Pfaffenhofen
IKVP fordert stärkere Integrationsarbeit

Vorsitzender Steinbüchler warnt zudem davor, die Schmiererei an der Moschee zu verharmlosen

12.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:45 Uhr

Pfaffenhofen - Die Zahl der Ausländer in der Stadt und im Landkreis Pfaffenhofen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Das verdeutlichte Sepp Steinbüchler, der Vorsitzende des Internationalen Kulturvereins Pfaffenhofen (IKVP), bei der Mitgliederversammlung im Hofbergsaal. Er forderte daher eine Verstärkung der Integrationsarbeit und letztlich auch die Schaffung eines Migrationsbeirates, in dem Migranten vertreten sind und mitreden können.

Die Zahlen sprechen für sich: Wie Steinbüchler erläuterte, ist die Zahl der Einwohner in Pfaffenhofen im vergangenen Jahr um 244 gestiegen. Davon waren 230 Ausländer. Zum Jahresende 2019 leben 3770 Ausländer in Pfaffenhofen. Damit liegt der Ausländeranteil aktuell bei 14,2 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren gab es 2051 Ausländer in Pfaffenhofen, was einen Ausländeranteil von 8,6 Prozent ausmachte. "Die Gesamtbevölkerung der Stadt ist um elf Prozent gewachsen, der Ausländeranteil aber um 84 Prozent", betonte Steinbüchler.

Und noch ein paar Zahlen: Bei den Kommunalwahlen dürfen in Pfaffenhofen 1649 Ausländer wählen, weil sie EU-Bürger sind. Alle anderen Ausländer haben aber kein Wahlrecht. "Müsste nicht ein Gremium geschaffen werden, in dem Migranten vertreten sind und wo man ihnen auf Augenhöhe begegnet und ihnen zuhört? ", fragte Steinbüchler und fügte hinzu: "Wir werden sehen, ob der neue Stadtrat den Handlungsbedarf sieht und diese Herausforderung annimmt. "

Im Kommunalwahlkampf jedenfalls höre man fast nichts von den Parteien, dass sie sich für Ausländer und für Integration einsetzen wollen. "Es ist alles wie vor 40 Jahren", meinte Steinbüchler, denn es gehe fast immer nur um Sprache, Arbeit und Wohnung und es gebe für die meisten Ausländer keine gesellschaftliche und politische Teilhabe: "Sie werden nach wie vor ins Abseits gestellt - und zwar mit Absicht, wenn man sich ihrer nicht annimmt. " Auch auf Landkreisebene müsse die Integrationsarbeit deutlich verstärkt werden, meinte der IKVP-Vorsitzende, bisher seien aber auch im Integrationsbeirat des Landkreises, der im vergangenen Jahr ins Leben gerufen worden war, überhaupt keine Migranten vertreten. "So wird weiter über die Ausländer geredet, aber nicht mit ihnen. "

Ebenfalls zur Sprache kam bei der Versammlung die Schmiererei an der Moschee, die kurz zuvor für Aufregung gesorgt hatte. "Wir dürfen das nicht kleinreden", meinte Sepp Steinbüchler und warnte vor einer Verharmlosung.

Auch Reinhard Haiplik, der Integrationsreferent des Stadtrats, sah ein "Gefahrenpotenzial vorhanden". Er erinnerte daran, dass vor ein paar Wochen mehrere Rechtsradikale verhaftet worden waren, die Anschläge auf Moscheen und ähnliches geplant hatten. Darunter war auch ein Pfaffenhofener, der seitdem im Gefängnis sitzt.

Recep Bal, der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde Ditib Pfaffenhofen, zeigte sich schockiert von der Schmiererei an der Moschee. "Wir hoffen, dass nicht mehr passiert", erklärte er. Bal wies darauf hin, dass Ditib seit vielen Jahren gut mit der Stadt, den Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie dem Internationalen Kulturverein zusammenarbeitet und auch die Moschee immer für Besucher offensteht: "Wir sind seit über 60 Jahren hier, wir sind Pfaffenhofener, und wir wollen hier friedlich miteinander leben. "

esr