Im Hofgarten muss Platz für Mensch und Bienen sein

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Zu "Sorge um Hofgarten und Heilig-Geist-Spital" (EK vom 5. März):

Wie gut, dass es den Verschönerungsverein gibt. Das denke ich schon seit Jahren. Wie oft ist der Blick der Öffentlichkeit auf vernachlässigte Ecken gerichtet, ein wahres Ideenfeuerwerk für die Weiterentwicklung der Stadt abgebrannt worden. Ob das die Erweckung des Cobenzlparks aus dem Dornröschenschlaf war oder jetzt die Ideen für die Gestaltung eines öffentlichen Altmühlufers zwischen Finanzamt und Feuerwehr sind - toll. Dafür vielen Dank.

Gelegentlich, das muss ich allerdings auch sagen, schießen einige Verschönerer nach meinem Empfinden aber übers Ziel hinaus. Gut, ich bin jetzt keine, die den Rasen mit der Nagelschere trimmt und Pflasterfugen mit dem Zahnbürstl schrubbt. Aber auch wer meinen eher saloppen Ordnungsbegriff nicht zwingend teilt, muss zugeben, dass zwischen pingelig genau und schlampert viel Platz für Augenmaß und Großzügigkeit ist.

Zum Beispiel, was den Hofgarten betrifft. Ja, ich weiß, die Stadtführer werden immer mal wieder drauf angesprochen, dass der Hofgarten früher besser in Schuss war. Aber: Auch das Gegenteil ist wahr. Bei zweien meiner Hofgartenführungen wurden die blühenden Rabatten zwischen den Pavillons ausdrücklich und begeistert gewürdigt.

Die Aussage ",Eichstätt summt €˜ hat im Hofgarten nichts verloren" empfinde ich als geradezu grotesk falsch. Ja wo denn sonst? Solange Gabionenmauern, Rollrasen und gekieste Vorgärten nicht unter Strafandrohung verboten sind, ist es doch vor allem die öffentliche Hand, die sich gegen das Insektensterben stemmen kann und muss. Und zwar nicht nur auf irgendwelchen Randstreifen weitab der öffentlichen Betrachtung, sondern beispielgebend da, wo es alle sehen können.

Das Problem im Hofgarten ist doch nicht, dass es entlang der wunderbaren Blühstreifen summt und brummt. Das Problem ist, dass keiner Zeit hat, Verblühtes ab- und zu lang Gewordenes zurückzuschneiden. Dass eine Stadt, die mit zehn Millionen in den Miesen ist, an allen Ecken und Enden Personal spart, ja sparen muss, weiß doch jeder. Und versteht eigentlich auch jeder.

Die Frage, die sich ein Verschönerungsverein stellen muss, ist doch nicht: Biene oder Mensch? Summende Bienen und ansprechende Optik? Die Frage muss sein: Wie kriegen wir beides hin? Dazu muss man Menschen ins Boot holen, statt sie über Bord zu schubsen. Die begeistert gartelnden Bienenfreunde aus dem Kapuzinergarten zum Beispiel. Oder meine Umweltklasse, die das vertrocknete Grünzeug sicher auch abräumen würde, wenn sie jemand höflich darum bittet. Dieses gemeinschaftliche Anpacken würde Eichstätt nicht nur schöner machen. Sondern auch besser.

Susanne Höltken

Eichstätt