Neumarkt
Im Dialog mit dem Holz

Kreisstadt widmet Bildhauer und Kulturpreisträger Franz Weidinger eine Ausstellung unter dem Titel "Fokus Figur"

14.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:44 Uhr
Beim Rundgang durch die Ausstellung haben Museumsleiterin Petra Hensler (links) und Kulturamtsleiterin Barbara Leicht den Künstler begleitet. −Foto: Meyer

Neumarkt (DK) Dem Bildhauer Franz Weidinger, der vor zwei Jahren den Neumarkter Kulturpreis erhalten hat, widmet die Stadt unter dem Titel "Fokus Figur" eine Soloschau.

Jetzt wurde sie offiziell eröffnet. Knapp 60 Objekte - alle sind in den vergangenen fünf Jahren entstanden - werden im Stadtmuseum gezeigt.

"Nach Harry Meyer ist es die zweite Ausstellung eines Neumarkter Künstlers. Im nächsten Jahr folgt anlässlich seines 70. Geburtstages Franz Pröbster-Kunzel und im Jahr 2021 werden die Werke des schon lange gestorbenen Ernst Stärz gezeigt", verriet Kulturamtsleiterin Barbara Leicht beim Presserundgang zusammen mit dem Künstler und Museumsleiterin Petra Henseler.

Franz Weidinger, der sein Atelier in Kleinalfalterbach bei Deining hat, ist bekannt für das "kleine Format". Der Begriff "Miniatur" ist verboten. Auf einer Holzstele zaubert der 52-Jährige seine kleine Figuren aus dem Material heraus. Sie sind sein Markenzeichen. Keine ist größer als zehn Zentimeter. Weibliche Akte dominieren. In den Räumen kann der Betrachter die Kompositionen umschreiten und je nach Lichteinfall und Perspektive die Skulpturen unterschiedlich wahrnehmen. "Ich verwende regionale Hölzer wie Eiche, Nussbaum oder Obstgehölze", schildert Weidinger den Entstehungsprozess, den er von Anfang an mit der lärmenden Kettensäge begleitet. Später wird die Arbeit filigran. Kleine Messer, Stecheisen und sogar ein Skalpell nimmt Weidinger zur Hand. "Manches Messer muss ich erst umschleifen, damit ich es für meine Zwecke verwenden kann", erläutert der Bildhauer. Jeder Handgriff muss sitzen. "Holz ist kein einfaches Material", erlebt Weidinger, der nach einer Holzbildhauerlehre seine Kenntnisse an der Kunstakademie in Nürnberg vertieft hat. Er beschäftigte sich mit den Bildhauern der griechischen Antike, aber auch mit anderen wichtigen Epochen der europäischen Kunstgeschichte, und schöpfte daraus Ideen.

"Es ist ein Dialog mit dem Holz", berichtet Weidinger, der den Betrachtern auch diesen Dialog mit seinen Ergebnissen wünscht. "Jede Figur ist individuell, alt oder jung spielen keine Rolle, es gibt auch keine Schönheitsideale für mich", verdeutlicht Weidinger. In seine hölzernen Bücher schnitzt Weidinger Figuren von einer Kleinheit hinein, das Museumsleiterin Petra Henseler ihre Lupe hervorholt. Auf alte Holzspreißel, die achtlos in einer Scheune herumliegen , oder auf lange, dünne Stäbe setzt Weidinger seine Figürchen. Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit dabei zu zeigen, ist ein Anliegen des Bildhauers, aber auch auf Endlichkeit des Seins hinzuweisen. Die lebensgroße, weibliche Aktfigur mit wehendem Haar ist dazu ein Kontrast. Sie trägt den Namen Pegnitz, weil sie in Hersbruck mit Pegnitzwasser "getauft" worden ist und zwei Wochen in dem Fluss während einer Ausstellung gestanden hat.

Die Ausstellung ist bis zum 21. Juli zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtmuseums (Mittwoch bis Freitag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr) zu sehen. An diesem Samstag gibt es beim Altstadtfest eine zusätzliche Öffnung. An diesem Sonntag führen Weidinger und Henseler durch die Ausstellung. Sonderöffnung gibt es für Gruppen auf Anfrage. Am Sonntag, 14. Juli, wird um 15 Uhr ein Künstlergespräch angeboten. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen. Er kostet fünf Euro.