Eichstätt (ddk) Er ist ein Theologe vom alten Schlag und macht keinen Hehl daraus, dass er neueren Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche oft skeptisch gegenübersteht: Erich Naab.
Sein Plädoyer für die Beibehaltung der kirchlichen Trägerschaft für das Jura-Museum ist nur ein weiterer Beleg für diese Kritik. Im Rahmen einer Feierstunde hielt Erich Naab, ein "Urgestein" der Theologischen Fakultät, nun seine Abschiedsvorlesung und lud ins vollbesetzte Jesuitenrefektorium des Bischöflichen Seminars.
Den musikalischen Rahmen gestaltete der international renommierte und von Naab hochgeschätzte Cellist Hans-Eberhard Dentler, der zwei Stücke von Johann Sebastian Bach zur Aufführung brachte. Zu Bachs Kunst der Fuge hat Erich Naab seit einiger Zeit eine ganz persönliche Beziehung, denn in ihr sieht er einen der stärksten musikalischen Beweise für die Existenz Gottes.
Erich Naab wurde im Februar 1953 geboren und wuchs mit acht Geschwistern in Dahn im Pfälzerwald auf. Anfang der Siebzigerjahre verschlug es den waschechten Pfälzer dann mehr zufällig nach Eichstätt, um dort Theologie zu studieren. Mehrere Gastsemester führten ihn zwar auch an die Universitäten Regensburg und Freiburg, doch sein Diplom legte er an der damaligen Gesamthochschule Eichstätt ab, wo er vor über vierzig Jahren, am 1. April 1976, seine erste Stelle an der Theologischen Fakultät erhielt. Seitdem lehrte Erich Naab ununterbrochen dort und Generationen von Studenten gingen durch seine "Schule" des kritischen Geistes. Bald nun geht sein letztes Semester zu Ende, bevor er im Herbst offiziell in den Ruhestand tritt. Aus diesem Anlass wollte er in einer "Farewell Lecture" noch einmal zurückblicken und Dank sagen.
Es kamen viele ehemalige Weggefährten und Schüler, welche über die unterschiedlichsten Aspekte aus dem Leben und beruflichen Wirken Erich Naabs berichteten. Daraus ergaben sich bunte Mosaiksteine einer theologischen Lehre, die auch einmal im Café stattfinden konnte, dabei aber immer ernst blieb, und eines universell gebildeten Dozenten, der über den Tellerrand seines Faches auf andere Disziplinen wie die Philosophie blickte. Alle Kurzvorträge aber zeigten eines: die besondere Nähe Erich Naabs zu seinen Studierenden, die er auch öfters in sein Domizil einlud.
Der ehemalige Leiter der Universitätsbibliothek, Klaus Walter Littger, würdigte vor allem Naabs Rolle bei der Gründung des Eichstätter Diözesangeschichtsvereins und sein Wirken als Vorsitzender des Vereins seither. Durch den Abend führte Teresa Naab, die älteste seiner fünf Töchter. Erich Naab selbst dankte seinen Lehrern, Kollegen und Schülern und schlug in seinem anspruchsvollen Vortrag einen großen Bogen von der Rückschau über manchen kritischen Blick auf die Gegenwart bis hin zu der Frage, was bleibt und was Hoffnung für die Zukunft geben kann. Stark beeinflusst habe ihn sein akademischer Lehrer Michael Seybold, damaliger Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik. Viel gelernt habe er auch von seinen Kollegen, wobei dies jedoch durchaus eine ambivalente Erfahrung gewesen sei.
Am meisten, so gestand Erich Naab allerdings ein, habe er von seinen Schülern und Studenten gelernt, weil diese in ihrer direkten, von theologischen Lehrgebäuden unverstellten Art des Fragens mitunter höchst interessante Fragestellungen angestoßen haben, die nicht vom akademischen Elfenbeinturm kamen und auch gerade deshalb so herausfordernd und gründlich waren.
Eben dieses Querdenken, dieses Verlassen der ausgetretenen Pfade, wie es auch Thomas von Aquin oder jüdische Gelehrte vom Mittelalter bis zur Gegenwart praktiziert hätten, gebe ihm die Hoffnung, dass der Samen der Erkenntnis nicht nur auf harten Boden falle oder zertrampelt werde.
Erich Naab verabschiedete sich an diesem Tag zwar aus dem geregelten Dienst, nicht aber aus dem Beruf und schon gar nicht von der Theologie, wie er am Ende seiner Rede betonte.
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