Belmbrach
Im "gläsernen Wald"

Belmbracher Kärwaverein besucht Rother Partnerstadt Regen - Berühmtes Eintopfgericht

07.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:52 Uhr
Josef Sturm
Eine Exkursion nach Regen, Partnerstadt der Kreisstadt Roth, und in die Umgebung startete eine 46-köpfige Delegation des Vereins "Belmbracher Kärwa". −Foto: Sturm

Belmbrach (HK) Eine Exkursion in die Rother Partnerstadt Regen im Bayerischen Wald startete der Verein "Belmbracher Kärwa".

Die 46-köpfige Delegation war begeistert von der freundlichen Aufnahme.

Nach der Begrüßung mit regionalen Spezialitäten im niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum erläuterte Angelika Michel die wechselvolle Geschichte der Stadt Regen und der Städtepartnerschaft mit Roth. Wie es sich für Regen gehört, bekam jeder das Originalrezept des Pichelsteiner Eintopfs ausgehändigt. Dass der Eintopf in Regen entstanden ist, beruht auf einer Legende, die besagt, dass im Jahr 1742 eine Bäuerin im Regener Gasthaus Wieshof gezwungen war, den Panduren Trenck und seine Gefolgsleute zu verköstigen. Sie hatte aber nur Rüben, Kraut und ein paar Fleischreste, die sie in einem großen Kessel (Pichel) über dem Feuer gekocht hat. Dem wilden Haufen soll es gut geschmeckt haben, er ist friedlich weiter gezogen, so erfuhr es die Delegation.

Am Nachmittag wurden die Belmbracher von den "Postkellerfreunden" herzlich begrüßt. Die Postkellerfreunde um Sigrid Schiller-Bauer haben viele vergessene Bier- und Lagerkeller freigelegt und bieten Führungen an, um die historische "Regener Unterwelt" zu zeigen und die Geschichte der Bier- und Eiskeller weiterzutragen. In der Regener Pfleggasse sind sage und schreibe 21 Bier- und Eiskeller angelegt - einzigartig in der Region.

Etwa 300 Jahre sind die Gewölbekeller alt, kunstvoll gemauert aus dem "Regenbühl Gneis" einer Gesteinsart, die es nur in Regen gibt. Bis vor etwa 60 Jahren wurden die Keller genutzt, von Privatleuten, Wirtshäusern, Lebensmittelgeschäften und natürlich von den Brauereien, deren große Anzahl dürfte auch für die hohe Kellerdichte verantwortlich sein. Im Jahr 1850 hatte Regen 14 Brauereien bei 1500 Einwohnern, das heißt auf 115 Regener kam eine Brauerei. Eine durchaus außergewöhnliche Bierdichte: In München kam zur selben Zeit eine Brauerei auf 700 Bürger.

Nach diesen ausführlichen Informationen machten die Belmbracher einen kurzen Abstecher zur Burgruine Weißen-stein, wo sie von der Spitze des Burgturms den atemberaubenden Fernblick über die Berge und Täler des Bayerischen Waldes genossen sowie den "gläsernen Wald" und "das fressende Haus".

Der 2000 Quadratmeter große "gläserne Wald" zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Luftkurortes und ist Touristenattraktion und Kunstwerk zugleich. Die Tannen, Fichten, Buchen, Kiefern und Espen sind aus farbigem Flachglas.

Das "fressende Haus" beherbergte lange Zeit den Dichter Siegfried von Vegesack. Weil das Gebäude so viel Geld für den Unterhalt verschlang, nannte er es kurzerhand "fressendes Haus" - dieser Name ist geblieben. Im Erdgeschoss erinnert eine Dichterstube an den prominenten Bewohner.

Letztes Highlight der Reisewar St. Englmar und der dortige Waldwipfelweg. In einer Höhe von bis zu 30 Metern konnte man bei herrlichem Wetter die Höhenzüge des Bayerischen Waldes, das Donautal und die Ebenen des Gäubodens überblicken.

Josef Sturm