Ernsgaden
Ilmendorfer blicken neidisch nach Ernsgaden

Warum der eine Ort im Zuge des dreispurigen Ausbaus der B 16 eine Lärmschutzwand erhält und der andere nicht

28.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:37 Uhr

1,3 Kilometer lang ist die neue Lärmschutzwand an der B 16 auf Höhe Ernsgaden. Unter den Augen von Bürgermeister Karl Huber (links) und von Arne Schönbrodt, Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt, wurden jetzt die letzten Elemente eingesetzt - Foto: Kohlhuber

Ernsgaden/Ilmendorf (GZ) Ein wenig neidisch blicken die Ilmendorfer derzeit hinüber zum Nachbarort. Was ihnen selbst 2002 verwehrt blieb, darüber freuen sich nun die Ernsgadener: eine Lärmschutzwand im Zuge des dreispurigen Ausbaus der Bundesstraße. Gestern wurden die letzten Elemente montiert.

1300 Meter lang ist die neue Lärmschutzwand und zwischen 2 und 2,50 Metern hoch. „Die Differenz rührt daher, dass die Bebauung unterschiedlich weit von der Straße weg ist“, erläutert Arne Schönbrodt, der zuständige Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt. Gemeinsam mit Ernsgadens Bürgermeister Karl Huber (CSU) machte er sich jetzt ein Bild vom Baufortschritt an der Bundesstraße, die voraussichtlich am 4. Dezember wieder für den Verkehr freigegeben wird.

Die derzeitige Vollsperrung wird nicht nur für die abschließenden Arbeiten an der dritten Fahrspur genutzt, sondern auch für die Montage der 800 000 Euro teuren Lärmschutzwand, die in Zukunft den westlichen Bereich Ernsgadens schützen wird. Los ging vor etwa einem Monat mit dem Setzen der roten Metallpfeiler und der Bodensockel, auf die nun in den vergangenen Tagen die vier Meter breiten und vier Tonnen schweren Wandelemente aus Beton gehievt wurden. Die Oberfläche zur Straße hin besteht aus offenporigen Lamellen, „weil diese besonders viel Schall schlucken“, erläutert Frank Hürdler, an der Baustelle Projektleiter der Firma Pusch.

Über den neuen Lärmschutz für seinen Ort freut sich natürlich auch der Ernsgadener Bürgermeister. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Prognosen von einer weiteren Zunahme des Verkehrs auf der Ost-West-Achse ausgehen. „Jetzt haben wir hier pro Tag etwa 12 000 Verkehrsbewegungen, schon bald dürften es 15 000 sein“, weiß Karl Huber aus entsprechenden Erhebungen. „Unser Ort hat vom dreispurigen Ausbau der Bundesstraße gewissermaßen einen Kollateralnutzen“, sagt Huber. Will heißen: Man profitiert ganz nebenbei davon. Im Vorfeld der Planungen für den jetzigen Ausbau habe der Ernsgadener Gemeinderat zwar „seinen Wunsch nach einer Lärmschutzwand zum Ausdruck gebracht“, entscheidend sei dies sicherlich aber nicht gewesen, betont Huber.

„Ob so eine Wand gebaut wird oder nicht, richtet sich nach klaren rechtlichen Vorgaben“, erläutert Arne Schönbrodt. Maßgeblich sei zum einen, ob die bauliche Veränderung zu einem Überschreiten der Lärmgrenzwerte führt, was für Ernsgaden errechnet worden sei. Es gebe aber noch ein zweites Kriterium: ob der Ausbau „zwischen zwei Knotenpunkten“ erfolgt – so wie zwischen den Anschlussstellen Ernsgaden West und Ost. Nur wenn beide Kriterien erfüllt seien, handle es sich nach dem Gesetz um einen „erheblichen baulichen Eingriff“, der dann auch die Investition in eine Lärmschutzwand rechtfertige.

In Ilmendorf damals habe wohl dieses zweite Kriterium „Bau zwischen zwei Knotenpunkten“ gefehlt, mutmaßt der Abteilungsleiter der Straßenbaubehörde. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens sei das Thema Lärmschutz sicherlich überprüft worden. Ein Chance für einen nachträglichen Lärmschutz für Ilmendorf – etwa aufgrund der steigenden Verkehrsbelastung – sieht Schönbrodt „momentan nicht“.

„Die drehen sich’s hin, wie sie es brauchen“, meint hingegen der langjährige Ilmendorfer Stadtrat Franz Wittmann (UL), der von einer „klaren Ungleichbehandlung“ spricht. Vielleicht hätte man bei der Stadt Geisenfeld damals, im Vorgriff des dreispurigen Ausbaus auf Höhe Ilmendorf, „energischer Druck machen müssen“.

Er wolle und könne keine Mutmaßungen treffen, warum es vor 13 Jahren mit der Lärmschutzwand nicht geklappt hat, sagt der aktuelle Ilmendorfer Ortssprecher Martin Wein (USB). In jedem Fall wäre der Straßenausbau damals ein guter Anlass für eine solche Wand gewesen, und es sei „sehr schade, dass dieser Zug nun abgefahren ist“.