Alfershausen
Illusionisten an der Martinskirche

Gotteshaus in Alfershausen erhält durch Malerei die ursprüngliche Sandsteinoptik zurück - Ende der Außensanierung naht

22.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
  −Foto: Luff

Alfershausen (HK) Das Gerüst an der Eingangsseite ist rechtzeitig vor der Konfirmation am Sonntag abgebaut worden. Auch die Optik lässt es vermuten: Die Sanierung der Außenfassade der Martinskirche in Alfershausen ist so gut wie fertig.

Spätestens am Montag will Béla Faragó seine Pinsel wegpacken. Nicht für lange selbstverständlich, dafür ist der gebürtige Ungar, der seit Jahrzehnten in Nürnberg lebt, viel zu sehr Künstler. Aber in Alfershausen. Dort hat er sich nun eher als Restaurator betätigt. Mit großem Hang zum Künstlerischen. Frei nach dem Motto: "Was nicht ist, machen wir hin." So zumindest drückt es der Heidecker Holger Wilcke aus, selbst Restaurator in der Denkmalpflege. In der Kirchengemeinde Alfershausen-Heideck engagiert er sich im Bauausschuss, er hat den Kontakt zu Faragó hergestellt. Denn dieser sei ein Meister der "Illusionsmalerei", wie Wilcke das Tun an der Martinskirche schon mal bezeichnet.

Warum Illusion? Weil die Kirche Mitte des 18. Jahrhunderts vom Baumeister Johann David Steingruber als relativ schlichter Sandsteinbau geplant war und auch so gebaut wurde. Die Fassade war jedoch optisch untergliedert: Die Quader an den Ecken ließ Steingruber ein wenig versetzt setzen, so dass sie reliefartig wirkten. Ähnliches an den Fensterschürzen. Licht und Schatten sorgten für einen plastischen Effekt. Wilcke weiß dies, da ihm die Entwurfsplanung des Baumeisters vorliegt. Allerdings wurde das Kirchenschiff bei der bis dato jüngsten Sanierung 1974 verputzt und gestrichen.

Mit dem Aussehen ihrer Kirche waren die Alfershausener im Prinzip auch zufrieden. Wenn bloß nicht der schmuddelige Turm gewesen wäre, auch nach einem frischen Anstrich blätterte die Farbe immer wieder schnell ab, was den Turm in kurzer Zeit wieder alt und schmutzig aussehen ließ. Schuld daran waren die Tauben in früherer Zeit, wie sich herausstellen sollte. Immer wieder durch Regen aufgeweichter Taubendreck sickerte über Jahrzehnte und Jahrhunderte ins Mauerwerk des Turmes ein, so dass er heute derart nitratbelastet ist, dass kein Anstrich lange hält. Es half nichts, der Turm musste vom Putz befreit - quasi in den Naturzustand versetzt - werden. Dasselbe auch am Langhaus zu praktizieren, wäre jedoch noch einmal weitaus teurer gekommen. Des Rätsels Lösung, der Anstoß hierfür kam vom Landesamt für Denkmalpflege: Das Kirchenschiff wird farblich an den Turm angeglichen, es wird so gestrichen, dass der heutige Betrachter den Eindruck des mittelalterlichen Originals bekommt.

Das also ist nun fast abgeschlossen. Der Thalmässinger Kirchenmalermeister Kurt Schieferdecker hat das Gebäude gestrichen, so dass die drei sichtbaren Seiten - auf der vierten prangt der Turm - einen einheitlichen Farbton bekamen. Oben drauf kam dann noch ein nicht deckender Lasuranstrich, damit der monochrome Eindruck nicht allzu sehr dominierte. "Der Turm ist ja auch nicht einheitlich", sagt die Pfarrerin Beate Krauß, "eher fleckig." Es sei "im sogenannten Kreuzgang" gestrichen worden, ergänzt Fachmann Wilcke.

Volker Luff