Ihre Idole waren Rosemeyer und Fangio

25.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:57 Uhr

Die Sieger des Seifenkistlrennens 1950 (von links): Alois Riehl, Hans Neubauer und Alois Wienhard. Im Hintergrund mit Trachtenanzug: Oberbürgermeister Romuald Blei und Organisator Dietrich Kalms. - Foto: Sammlung Hager

Eichstätt/Reisberg (EK) Von einem Michael Schumacher war damals noch nicht die Rede. Die Vorbilder der rennbegeisterten Jugend waren Juan Manuel Fangio oder Bernd Rosemeyer. Und wie sie, fühlten sich auch die Starter bei den Seifenkistlrennen in Eichstätt vor über 50 Jahren.

Bis zu 1000 Zuschauer säumten die Rennpiste am Samstag, 20. Mai 1950, in der Ostenstraße (heute Kipfenberger Straße, beziehungsweise Römerstraße). Die Rennstrecke verlief von der "Bayernschanz" über den "Ochsenkeller" bis zur damaligen Molkerei. Schirmherr war der amerikanische Kreisresident Dana Waterman. Eichstätter Firmen, der Stadtrat, Oberbürgermeister Romuald Blei und Bischof Joseph Schröffer unterstützten den Wettbewerb um den "Großen Preis der Stadt Eichstätt".

Gemeldet waren: Seifenkistl Brauerei Hofmühl mit Fahrer Otto Lehner, Glashüttenwerke Phönix (Konstein) mit Alois Wienhard, Trikotagenfabrik Eduard Schmidt mit Rudolf Heckl, Kaufmann Theodor Kempen mit Günter Tredt, Silesia Likörfabrik mit Peter Grosse, Fischhändler Fritz Heinlein mit Georg Müller, DONAUKURIER mit Hans Neubauer, Molkerei-Genossenschaft mit Hermann Brustgi, Eichstätter Volkszeitung mit Alfred Micki, Edelbranntweinbrennerei Gustav Mayer mit Fritz Gerstbrein, Kaufmann Franz Hofer mit Alois Riehl, Wagnerei Bernhardt Steck mit Karl Steindle, dann das Seifenkistl "Stadtrat Eichstätt" mit Pilot Franz Schöpfel.

Die Wagen starteten paarweise, der jeweilige Sieger nahm an der Endausscheidung teil. Sieger wurde Hans Neubauer mit 41,3 Sekunden vor Alois Wienhard mit 43,5 Sekunden und Alois Riehl mit 43,8 Sekunden. Zwei aussichtsreiche Fahrer erlitten Karambolagen: Alfred Micki und Franz Schöpfel. Bei der Preisverteilung im "Ochsenkeller" lobte Oberbürgermeister Blei die jungen Rennfahrer für ihren Mut und ihre Geschicklichkeit.

Ein großes Seifenkistlrennjahr in Eichstätt war 1955. 13 Wagen standen zur Verfügung, 26 Fahrer kämpften um den Lorbeerkranz. Ausrichter waren der Motorsportclub und der Polizeimotorsportclub im ADAC. Die vom Rennen 1950 noch vorhandenen Seifenkistl wurden in den Werkstätten der Bereitschaftspolizei auf Hochglanz hergerichtet und auffrisiert.

ANNO DAZUMAL

Rennplatz war das Gelände der Kaserne, Start war beim Funkturm der Polizei. Die Strecke bis zu den Werkhallen war rund 300 Meter lang. Eichstätter Firmen hatten Patenschaften übernommen, die Schirmherren waren Oberbürgermeister Hans Hutter und Polizeirat Albert Beichele. Die Organisatoren waren Georg Brummer, Joachim Petermann, Wilhelm Zakrajsek und Eugen Frühholz.

Die Eichstätter waren in Scharen zum Gelände der Bereitschaftspolizei geströmt und feuerten die Rennfahrer an. Die Startrampe war vier Meter hoch, durch Ducken hinter dem Lenkrad versuchten die Buben den Luftwiderstand zu mindern.

Schnellster war mit 27,2 Sekunden Heinz Przywara. Es folgte: Werner Zakrajsek mit 27,4 Sekunden. Drei Fahrer waren 27,7 Sekunden schnell: Richard Czerny, Helmut Steindle und Hermann Greiner. Sie starteten nochmals gegeneinander, wobei Czerny Sieger blieb. Die weitere Siegerliste: Alfred Blank 28,1 Sekunden, Horst Kopfmüller und Hans Strobl beide 28,3 Sekunden, Albert Bittlmeier 28,4 Sekunden und Werner Pointner 29,3 Sekunden.

Die ersten drei erhielten Siegeskränze, Pokale und Plaketten und fuhren, beklatscht von den begeisterten Zuschauern, eine Ehrenrunde. Wie Werner Zakrajsek erzählte, diente sein Pokal Jahrzehnte lang der Eichstätter Faschingsgesellschaft: Daraus tranken die Prinzessinnen.

40 Stundenkilometer erreichten die Seifenkisten beim Rennen auf dem Reisberg bei Lippertshofen. Es wurde am 15. Juni 1969 vom Motorsportclub Ingolstadt ausgetragen. 25 Buben gingen auf die 300 Meter lange Piste. Sie hatten ihre "Rennwagen" aus Holz und Pappe sowie die Bremsen aus einem Holzklotz mit Gummibelag selbst gebastelt. Nur der Radsatz und die Seilzuglenkung wurden dazugekauft. Die Sieger wurden Bernd Gebhardt (Ingolstadt), Xaver Knapp (Gaimersheim) und Gerhard Sturm (Ingolstadt).