Schrobenhausen
Im Erkältungstee hilft er gegen Husten

<DK-XY_trifft>ZARTE SCHÖNHEITEN AM WEGESRAND</DK-XY_trifft> - Heute: der Spitzwegerich und der Breitwegerich

18.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:20 Uhr
Die Blätter des Spitzwegerichs (links) sind lang und schmal, die des Breitwegerichs sind eher ausladend. −Foto: privat

Schrobenhausen - Spätestens, wenn alles grünt und blüht, weiß der Hobbygärtner: Es ist Frühling.

Da wird in so manchem Garten gewerkelt, damit alles schön sauber aussieht und ja kein Unkraut im wunderbar gepflegten Rasen sichtbar ist. Dabei gibt es so einige zarte Schönheiten am Wegesrand, die uns nun begegnen. Und nützlich sind sie allemal: Als Kräuter für die Küche oder als Heilpflanze für die Naturmedizin. In einer kleinen Serie stellen wir einige vor. Heute erzählt die Edelshausener Kräuterpädagogin Monika Stegmeir (kleines Bild) etwas über Spitz- und Breitwegereich.

"Wie mit Goldfäden näht der Wegerich den klaffenden Riss zu und wie an Gold nie Rost ansetzt, so flieht dem Spitzwegerich jede Fäulnis. " Liest sich wie aus einem Kräuterbuch von Harry Potter über magische Pflanzen, aber nein, so beschreibt der naturheilkundige Sebastian Kneipp den Wegerich.
Zerreibt man die Blätter, besonders die des Spitzwegerichs und verteilt sie auf der Haut, sind sie schnelle Hilfe für Insektenstiche oder Brennnesselquaddeln. Sie machen das unangenehme Jucken oder die Schmerzen erträglicher.

Man kann auch eine Salbe zur äußerlichen Anwendung aus dem Spitzwegerich herstellen. Die Blätter des Spitzwegerichs sind lang und schmal, mit fünf Blattrippen auf der Blattrückseite. Aus der Mitte der Pflanze entspringen lange Stängel mit walzenförmigen Knospen. Bei der Blüte bildet sich ein Kranz mit Staubgefäßen rundherum. Er ist ein Windbestäuber. Beim Breitwegerich sind die Blätter gestielt, breit bis handtellergroß. Er ist auch ein Windbestäuber, seine Samenstände sind länglich und kolbenförmig.
Den Spitzwegerich findet man auf nicht überdüngten Wiesen. Den Breitwegerich an Wegrändern, selten im hohen Gras, besonders häufig als Trittpflanze mitten auf den Wegen, meist dort, wo der Boden verdichtet ist.

Verwechseln kann man den Spitz- und den Breitwegerich mit dem Mittleren Wegerich, dessen Blätter sind aber behaart und ungestielt, man findet ihn bei uns in der Gegend nicht so häufig.

Spitzwegerich ist als Tee oder auch als Sirup gut gegen Husten. Er ist es auch, der hauptsächlich medizinisch verwendet wird. Während ihrer Ausbildung zur Kräuterpädagogin bekam Monika Stegmeir von ihrer Referentin Brigitte Klemme zu hören, es sei der beste Erkältungstee, den es gibt. Klemmes Worte lauteten: beim Anflug einer Erkältung Spitzwegerichtee trinken, so viel man schafft. Aus frischen oder getrockneten Blättern. Die Inhaltsstoffe des Spitzwegerichs schließen schon auf seine Wirkung: Aucubin, Saponine, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure und Vitamine.

Der Artenname lanceolata stammt vom Lateinischen "lanceo" (übersetzt heißt das Lanze) und beschreibt die Form der Blätter, genauso die deutsche Vorsilbe "Spitz". "Wegerich" stammt aus dem Althochdeutschen: "wega" heißt übersetzt Weg, die Endung "-rich" stand im Indiogermanischen für "König, Herrscher, Fürst". Der Wegerich ist also ein "Herrscher des Weges". Der wissenschaftliche Gattungsname Plantago leitet sich vom Lateinischen "planta" (für Fußsohle) ab, weil er als "Trittpflanze" dort gedeiht, wo der Boden durch Fußspuren oder Wagenräder verdichtet wurde.

Der reife Samen des Breitwegerichs wird, wenn er feucht ist, schleimig, bleibt dann an Schuhen, Tierhufen, ja sogar an Reifen hängen und hat sich so weltweit verbreitet. Die Form der Breitwegerichblätter mag entfernt an Fußstapfen erinnern. In Nordamerika war früher nur der Mittlere Wegerich heimisch, als der Breitwegerich dort ankam, nannten die Indianer ihn "Fußstapfen des weißen Mannes" oder "Engländer Fuß".

Wer kein Teetrinker ist, dem sind die Blätter vom Spitzwegerich am liebsten, ganz oder geschnitten im Salat. Die unreifen Knospen vom Spitzwegerich haben ein feines Pilzaroma. Man kann sie als Snack von der Wiese genießen oder über den Salat geben. Wer sich viel Zeit nimmt, kann die Knospen auch einlegen wie Kapern.

Die reifen Samen kann man wie Flohsamen verwenden, als einheimische Variante quasi. Die grünen Samenstände vom Breitwegerich kann man auch direkt von der Wiese knabbern, als "Bauern-Müsliriegel", auch über Salat oder als Kapern. Stegmeir hat beim Breitwegerich jahrelang nur die Samenstände gegessen, bis sie ein Buch aus Österreich bekam. In diesem ist der Breitwegerich toll beschrieben und seitdem schätzt sie ihn sehr. Um die Kartoffelscheune der Stegmeirs wächst eine kleine Wegerichplantage. Die jungen, zarten, gefalteten Blätter, die beim Breitwegerich aus der Mitte wachsen, haben ein feines Steinpilzaroma und können fein nudelig geschnitten über den Salat gegeben werden. Sehr fein.

SZ