Thalmässing
"Ihr trefft ohne Worte den richtigen Ton"

08.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Einträchtig sitzen beim Posaunenchor die Generationen nebeneinander. Karl Gansbauer hat ehrenamtlich unzählige junge Leute ausgebildet.

Thalmässing (HK) Einen solchen Geburtstag muss man mit Pauken und Trompeten feiern: Der Posaunenchor St. Gotthard in Thalmässing hat das am Wochenende gemacht, wird man doch schließlich nur einmal 100 Jahre alt.

Und für die Vorbereitung dieses Festes hat der Posaunenchor unter seiner agilen Obfrau Melanie Wechsler viel überlegt und viel gearbeitet, damit auch alles passt – vom neu gestalteten Transparent im Hintergrund über Servietten mit Notenmuster bis zu gebackenen Notenschlüsseln als Geschenk für die Ehrengäste. Sogar ein neues Outfit hat sich der Chor gegönnt, "einmal in 100 Jahren darf es schon etwas Besonderes sein", wie Melanie Wechsler augenzwinkernd erklärt. Aber nicht nur der äußere Rahmen wurde ausgetüftelt und bis ins Detail ausgeschmückt, auch am Repertoire wurde gefeilt. So wie der Chor von ursprünglich 8 auf heute 27 Mitglieder angewachsen ist, so hat sich auch die Bandbreite der von ihm gespielten Stücke erweitert, von der festlichen Intrade über Volkslieder hin zu Swing und dem Merry-Bone-Rag von Enrique Crespo. "Für unseren Gründer Pfarrer Starck wäre es eine Genugtuung, wenn er uns so sehen könnte", war sich die Obfrau sicher. Amüsantes, viel Wissenswertes und auch nachdenklich Machendes zur Geschichte des Chores findet man in der gut aufgemachten Festschrift. Auch in der Fotoausstellung zum Jubiläum gab es viel zu entdecken – vom Kuhlo-Hörnchen bis zu den ersten Zeitzeugen oder Fotografien von Auftritten und Festen.

"Mauern einzureißen wie die Posaunen von Jericho" sei eine der Aufgaben und Chancen eines Posaunenchors, stellte Dekan Dr. Reinhard Brandt in seiner Festrede heraus, die er mit dem Tröten auf einer Vuvuzela eingeläutet hatte. Im Gegensatz zu den Vuvuzelas erklingen die Posaunen auch für die Schwachen und Verlierer und kommen so einem Auftrag Gottes nach.

Den Dank für das Engagement, aber auch den Stolz auf die Arbeit und den Aufschwung des Chores wollte Pfarrer Dr. Frank Zimmer zum Ausdruck bringen. Auch wenn das Wort und die Predigt zu Recht im Mittelpunkt des Sonntagsgottesdiernstes stünden, dürfe man den Platz nicht außer Acht lassen, den die Blasmusik im ländlichen Raum schon immer eingenommen habe. Diese Musik könne Stimmungen erzeugen und Glaubenserfahrungen transportieren. "Der Posaunenchor ist ein Gewinn für die ganze Kirchengemeinde." "Die Gründung eines Vereins ist immer ein Kraftakt, durchzuhalten und immer wieder Musiker zu begeistern, ist sicher genauso anstrengend", lobte Georg Hussendörfer, der Vertrauensmann des Kirchenvorstands St. Gotthard, die Arbeit des Chores. "Ich weiß, was ihr leistet."

Dekanatskantor Michael Haag erinnerte in einem Glückwunschschreiben, dass auch 1910 die Welt kein Paradies gewesen und der Chor trotz aller drängenden Alltagsprobleme gegründet worden sei. "Er ist seit 100 Jahren ein Schatz mit langem Atem." Hans Knöllinger vom Posaunenchorverband blickte auf die Anfänge der Posaunenchorarbeit und die Veränderungen in den vergangenen 100 Jahren zurück. Eine interessante Rechnung machte Bezirkschorleiter Andras Knollmeyer auf: Wenn der Posaunenchor, der stets kostenlos, aber nicht umsonst spiele, bezahlt werden müsse, kämen pro Chor und Jahr 25 000 Euro zusammen. Das Ehrenamt habe aber einen Vorteil, sagte er schmunzelnd, "uns redet keiner rein".

Gute Erinnerungen an seine Zeit im Posaunenchor hat Landrat Herbert Eckstein. "Als Neunjähriger hast du damals mit den 70-Jährigen gespielt." Neben Trompete und Zugposaune habe er dabei auch das Schafkopfen gelernt und "ein Stück Erziehung mit genossen". Auch in Thalmässing funktioniere das Miteinander der Generationen, hob er hervor. Und auch die Älteren machten mit, wenn Chorleiter Wolfgang Gänsbauer plötzlich Swing und Reggae anstimme. "Was tut man nicht alles für seinen Boum", meinte er grinsend an Karl Gänsbauer gewandt, der den Chor fast 40 Jahre geleitet und ihn 2005 an seinen Sohn übergeben hat. "Ich möchte meine Zeit beim Posaunenchor nicht missen. Er hat mich ein Stück zu dem gemacht, was ich heute bin."

"Mir gefällt es ganz besonders, wie ihr uns das Herz aufmacht", bekannte Bürgermeister Georg Küttinger und beschwor das Bild vom regionalen Himmelfahrtsgottesdiernst herauf, wenn die Posaunenchöre hoch über dem Tal ihre Instrumente erklingen lassen. "Da läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter." Die Musik begleite uns das ganze Leben. An den Posaunenchor gewandt stellte Küttinger fest: "Ihr trefft ohne Worte den richtigen Ton." Als musikalischer Kollege zollte Küttinger den Bläsern Respekt für die Ausdauer und die viele Kraft, die sie aufwenden, um rund 50 Auftritte im Jahr und ebenso viele Proben zu absolvieren. Dank sagte er für die musikalische Ausbildung so vieler junger Leute.

Dank sagte zum Abschluss des Festabends auch Wolfgang Gänsbauer im Namen des Chores Melanie Wechsler für ihren großen Einsatz beim Organisieren des Jubiläums.