Neuburg
Im Archäologie-Museum ist vorerst Schluss

Einrichtung im Schloss schließt Ende der Woche auf unbestimmte Zeit - Neues Konzept in Planung

03.09.2020 | Stand 23.09.2023, 13:54 Uhr
Rührige Sammlung: Mathias Will, der bei der Archäologischen Staatssammlung für die Zweigmuseen zuständig ist, feilt bereits an einem neuen Konzept für Neuburg. Vorgesehen ist eine komplette Überarbeitung der Ausstellung, die im Schloss unter anderem Überreste der Stepperger Römerbrücke (unten, v.l.), Beigaben eines bei Mauern entdeckten Grabs, eine üppige Münzsammlung sowie einen bei Nähermittenhausen gefundenen Meilenstein umfasst. −Foto: Janda

Neuburg - Das Archäologische Museum im Neuburger Schloss steht 33 Jahre nach seiner Eröffnung vor einer umfassenden Neuausrichtung.

Ziel dieses langwierigen Prozesses ist eine komplett neue Ausstellung mit ebenso neuen Schwerpunkten. Wann das Museum wieder öffnen kann, ist allerdings noch völlig offen.

Ein paar Millionen Jahre Erdgeschichte auf ein paar Hundert Quadratmetern - der Ansatz der Schau im zweiten Obergeschoss des Bauwerks ist ambitioniert. Und vielleicht etwas zu ambitioniert. Das weiß auch Mathias Will, der bei der Archäologischen Staatssammlung in München für die Zweigmuseen zuständig ist. "Früher hat man in solchen Ausstellungen gerne viel gezeigt", erklärt er. Doch diese Form sei längst überholt. Sowohl die Präsentation der Stücke und deren Anzahl als auch die Technik entsprechen aus seiner Sicht nicht mehr dem heutigen Standard. Dazu kommt das Alter der Schau. "Die Ausstellung hat mittlerweile gut 30 Jahre auf dem Buckel", erklärt er und bezeichnet diesen Zeitraum als "bekanntes Maß, um etwas Neues zu machen". Ein Problem, mit dem das hiesige Haus beileibe nicht alleine ist. "Wir befinden uns gerade in einem Erneuerungszyklus", erklärt Will, der mit seinem Team bereits die Sammlungen in Bad Windsheim und Weißenburg neu aufgestellt hat. Nach Neuburg soll noch Mindelheim an die Reihe kommen.

Wann allerdings der Startschuss für die Schau im Schloss fällt, lässt sich noch nicht sagen. Der Hauptgrund dafür: das Geld. Will schätzt, dass für eine Neugestaltung eine höhere sechsstellige Summe notwendig sein wird. Mittel, die das bayerische Wissenschaftsministerium als Sonderetat zur Verfügung stellen müsste. "Der entsprechende Antrag ist zwar schon gestellt", weiß der Fachmann. Doch wann - und ob überhaupt - mit einer Bewilligung zu rechnen ist, bleibt vorerst offen. Aus diesem Grund geht er nicht von einem raschen Prozess aus. "Von der Freigabe der Mittel bis zur fertigen Ausstellung müssen wir mit mindestens zwei Jahren rechnen", erklärt er. Dass das Archäologische Museum im kommenden Jahr gleichzeitig mit dem restlichen Schloss wieder öffnen wird, ist daher schon jetzt ausgeschlossen.

Wie berichtet, schließt das Neuburger Wahrzeichen Ende des Monats seine Pforten für voraussichtlich acht Monate. Hintergrund ist die Erneuerung der kompletten Sicherheitstechnik, also Einbruch- und Brandmeldeanlagen. Für Will und Co. ist diese Maßnahme "ein nicht ganz unwillkommener Anlass zum Ausräumen", wie er betont. Allerdings wird die archäologische Sammlung schon etwas früher schließen. Nur noch bis zum Sonntag wird sie zu sehen sein. "Das bietet sich für uns intern besser an", erklärt Will die verfrühte Schließung. Innerhalb von zwei Wochen sollen die rund 1000 Exponate zum größten Teil in ein Lager in Neuburg. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die Leihgaben des Historischen Vereins, der einst selbst Grabungen organisiert hat. Zahlreiche Gefäße, Waffen- und Werkzeugteile, Schmucküberreste und Münzen, unter anderem aus Stein-, Bronze- und Eisenzeit, sind darunter. Sie stammen nicht nur aus Neuburg, sondern aus der gesamten Umgebung, wie beispielsweise Überreste der Stepperger Römerbrücke, Meilensteine vom Bergheimer Igstetterhof sowie dem Ehekirchener Ortsteil Nähermittenhausen und Nachbildungen von Grabsteinen sowie der Römermaske aus Straß (Markt Burgheim). Der Rest der Stücke, die sich im staatlichen Eigentum befinden, kommt nach München.

Dort soll in den kommenden Monaten die eigentliche Arbeit für ein neues Konzept beginnen. Gedanken und Ideen dafür hat Will schon zuhauf - allen voran zum möglichen Motto der Ausstellung. Denn eine allumfassende Schau, die sämtlichen Epochen chronologisch abarbeitet, soll es nicht mehr geben. "Stattdessen arbeiten wir mit thematischen Schwerpunkten", erklärt der Fachmann, der in Neuburg einen Fokus auf das Thema "Sammeln" sieht und genau das auch umsetzen möchte. Die Begründung dafür liefert aus seiner Sicht allein schon der historische Hintergrund; schließlich sei schon Pfalzgraf Ottheinrich ein begeisterter Sammler von Kunstschätzen und Literatur gewesen, so Will. Dazu passen die Museumsräume in dem im Wesentlichen vom einstigen Neuburger Fürsten errichteten Schloss sowie die Sammlungsarbeit des Historischen Vereins. "Und auch die Archäologische Staatssammlung selbst geht auf einen leidenschaftlichen Sammler zurück, nämlich König Ludwig I. ", erklärt der Fachmann. Auf diese Weise sollen die Arbeit der Vereinsmitglieder, allen voran der im Sommer 1987 gestorbene Michael Eckstein, und die Neuburger Stadtgeschichte selbst ebenfalls Teil der Ausstellung werden.

Dabei möchte Will die Anzahl der Exponate deutlich reduzieren. Allen voran der zuletzt üppige paläontologische Teil soll viel kleiner ausfallen. Statt Versteinerungen wie ein bei Eichstätt entdeckter Quastenflosser wird der Fokus wohl stärker auf archäologischen Funden und deren Geschichte liegen. Dadurch sollen Besucher, die in weniger als einer halben Stunden durch die Ausstellung schlendern, laut Will ebenso etwas davon haben, wie interessiertere Gäste, die sich eine oder zwei Stunden im Museum aufhalten wollen. Denn Will und seine Kollegen wissen ganz genau, dass die Archäologie im Neuburger Bauwerk nicht die Hauptattraktion, sondern eher eine Bereicherung darstellt. "Die Besucher kommen wegen des Schlosses und der hiesigen Geschichte", sagt der Fachmann. "Und einige davon nehmen die Archäologie eben mit. "

DK



Stefan Janda