Geisenfeld
Ihre Idee von 1998 ist zur Zeit 880000 Euro wert

Mariele Stark, Gründerin und geschäftsführende Vorsitzende des Bürgerrings, feiert am Samstag ihren 80. Geburtstag

03.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:36 Uhr
Der Bürgerring-Shop ist zu Mariele Starks Lebensmittelpunkt geworden, und so hofft sie, dass es hier bald weitergeht. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld - Bürgerring und Bewegungspark - beide sind aus Geisenfeld nicht mehr wegzudenken, und für beide Einrichtungen war sie die Ideengeberin.

Die Rede ist von Mariele Stark, die an diesem Samstag ihren 80. Geburtstag feiert. Corona-bedingt alleine, aber mit viel digitalem Kontakt zur Familie.

Jemand, der Mariele Stark nur vom Telefon kennt, der käme nie auf die Idee, mit einer Frau in diesem Alter zu sprechen. Denn die Jubilarin ist eine Junggebliebene, eine, die vor Vitalität und Tatendrang geradezu sprüht. Der Vater Landwirt, die Mutter Inhaberin eines "Kolonialwarengeschäfts", also eines Lebensmittelladens - so ist Mariele Stark zusammen mit einer älteren Schwester in Geisenfeld aufgewachsen. Die Grundschule besucht sie in Ainau, wobei sich damals vier Schuljahrgänge ein Klassenzimmer teilen, wie sie sich erinnert. Ihren mittleren Schulabschluss macht sie dann im damaligen Institut der "englischen Fräulein" in Schrobenhausen. Auf Wunsch des Vaters geht es anschließend zurück nach Hause, wo Mariele Stark im Hopfen, im Haushalt und im Laden mitarbeitet - um diesen dann später von der Mutter zu übernehmen und bis zur Schließung 1993 zu führen.

Fünf Jahre später hat die Jubilarin dann jene Idee, die der Stadt Geisenfeld und ihren Vereinen und Einrichtungen bis jetzt einen Geldregen von über 880000 Euro beschert hat - die Gründung des Bürgerrings.

Eigentlich hatte Mariele Stark zunächst an den Aufbau einer Kleiderstube im Rahmen der Nachbarschaftshilfe gedacht. Davon Abstand genommen hat sie wegen zwei wesentlicher Nachteile dieser Art der Hilfe. Der erste: Viele Menschen, die eine Unterstützung dringend nötig hätten, empfinden die Gaben hier als Almosen und sind zu stolz, sie anzunehmen. Der zweite: Einige geschäftstüchtige Zeitgenossen wittern ihre Chance - sie nehmen das Geschenkte an, um es dann gewinnbringend "weiterzuverschachern".

Nach einiger Überlegung kam der Jubilarin die zündende Idee: Mit einem kleinen Obolus für eine Hose oder eine Jacke ist keiner finanziell überfordert, zugleich kann der Käufer aber das Gefühl haben "ordentlich" für seine Ware bezahlt zu haben. Zweiter Pluspunkt: Mit dem Erlös kann an einer Stelle Gutes getan werden, wo nur allzu oft Gelder fehlen: in der eigenen Gemeinde, in Schulen, öffentlichen Einrichtungen oder Vereinen. Dank des gigantischen Erfolges dieses Prinzips hat Mariele Starks Idee mittlerweile zahlreiche Nachahmer in der gesamten Region gefunden.

Der Bürgerring und der zugehörige Shop sind für die Mutter zweier Söhne und vierfache Oma nach wie vor ein Lebensmittelpunkt. "So fünfmal Woche je drei Stunden verbringe ich üblicherweise hier", erzählt die Jubilarin, die auch geschäftsführende Vorsitzende des von ihr gegründeten Vereins ist. "Es ist halt immer wieder ein wunderschönes Gefühl, die Dankbarkeit der Leute zu spüren", sagt sie zu ihrer Motivation. Was kaum einer weiß: Auch für den Bewegungspark an der Ilm war Mariele Stark die Ideengeberin und bei der Entwicklung des Projekts vor zehn Jahren Frau der ersten Stunde.

Wie der Bewegungspark so ist auch der Bürgerring-Shop derzeit aufgrund der Corona-Krise geschlossen, und so ist es für Jubilarin "schon ungewohnt, so viel Freizeit zu haben". Wegen des Virus haben sich aber auch die eigentlichen Pläne für ihren Jubeltag erledigt. "Eigentlich wollte ich zusammen mit der Familie einen Ausflug zur Zugspitze unternehmen", erzählt Mariele Stark, die ihren 80. Geburtstag nun alleine zu Hause verbringen wird. "Das ist zwar schade, aber ein Problem habe ich damit nicht", betont sie. Schließlich gibt es Telefon und Livestream, um zu den Kindern und Enkeln - die derzeit für sie auch den Einkauf übernehmen - Kontakt zu halten.

Und wenn irgendwann der Bürgerring-Shop wieder eröffnen darf, dann wird Mariele Stark bestimmt eine der ersten sein, die sich um Ware und Kundschaft kümmert.

kog