coronavirus beschäftigt auch die Feuerwehren im Landkreis Neumarkt stark. Versammlungen, Übungen, Kameradschaftsabende und sonstigen Treffen werden abgesagt. Im Vordergrund steht die unbedingte Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft.

 

"Bleibt Zuhause, wir sind weiter für euch da." So oder so ähnlich könnte derzeit ein Aufruf des Kreisfeuerwehrverbandes an die Menschen im Kreis Neumarkt lauten. Die Kreisfeuerwehren haben sich in den vergangenen Tagen intensiv mit dem Thema Corona auseinandergesetzt und Vorkehrungen zur Verminderung des Risikos für die Mitglieder der Wehren und zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft getroffen. "Dieser Einsatzbereitschaft wird derzeit alles andere untergeordnet", sagt Kreisbrandrat Jürgen Kohl im Gespräch mit unserer Zeitung. Der oberste Feuerwehrler des Landkreises hat den Führungskräften der 156 Feuerwehren schriftlich mitgeteilt, dass Landrat Willibald Gailler die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) in Kraft gesetzt hat. Zu deren Aufgaben zählt es, Katastrophen vorzubeugen, sie abzuwenden, die erforderlichen Einsätze zu leiten, Katastrophenschutzpläne anzulegen, beratende Katastropheneinsatzstäbe zu bilden und Katastrophenschutzübungen abzuhalten.

Laut Kohl gilt für die Feuerwehren: Es soll so wenig sozialer Kontakt wie möglich stattfinden. Der Kontakt innerhalb der Feuerwehr sollte auf Null gefahren werden. Erkrankte, im Ausland gewesene, in Quarantäne Befindliche oder Infizierte melden sich bei zuständigen Kommandanten ab. Die Kommandanten haben sich einen Überblick über die aktuelle Zahl der Einsatzkräfte zu verschaffen. Eine zu geringe Anzahl ist Kreisbrandmeister oder Kreisbrandinspektor mitzuteilen. Bei Alarmierungen wird die Leitstelle Regensburg bei der Notrufabfrage auch nach dem Merkmal Corona fragen. Einsätzen wie Wohnungsöffnungen, Tragehilfe, Rettungsdienst und dergleichen sollen - wenn möglich - mit minimaler Besetzung erfolgen. Die eingesetzten Kräfte sollten, wenn direkter Personenkontakt zu erwarten ist, zum Beispiel bei der Rettung bedrohter Menschen mit der Drehleiter, mit Schutzausrüstung oder Infektionsschutzanzug vorgehen. Sollte es Probleme bei Einsätzen mit Schutzausrüstungen oder mit der Personalstärke geben, ist das auch den Führungskräften zu melden. Die FüGK erwartet täglich um 11 Uhr eine Meldung zur Lage aller Feuerwehren im Landkreis durch den Kreisbrandrat.

Laut Kohl wurden alle Feuerwehren ausdrücklich auf die Hygienevorschriften hingewiesen und auch darauf, dass entsprechend den Unfallverhütungsvorschriften und dem bayerischen Feuerwehrgesetz bei Krankheit kein Feuerwehrdienst geleistet werden darf. "Es geht um die mögliche Ansteckung und Eindämmung des Virus, um die Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit sowie um die Sicherheit unserer Bürger und um uns selbst" so Kohl. Der Kreisbrandrat hat allen Feuerwehren mitgeteilt, dass alle Jahresversammlungen, Leistungsprüfungen, Sitzungen, Übungen, Ausbildungen und dergleichen unterbleiben sollten. Auch in der Gemeinde Breitenbrunn wurden die Jahresversammlungen in Buch und Langenthonhausen kurzfristig abgesagt. Laut ihrem Vorsitzenden Christian Braun hat die Stützpunktwehr Breitenbrunn auch die geplanten Übungen zum Thema Leitern und Türöffnung abgeblasen. Gute Nachrichten, falls man in diesen schwierigen Zeiten überhaupt von solchen sprechen mag, gibt es übrigens auch und zwar für die Feuerwehren Breitenbrunn und Langenthonhausen. Erstere hatte bei der Jahresversammlung 2019 Bürgermeister Johann Lanzhammer einen Antrag auf Ersatzbeschaffung für das mittlerweile fast 35 Jahre alte Tragkraftspritzenfahrzeug überreicht. Gekauft werden soll ein modernes Fahrzeug mit Wasser (TSF-W) und Tragkraftspritze. Die Gesamtkosten dafür betragen 100000 bis 120000 Euro. Der Marktrat hatte dem Antrag noch im gleichen Monat zugestimmt. Wie der Feuerwehrvorsitzende Braun erläuterte, können die Beschaffungen im Frühjahr ausgeschrieben werden. Mit einer Auslieferung des Einsatzfahrzeuges sei voraussichtlich erst im kommenden Jahr zu rechnen. Die Feuerwehr in Langenthonhausen bekommt dagegen ihre dringend benötigte Tragkraftspritze noch heuer, was Bürgermeister Lanzhammer bestätigte. Kämmerer und Geschäftsleiter Jürgen Konrad hat auf jeden Fall für das TSF-W und die Tragkraftspritzen schon einmal 130000 Euro in den Haushalt eingestellt. An Zuschüssen werden 45000 Euro erwartet.

Foto: Sturm/swp