Tettenwang
Im Dirndl und mit Bayernfahne in Madrid

26.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

Da klicken alle Kameras: Nur wenige Meter trennten die Wallfahrerinnen am Sonntagmorgen beim Schlussgottesdienst von Papst Benedikt XVI - Fotos: privat

Tettenwang (DK) „Die 18-tägige Reise nach Madrid bleibt für uns unvergesslich, es war einfach traumhaft und wunderbar“ – da sind sich die vier Tettenwanger Mädels Sarah Moser, Kerstin Kraus, Katrin Fischer und Franziska Eberl einig.

Vom 6. bis 23. August haben die jungen Frauen aus dem Altmannsteiner Ortsteil an der Pilgerwallfahrt unter Leitung von Jugend2000 und am Weltjugendtag in der spanischen Hauptstadt Madrid teilgenommen. Höhepunkt der knapp dreiwöchigen Tour waren für sie die Kontakte mit Jugendlichen aus vielen Ländern, die Vigilfeier mit Blitz, Donner und Regen und natürlich der Schlussgottesdienst mit Papst Benedikt XVI. und mehr als 1,5 Millionen Menschen auf dem Flughafen Cuatro Vientos.

„In Christus verwurzelt und auf ihn gegründet, fest im Glauben“ – so lautete das Leitwort des 26. Weltjugendtags in Madrid, an dem über eine Million Jugendliche aus 190 Ländern der Welt teilnahmen. Darunter waren auch 500 Jugendliche, die sich mit Jugend2000 auf den Weg nach Spanien gemacht hatten. „Ich werde diese Eindrücke nie vergessen“, beschreibt die 21-jährige Sarah Moser ihre Empfindungen. Nach einer 20-stündigen Fahrt erreichte ihre bestens gelaunte Gruppe in zwei Bussen Lourdes. „Äußerst beeindruckend waren der Begrüßungsgottesdienst und die Lichterprozession mit mehr als 500 Jugendlichen“, schildert die 18-jährige Katrin Fischer. „Es war so ergreifend, wie sich die Menschen der Behinderten angenommen haben“, ergänzt Franziska Eberl. Vom französischen Marienerscheinungsort Lourdes ging es weiter nach Zarautz an der baskischen Atlantikküste, wo sich die Wallfahrer knapp drei Tage aufhielten. Bei Spiel und Sport am Strand entspannten sich die Jugendlichen so richtig. Bei dem täglich gefeierten Morgenlob und den gemeinsam gesungenen Lobpreisliedern sei die Gruppe zusammengewachsen, sind sich die Mädchen einig.

Anschließend folgten sechs Tage in der kastilischen Hauptstadt Burgos. „Die Verständigung in den Gastfamilien war ohne Spanischkenntnisse nicht immer einfach“, erzählt die 16-jährige Franziska Eberl. „Die Leute sind so gastfreundlich und nett und vor allem leidenschaftlich im Reden und Tun“, betont Kerstin Kraus. Als sich die vier Mädels in bayerischer Tracht zeigten, stießen sie auf große Begeisterung.

Auch an die Tage der Begegnung in Burgos mit Stadtführungen und Treffen mit Jugendlichen aus Frankreich, England, den USA, Italien, von den Philippinen und aus Uruguay werden die Tettenwangerinnen noch lange denken. „Mit allen Gruppen haben wir Fotos zur Erinnerung gemacht und uns mit Händen und Füßen in allen Sprachen unterhalten“, erinnern sich die vier. Beim Folkloreabend in San Julian sangen die Gruppen aus verschiedenen Ländern für sie typische Marienlieder. Mit dem „Segne Du Maria“ berührte die bayerische Gruppe die Herzen vieler Tausender.

Täglich feierten die Jugendlichen mit den Franziskanerpatern Gabriel und Paulus das Morgenlob, die Eucharistiefeier und die abendliche Anbetung. Tränen flossen am Abreisetag nicht nur bei den Jugendlichen – auch bei den spanischen Gastfamilien.

Wie ein Hitzeschock war die Ankunft mit dem klimatisierten Reisebus in der Millionenmetropole Madrid: Es hatte über 40 Grad im Schatten. Die kalten Duschen im Quartier waren da sehr willkommen. Im Retiro-Park nahe dem Stadtzentrum gab es ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm, unter anderem mit Abkühlung im See und Musik am Abend. „Zu keiner Zeit hatten wir einen Lagerkoller, im Gegenteil, wir freuten uns jeden Tag mehr“, ergänzt das Quartett. „Der Glaube verbindet einfach“, sagt Katrin Fischer.

Am zehnten Reisetag, dem 16. August, warteten unter „Benedicto-Rufen“ Hunderttausende an der Plaza de Cibeles bei der Eröffnungsfeier auf Papst Benedikt XVI. „Wir sangen in allen Sprachen das offizielle Weltjugendtags-Lied ,Firmes en la Fe‘, was so viel wie ,Gefestigt im Glauben‘ bedeutet“, so Franziska Eberl. „Beim Nightfever-Abend in der größten Stierkampfarena Madrids trat ein körperlich behinderter Gitarrenspieler auf, der ohne Hände Musik machte“, erinnert sich Sarah Moser. Äußerst beeindruckend war für die Mädchen auch die Predigt eines mexikanischen Priesters über Gottvertrauen.

Am Donnerstag, 18. August, gab es nach einer Katechese mit dem Regensburger Diözesanbischof Gerhard Ludwig Müller eine Willkommensfeier für Papst Benedikt in der Klosterkirche Cristo-Rey. „Die Stimmung war unglaublich, es wurde in allen Sprachen gebetet und gesungen“, schildert Sarah Moser die „Holy Hour“. Ebenso ergreifend war für die Mädchen der Kreuzweg am Plaza Castillo mit dem Papst.

Nach 14 Tagen Aufenthalt in Frankreich und Spanien packten die Wallfahrerinnen nach dem Frühstück das Wichtigste zusammen und machten sich auf den Weg zum Flughafen Cuarto Vientos. Bei großer Hitze und unter praller Sonne warteten die Jugendlichen am vergangenen Samstag dort auf den Papst.

Als er zur Vigilfeier am Abend kam, war der Himmel bereits bewölkt. Schon eine halbe Stunde nach Beginn brach ein furchtbarer Sturm los. Ein heftiger Windstoß warf das Weltjugendtagskreuz um. Der Papst musste seine Predigt nach wenigen Sätzen abbrechen. Doch in der Menge blieb ruhig. Dann stimmten unzählige Stimmen das „Esta-es la juventud de Papa“ an, „Das ist die Jugend des Heiligen Vaters“.

Für Sarah Moser war das ein klares Zeichen und Sinnbild. „Es kommen stürmische Zeiten auf uns Christen zu – aber Gott ist mit uns.“ Nach rund 25 Minuten waren wieder Stille und Ruhe eingekehrt – so als wenn nichts gewesen wäre. Dank der immer noch hohen Temperaturen war bald wieder alles trocken. Die Anbetung dauerte bis in die Nacht hinein. Bei sternenklarem Himmel übernachteten Hunderttausende auf der Wiese am Flughafen Cuarto Vientos.

„Der Papst ist da“ – hieß es wieder am Sonntagmorgen bei den Jugendlichen. Ausgerüstet mit der Bayernfahne und in Lederhosen und Dirndl jubelten die Pilger aus der Diözese Regensburg dem „bayerischen Papst“ zu. „So nah habe ich den Papst noch nie gesehen . . . und er hat uns zugelächelt und sich gefreut“, erzählt Franziska Eberl stolz. Gut zwei Stunden dauerte die große Abschlussmesse, an der auch das spanische Königspaar, über 800 Bischöfe, etwa achttausend Priester und eineinhalb Millionen Pilger teilnahmen.

„Diese Tage werden tief in meinem Gedächtnis und in meinem Herzen eingeprägt bleiben“, sind sich die vier Mädels aus Tettenwang einig. Der Wunsch, beim nächsten Weltjugendtag 2013 in Brasilien dabei zu sein, ist jetzt schon sehr groß.