Reichertshofen
Idylle mit Tücken

Nach Badeunfall am Heideweiher: Behörden wollen Flüchtlinge verstärkt auf Gefahren hinweisen

17.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

Der idyllische Heideweiher bei Reichertshofen hat auch seine Tücken. Am Vatertag wäre dort beinahe ein Bub ertrunken. - Foto: Richter

Reichertshofen (DK) Das rasche Handeln seines Bruders und zweier Helfer hat einen afghanischen Buben am Vatertag vor dem Ertrinken im Reichertshofener Heideweiher (Kreis Pfaffenhofen) bewahrt. Eine Beschilderung soll nun vor den Gefahren an dem See warnen, Asylbewerber werden gezielt aufgeklärt.

Springe nie in unbekannte Gewässer - was hierzulande schon im Kindesalter als selbstverständlich gilt, um nicht Leib und Leben zu riskieren, ist Asylbewerbern oft unbekannt. Sie wissen meist auch nicht um die Gefahren, die gerade von Baggerseen ausgehen: Einem flachen, wenige Meter breiten Uferstreifen folgen schlagartig Untiefen. "Da kann man als Nichtschwimmer nicht einfach mal rein, um sich abzufrischen, weil es nach zwei oder drei Metern steil nach unten geht", sagt Karl Huber vom Landratsamt Pfaffenhofen. Die Flüchtlinge würden daher immer wieder darauf hingewiesen. "So, wie sie Verhaltensmaßregeln fürs Einkaufen, Fahrradfahren und den Straßenverkehr erhalten, werden sie auch darüber regelmäßig informiert."

Wie schnell es gehen kann, hatte die aus Afghanistan stammende Familie A. am Vatertag erfahren müssen. Der kleine Osman, ein Jahr und fünf Monate alt, hatte mit seinen vier Geschwistern am Heideweiher gespielt und war ins Wasser gestürzt. Sein neunjähriger Bruder Milat sprang sofort hinterher und bekam das Kind tatsächlich zu fassen. Entgegen ersten Angaben gelang es ihm aber nicht, den Buben ans Ufer zu ziehen. Erst sein Landsmann Mohammad Hassan G. konnte Osman retten. Ein weiterer Passant übernahm dann die Wiederbelebung. Der Einjährige ist wieder wohlauf. Ohne den Einsatz der zwei Männer und seines Bruders wäre er wohl nicht mehr am Leben.

Die Verantwortlichen im Reichertshofener Rathaus beschlossen jetzt aufgrund des Vorfalls eine neue Beschilderung, die auf die Gefahren durch das steile Ufer am Heideweiher hinweisen soll. "Ich war sehr erleichtert, dass die Sache gut ausgegangen ist", sagt Bürgermeister Michael Franken. "Und ich bin froh, dass wir einen so engagierten Helferkreis haben, der sich ehrenamtlich um unsere Asylbewerber kümmert."

Wie bereits im vergangenen Jahr, soll es heuer im Kreis Pfaffenhofen Schwimmkurse für Flüchtlinge geben. "Das ist nicht immer ganz einfach, weil das nicht billig ist", sagt Gabriele Störkle vom Caritas-Zentrum Pfaffenhofen. Die Hilfsorganisation betreut die Asylbewerber im Auftrag des Landratsamtes. "60 Euro Gebühren plus Eintritt ins Bad sind schon viel, wenn jemand nur 320 Euro im Monat bekommt." Doch die Kosten sind nur die eine Seite der Medaille. "Viele sind in kleinen Booten übers Meer geflüchtet und haben andere Menschen ertrinken sehen. Wie bringe ich jemanden dazu, freiwillig ins Wasser zu gehen, wenn er so etwas erlebt hat? Da muss man sehr sensibel vorgehen." Die Pfaffenhofener Caritas-Mitarbeiterin hofft trotzdem, dass möglichst viele bei den Schwimmkursen mitmachen, um nicht Badetote beklagen zu müssen.

Nötig sind solche Aktionen allemal, wie die Erfahrungen aus 2015 zeigen. Überall in Bayern waren zahlreiche Asylbewerber beim Baden ertrunken, auch in der Ingolstädter Region. Im Juni starb ein 26-Jähriger Palästinenser im Großmehringer Weinzierlweiher (Kreis Eichstätt), Anfang Juli gab es für einen 22-Jährigen aus Eritrea und knapp vier Wochen danach für einen gleichaltrigen Syrer keine Rettung mehr, nachdem sie im Zauner-Weiher bei Oberstimm (Kreis Pfaffenhofen) untergegangen waren. Dazwischen konnte ein 20-jähriger Asylbewerber gerade noch aus demselben Gewässer gerettet werden, nachdem er untergetaucht war.