Winden
Idylle am Rand der Großstadt

25.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:46 Uhr
Jede Menge Spaß haben offenbar diese Kinder mit ihren Trainerinnen, die an einem Ferienreitkurs auf dem Lecherhof teilnehmen. Mit den bunten Frühlingsfarben rundherum ist das aber auch nicht schwer. −Foto: Eberl

Winden (DK) Den mit Abstand kleinsten Ingolstädter Ortsteil haben selbst die meisten Schanzer noch nie kennengelernt.

Nicht einmal vom Durchfahren, so wie einst Prinz Arnulf von Bayern, Sohn des Prinzregenten. Der brauste anno 1910 durch das heute von der Bundesstraße und der Bahnlinie vom restlichen Ingolstadt praktisch abgeschnittene Dorf - und sorgte für eine Sensation in der langen Geschichte des Weilers, der ab 1250 erwähnt wurde. Es war das allererste Mal, dass überhaupt ein Auto durch Winden fuhr!

Noch Jahrzehnte später galt Winden mit seinen rund 100 Einwohnern als eine der kleinsten Gemeinden Bayerns. Im Zuge der Gebietsreform hätten die Windener gerne ihre Selbstständigkeit behalten, was jedoch illusorisch war angesichts ihrer Größe. Doch mit ihren einst umfangreichen Wäldern war die Ortschaft eine begehrte Braut, und so schlossen sie sich 1971 Zuchering an in der Hoffnung, in einem Landkreis als eigenständige Gemeinde überleben zu können. Doch vergebens: Ein Jahr später kam Zuchering doch zu den Schanzern und der Landkreis Ingolstadt wurde aufgelöst.

Über viele Jahre war Winden (viele verwechseln es mit Winden am Aign) landwirtschaftlich geprägt, was jedoch auch nachgelassen hat. Doch es gibt noch einige Bauern, wie die Ortschaft umgeben ist von Feldern und Wiesen. Aus so manchen ehemaligen Höfen wurden Reitställe, und wer bei den fast schon frühsommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage beispielsweise eine Radtour ins Donaumoos unternahm, ist vermutlich etlichen Amazonen hoch zu Ross begegnet. Ansonsten wird man unter der Woche kaum jemand auf den Straßen sehen.

Dabei bietet Winden mehr als ländliche Idylle am Rande der Großstadt, Felder und Natur. Es gibt einen Maibaum, einen Spielplatz und mit St. Andreas eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die - wie St. Moritz - in ihren ältesten Mauerabschnitten immerhin spätromanischen Ursprungs ist. Wenn am 30. April ab 19 Uhr wie alle 14 Tage am Dienstag Gottesdienst gefeiert wird, kann die Kirche besichtigt werden. Und dann hat auch das Lenzhäusl geöffnet, die kleine Wirtschaft, die die Windener selber betreiben.

Winden steht am Anfang einer kleinen Serie, die in lockerer Folge die weniger bekannten Seiten Ingolstädter Ortsteile abseits der Großstadt vorstellen will: Ortschaften, die sich zumindest in Teilen ihre Identität und ihren fast noch ländlichen Charme erhalten haben.

 

 

Bernhard Pehl