Schernfeld
"Ihr müsst wieder gehört werden"

Bei der "Schlepperdemo" überreichten die Landwirte ein Forderungspapier an Innenminister Horst Seehofer

10.01.2020 | Stand 23.09.2023, 9:17 Uhr
400 Teilnehmer, 200 Traktoren: Trotz Regen war die "Schlepperdemo" gut besucht. Bei der Kundgebung sprach Bundesinnenminister Horst Seehofer. −Foto: Steimle

Schernfeld - "Es ist eine imposante Kulisse, die Sie hier gestaltet haben", sagte Bürgermeister Ludwig Mayinger (CSU) angesichts der etwa 200 Bulldogs, die Landwirte aus der ganzen Region auf einer Wiese am Ortseingang von Schernfeld und entlang des Radwegs aufgereiht hatten.

Bei der Kundgebung sprach Bundesinnenminister Horst Seehofer zu den etwa 400 Zuhörern, anschließend besuchte er den Wahlkampfauftakt des Schernfelder CSU.

Zur "Schlepperdemo" aufgerufen hatte die Organisation "Land schafft Verbindung" (LSV), die Seehofer am Ende auch ihren Forderungskatalog überreichte. Darin verlangen die Landwirte beispielsweise, dass die Düngeverordnung überarbeitet wird - die Positionierung der Nitrat-Messstellen sei nicht repräsentativ, der Einfluss von Kläranlagen und der Kanalisation sei zu wenig berücksichtigt worden.

Der Bundesinnenminister sagte Unterstützung zu. "Die Anliegen der Bauern sind mir eine Herzensangelegenheit", betonte er, "denn sie produzieren die sichersten Lebensmittel, die es jemals in unserer Geschichte gegeben hat. " Nicht immer bekommen die Landwirte die Wertschätzung entgegengebracht, die sie verdienten, dabei seien sie die "Pfleger unserer wunderbaren Landschaft".

In einer anschließenden kurzen Fragerunde sprach Moderator Rainer Wagner weitere Themen an, die ihm und seinen Berufskollegen derzeit auf den Nägeln brennen. So sollten Stalleinbrüche strenger bestraft werden. Seehofer verwies darauf, dass man die Strafen schon zweimal verschärft habe. "Wenn das passiert, um jemanden zu diskreditieren, ist das vollkommen inakzeptabel", sagte er im Hinblick auf Tierrechtler, die nachts in Ställe eindringen, mit dem Ziel, Beweisfotos für Verstöße gegen den Tierschutz zu schießen. "Es ist etwas ins Rutschen geraten", fuhr der Minister fort, die Landwirte "werden an den Pranger gestellt, meist aus den Städten heraus". Er lobte daher das Engagement der Demonstranten. "Ihr müsst wieder mehr gehört werden. " Seehofer betonte, Ministerpräsident Markus Söder stehe, wie er selbst auch, zu seinem Wort. Bei einer Demonstration am Rande der CSU-Klausurtagung im Kloster Seeon hatte Söder zugesagt, das Thema Messstellen noch einmal neu anzugehen.

Beim anschließenden Dialog mit Bundesabgeordnetem Reinhard Brandl und Landtagsabgeordneter Tanja Schorer-Dremel machten die Bauern ihrem Ärger Luft. Kritisiert wurde, dass man das Volksbegehren Artenvielfalt "1:1" übernommen habe, worauf Schorer-Dremel antwortete, hätte man das Begehren nicht aufgenommen, wäre es zum Volksentscheid gekommen. In einem "Versöhnungsgesetz" seien zudem auch Hilfen für die Landwirte beschlossen worden.

Weiterer Bericht folgt.

EK


 

Tina Steimle