Lehen
"Im Einklang mit Natur und Umwelt"

Franz-Josef Fischer setzt in der Lehenmühle auf handgemachte Qualität

05.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:13 Uhr

Foto: Magdalena Zurek

Lehen (PK) Wo die industrielle Konkurrenz bis zu 500 Tonnen Mehl täglich produziert, bringt es die Lehenmühle bei Niederlauterbach nur auf rund 1000 Tonnen pro Jahr. Dennoch ist das Überleben des Betriebes gesichert. Weil „Qualität sich durchsetzt“, ist Müllermeister Franz-Josef Fischer überzeugt.

Das Rattern der Walzenstühle, das durch die offene Holztür des massiven Hofgebäudes dringt, empfängt den Besucher. Der Duft frisch gemahlenen Getreides schwingt in der Luft. Immer der Nase folgend findet man sich im Herz der Mühle wieder. Hier tun im düsteren Halbdunkel fünf unverwüstliche Stahlkolosse aus dem vorigen Jahrhundert ihre Arbeit. „Zwei sind sogar Zündapp-Modelle“, verweist der Betreiber nicht ohne Stolz auf seine „Oldtimer“. Früher wurden die großen Riemen noch von Wasserkraft angetrieben. Erst Mitte der 1990er Jahre hat man vollständig auf Strom umgestellt. In das konstante Motorengeräusch des Aggregats mischt sich ein rhythmisches Zischen – seufzend hievt der pneumatische Mechanismus das Mehl über den Abscheider auf die große Siebmaschine. Rauf und runter geht es da, immer wieder. „Das Getreide legt hier bis zu 300 Kilometer in den Maschinen zurück“, erfährt man.

Stufenweise werden die Körner immer feiner zermahlen – aus Schrot wird Grieß, dann der sogenannte Dunst und schließlich feinstes Mehl. Letzte Station ist das Abfüllen in einen Sack aus Papier, der von Hand vernäht wird.

Die Fischers sind – anders als der Name nahelegt – seit Generationen Müller „mit Leib und Seele“. Vater Franz ist mit seinen 76 Jahren weiterhin „stark eingebunden in den Betrieb“. Er erinnert sich noch gut an jene Zeiten, als sich „nur die großen Mühlen den guten amerikanischen Weizen leisten konnten“. Erst als auch deutsche Züchter neue Sorten hervorbrachten und die EU Einfuhrzölle verhängte, hatten auch die kleinen Müller Zugriff auf bestes Getreide.

Der Sohn hat das Familienunternehmen 2007 übernommen, sieht aber „keinen Anlass zu großen Umstrukturierungen“. Es blieb auch nach dem Generationenwechsel „alles beim Alten“ in der Mühle, deren erste Erwähnung in das Jahr 1676 fällt. Eine Urkunde bestätigt, dass ein gewisser Schambhuber sie dem örtlichen Kloster abgekauft hat. Die Besitzerfamilien wechseln, bis 1830 Bartholomäus Fischer eine bis heute dauernde Tradition einläutet. Seinem jüngsten Nachfolger ist handwerkliche Qualität wichtig – und „die geht nur hausgemacht“, ist er überzeugt. Das bedeutet für ihn: „eine überschaubare Größe und damit die persönliche Kontrolle.“ Zwei Drittel seines Getreides bezieht er aus einem Umkreis von nur zehn Kilometern – „was auch ökologisch ein Plus ist“. Nur für den Dinkel, der sich bei gesundheitsbewussten Verbrauchern wachsender Beliebtheit erfreut, muss er die Ware aus den typischen Anbaugebieten aus Bayern beziehen, „da im näheren Umkreis leider nicht genügend Dinkel angebaut wird“. Ende Juli und August herrscht Hochbetrieb in der Mühle – da wird die Ernte des Jahres angeliefert, um dann in Silos und Hallen gelagert zu werden. „Unsere Bauern halten uns seit 40 Jahren die Treue“, freut sich Fischer.

Ganzjährig gleichbleibende Qualität ist für die Abnehmer wichtig. „Die Mischung ist eine Wissenschaft für sich“, sagt der studierte Müllertechniker, der sich ein hauseignes Labor eingerichtet hat. Da kann er die angelieferte Ware sofort auf Proteingehalt, Feuchtigkeit, Hektolitergewicht und Auswuchs kontrollieren. Für die Feinanalyse arbeitet er mit externen Labors zusammen, „um meine Produkte stetig optimieren zu können“.

Verkauft wird das Endprodukt an Bäckereien in der Umgebung. Zudem geht einiges über die Theke des kleinen Minilädchens mitten im Mühlenraum. Mancher Kunde nimmt 45 Kilometer auf sich, um hier „sein“ Lieblingsmehl zu besorgen.

Ein Wirtschaftsbetrieb bedeutet immer auch „Schreibkram und Finanzbuchhaltung“. Für den ist Ehefrau Bianca als Kauffrau für Bürokommunikation zuständig. Nur für das Herrichten von Kleinpackungen werden gelegentlich Zusatzkräfte beschäftigt. Die Mutter zweier Kinder genießt „das Leben auf dem Land, den Zusammenhalt in der Familie und das gute Gewissen, im Einklang mit Natur und Umwelt zu wirtschaften“. Und hofft, dass diese Einstellung sich auf den Nachwuchs überträgt.