Mainburg
Identisches Geschäftsmodell

Vertreterversammlungen segnen Fusion zwischen den Raiffeisenbanken Hallertau und Aiglsbach ab

31.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:51 Uhr
Die Väter der Fusion: Auf Rudelzhausener Seite der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Obster (v.r.) und die Vorstände Florian Maier und Andreas Ehrmaier sowie auf Aiglsbacher Seite die Vorstände Josef Forstner und Thomas Maier mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Hutter. −Foto: Bruckmeier

Mainburg - Mit den entsprechenden Beschlüssen haben die Generalversammlung der Raiffeisenbank Aiglsbach und die Vertreterversammlung der Raiffeisenbank Hallertau kürzlich in zwei Sitzungen beschlossen, künftig gemeinsame Wege zu gehen. Welches Gebilde entsteht mit dieser Fusion in der Bankenlandschaft im südlichen Landkreis Kelheim? Ein Blick auf die Zahlen in den Bilanzen beider genossenschaftlicher Geldinstitute erlaubt Rückschlüsse.

Seit vielen Jahren gab es immer wieder Gerüchte über eine Liaison zwischen den Genossenschaftsbanken in Rudelzhausen und Aiglsbach, das zur Verwaltungsgemeinschaft Mainburg gehört. Im Laufe des vergangenen Jahres näherten sich die beiden Partner aus Ober- und Niederbayern dann immer weiter an. Ende November gaben die Vorstände in einer gemeinsamen Presseerklärung ihre Pläne offiziell bekannt: Die Fusion soll in diesem Jahr über die Bühne gehen. Das Ziel lautete, Kräfte bündeln und Synergieeffekte nutzen für eine "digitale Beziehungsbank", die alle Möglichkeiten der modernen Kommunikationstechnologie nutzt und trotzdem nah am Kunden bleibt.

Doch dann kam die Corona-Pandemie und wirbelte den ins Auge gefassten Zeitplan für die beabsichtigte Bankenhochzeit ordentlich durcheinander. Die für die notwendigen Versammlungen anvisierten Termine im Mai oder Juni platzten aufgrund der strengen Ausgangsbeschränkungen. So blieb schließlich nichts anderes übrig, als bei den zuständigen Landratsämtern in Kelheim und Freising Sondergenehmigungen zu einzuholen.

Nun war es endlich soweit. Die Niederbayern gingen voran und die Generalversammlung in Aiglsbach stimmte dem Verschmelzungsvertrag zu. Einen Tag später zogen die Oberbayern bei ihrer Vertreterversammlung in Rudelzhausen nach. In beiden Fällen fielen die Beschlüsse einstimmig aus, notwendig gewesen wäre eine Dreiviertel-Mehrheit. Zu größeren Debatten kam es nicht.

Was die beiden wesensverwandten Banken verbindet, ist ihr absolut identisches Geschäftsmodell: mit Geld aus der Region für die Region; oder: ein traditionelles Bankgeschäft auf einem soliden Fundament in der Region und zum Wohle der Region. Klingt im Umfeld einer globalisierten Wirtschaft und in einer Phase historisch niedriger Zinsen auf den ersten Blick ein wenig konservativ, ist aber erfolgreich, wie die Bilanzen beider Banken in den vergangenen Jahren beweisen. Trotz aller Schwierigkeiten und alles andere als positiven Rahmenbedingungen für ein traditionelles Bankgeschäft haben beide Kreditinstitute ihre Position am lokalen Markt behauptet und sogar ausgebaut.

Auf ihrem weiteren Weg will die fusionierte "Raiffeisenbank Hallertau" nach Aussage der Vorstandsetage ihre Stellung weiter stärken. "Mit dieser Fusion wollen wir unsere Strategie fortsetzen", heißt es. Konkret bedeutet das: sowohl modernes Banking vom Geldautomaten bis zur Handy-App, als auch direkter, persönlicher Kontakt bei der Beratung der Kunden in allen Geldangelegenheiten.

Welches Gebilde entsteht mit der Fusion der Raiffeisenbank Hallertau in der Bankenlandschaft der Region? Ein Blick auf die Zahlen in den Bilanzen beider genossenschaftlicher Geldinstitute erlaubt Rückschlüsse. So wird die künftige Bilanzsumme rund 500 Millionen Euro betragen. Damit wird sich das neue Geldinstitut irgendwo um Platz 430 unter den im Ranking des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) mehr als 800 gelisteten Genossenschaftsbanken einreihen.

Das ist nach wie vor ein Platz im Mittelfeld, verschafft dem Geldinstitut aber neue Spielräume für weiteres solides Wachstum. Denn am Geschäftsmodell einer Regionalbank wollen die Verantwortlichen nach eigenem Bekunden nicht rütteln. 2564 Kunden bringt Aiglsbach mit, 17066 Rudelzhausen. Auf den künftig zusammen 18500 Girokonten tauchen 3,9 Millionen Buchungsposten auf.

Das Geschäftsgebiet ist mit dem Altlandkreis Mainburg klar abgegrenzt und überlappt sich an den Rändern kaum mit dem ungleich größeren Nachbarn Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte in Ingolstadt mit einer Bilanzsumme von 4,35 Milliarden Euro und Platz 36 im BVR-Ranking, in dem vor zwei Jahren die frühere Hallertauer Volksbank aufging. Nachdem einer dieser beiden prägenden Regionsnamen aus der Liste der deutschen Genossenschaftsbanken verschwunden ist, weist er nun für das neue Gebilde ein Alleinstellungsmerkmal aus.

Mit Aiglsbach und Lindkirchen, die dazukommen, unterhält die fusionierte Raiffeisenbank Hallertau zwölf Filialen mit 14 Geldautomaten. Aktuell gibt es laut Vorstand keine Pläne, Geschäftsstellen zu schließen. Man werde aber die weitere Entwicklung vor allem beim Online-Banking im Verhältnis zu den Schalterkontakten genau im Auge behalten, heißt es. Der juristische Sitz der Genossenschaft wird Mainburg sein. Die Verwaltungszentrale und der Vorstandssitz bleiben jedoch in der Zentrale im vor etwa zehn Jahren erbauten Gebäude in Rudelzhausen.

Das von der fusionierten Raiffeisenbank Hallertau betreute Kundenvolumen beläuft sich auf etwas mehr als eine Milliarde Euro. Das Geldinstitut beschäftigt künftig 72 Mitarbeiter, darunter acht Auszubildende. 61 Beschäftigte kommen aus Rudelzhausen, elf aus Aiglsbach. Fusionsbedingt kommt es zu keinen Kündigungen, wie der Vorstand versichert.

Natürlich hat die Fusion auch personelle Auswirkungen. Da ist zunächst der künftig neunköpfige Aufsichtsrat, in den die drei Mitglieder aus Aiglsbach eintreten. Auf absehbare Zeit wird das Kontrollgremium sukzessive verkleinert.

Mit Andreas Ehrmaier, Josef Forstner und Florian Maier gibt es einen Dreier-Vorstand, in den Thomas Maier aufrücken wird, sobald er die dafür notwendige Qualifikation hat. Doch der weitere Generationswechsel an der Spitze der Raiffeisenbank Hallertau steht schon vor der Tür: Ehrmaier und Forstner (beide 61) werden in absehbarer Zeit in die Altersteilzeit wechseln. Aus dem Vorstand wird dann wieder ein (verjüngtes) Duo mit Florian Maier (44) und Thomas Maier (42).

DK