Thalmässing
Im Geiste mit Slowenien verbunden

Thalmässinger feiern Weltgebetstag der Frauen im Bunker und lassen Kirche außen vor

10.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:28 Uhr
Die Schönheiten Sloweniens flimmern im Bunker über die Leinwand, während Frauen bewegende Texte aus dem Land vortragen. −Foto: Leykamm

Thalmässing (lkm) "Dober vecer!" erklingt es zum Auftakt des Weltgebetstag der Frauen im Thalmässinger Bunker. Was nichts anderes heißt als "Guten Abend", klärt die evangelische Gemeindereferentin Brigitte Reinard auf, die sich zu Beginn der Landessprache Sloweniens bedient, das bei dieser Veranstaltung im Mittelpunkt steht.

Wenn auch nicht ganz pünktlich, findet sie doch eigentlich jeden ersten Freitag im März statt. Doch der stand diesmal in der Marktgemeinde ganz im Zeichen des Brauchtumsumzugs. Mit diesem Höhepunkt im Fasching habe man nicht konkurrieren wollen und deswegen den etwas anderen Gottesdienst einfach um eine Woche verschoben. So erklärt Reinard den Termin. Doch die Verlegung sei eigentlich ganz passend, könne das Treffen doch nun just am Internationalen Frauentag begangen werden. Ebenso ungewöhnlich: Es beginnt nicht in einer Kirche wie sonst eigentlich üblich. Dies hat einen besonderen Hintergrund. Lautet das Motto diesmal doch: "Kommt, alles ist bereit! "

An diesem Tag gilt das für die feiernden Frauen, für alle Ewigkeit aber für das große Festmahl bei Gott. Hier wie da soll aber niemand ausgeschlossen werden. Doch genau das wäre passiert, hätte das Thalmässinger Vorbereitungsteam die Vorschläge ihrer slowenischen Glaubensgenossinnen buchstäblich umgesetzt. Dann wäre im Gotteshaus nämlich nur eine kleine Tafel aufgebaut worden, an der nur die Helferinnen Platz gefunden hätten. Im Bunker aber kommen nun alle der fast 70 Besucherinnen in den Genuss von Gulasch- und Kartoffelsuppe.

Gottesdienst und Festmahl werden eins, was der Veranstaltung eine ganz besondere Note verleiht. Dazu gibt es Informationen über Slowenien selbst, dessen Schönheiten über eine Leinwand flimmern. Auf einem Tisch in der Saalmitte, um den sich die Tische in Hufeisenform gruppieren, finden sich bald Gegenstände wieder, die das Land repräsentieren: Vom Klöppelbrett bis hin zur roten Nelke, der Nationalblume.

Besondere Beachtung findet es, als in den vorgegebenen Texten slowenische Frauen zu Wort kommen. Da berichtet Marjeta davon, wie sie als Christin im einst kommunistischen Jugoslawien als "Bürgerin zweiter Klasse" behandelt wurde, ihr Glück dann in der Schweiz suchte und froh war, als Rentnerin bei der Rückkehr wieder in ihrer einstigen Kirchengemeinde aufgenommen zu werden.

Die Thalmässingerinnen erfahren nicht nur von den Nöten der Senioren in Slowenien, sondern auch davon, welche familiäre Schäden dort der Alkoholismus anrichtet. Auch Gruppen am Rande der Gesellschaft wie etwa die Roma kommen zu Wort. "Die Sorgen, Freuden und Hoffnungen der Frauen in Slowenien zu teilen" ist ja auch das erklärte Ziel des diesjährigen Weltgebetstags, wie es in Thalmässing anklingt.

Ins Leben gerufen wurde er bereits vor 130 Jahren von einer ökumenischen Basisbewegung. In der hiesigen Marktgemeinde kann Brigitte Reinard seit vielen Jahren auf eine treue Schar von einem Dutzend Mitarbeiterinnen zählen, die alljährlich die fünfwöchigen Vorbereitungen für die Veranstaltung trifft. Ein Stamm "der sich kaum verändert", weiß die Gemeindereferentin die Treue ihrer Mitstreiterinnen zu schätzen. "Wir haben einfach eine tolle Gemeinschaft. " Da darf man sich denn auch mal die Freiheit nehmen, die vom Weltgebetstags-Komitee vorgeschlagene Abfolge der Veranstaltung leicht zu variieren. So geschieht es auch zum Ausklang bei Tee und süßen Backwaren. Auf den Tellern mit den slowenischen Gebäckspezialitäten sollte sich nämlich eigentlich auch das urtypische "Potica" befinden. Eine Art Nusszopf, nur eben mit Estragon gewürzt. Doch das wäre wohl für die einheimischen Gaumen etwas zu exotisch gewesen - und so hat man es einfach weggelassen. An der Gemeinschaft der Gläubigen und ihrer Verbundenheit mit ihren Glaubensschwestern in Slowenien hat dies freilich nichts geändert.