Ideen und Tipps für den Alltag in der Familie

28.05.2006 | Stand 03.12.2020, 7:51 Uhr

Ingolstadt (DK) Vor sieben Jahren hat der DONAUKURIER in Zusammenarbeit mit Prof. Peter Paulig die erste Elternschule in der Region gegründet. Seit März 2002 führt die Pädagogische Akademie Ingolstadt sie in Eigenregie weiter. Bis heute haben sich dort rund 1000 Mütter und Väter über Kindererziehung informiert und Tipps geholt. Elternforums-Redakteurin Anne Laurenti sprach mit den Kursbegleiterinnen Kerstin Kobs und Gabriele Triebel über die aktuelle Entwicklung und die Zukunft der Elternschule.

In wenigen Monaten wird in der Elternschule der 27. Kurs beginnen. Wie erklären Sie sich den dauerhaften Erfolg der Einrichtung?

Kerstin Kobs: Viele Eltern sind wirklich daran interessiert, so genannte "Erziehungsrezepte" zu bekommen. Aus den schriftlichen Befragungen in der Elternschule wissen wir, dass sich durch den Austausch der Eltern untereinander und mit den Referenten vieles in den Familien positiv verändert. Die Eltern verstehen ihre Kinder besser und gehen mit Problemen, wie zum Beispiel Trotz, besser um.

Für Mütter, die noch Erziehungsurlaub haben, sind die Abende zudem eine willkommene Abwechslung zum Alltag: In der Elternschule erfahren sie, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine da stehen und können sich austauschen. Nicht selten haben die Referenten in schwierigen Situationen schon weiterhelfen und vermitteln können. Viele Eltern, die den Grundkurs besucht haben, melden sich später für einen weiteren Kurs an.

Frau Kobs, Sie begleiten die Gruppe der Eltern von Kindern bis zum Schulalter. Oft ist der Nachwuchs noch nicht einmal ein Jahr alt, wenn sich Mütter oder Väter anmelden. Ist es wirklich sinnvoll, so früh schon in die Elternschule zu gehen?

Kobs: Ja, man kann nicht früh genug beginnen, sich mit dem Thema Erziehung zu beschäftigen. In Büchern und Zeitschriften findet man zwar jede Menge Informationen und Anregungen. Aber in der Praxis sieht das Ganze oft völlig anders aus. Jedes Kind hat seinen eigenen Charakter, seine Stärken und Schwächen. Durch einen Grundkurs in der Elternschule erfährt man schon im Vorfeld vieles, was hilft, Erziehungsfehler zu vermeiden. Schön ist auch, dass man bewusst in die eigene Kindheit zurückgeführt wird und sich fragt "Wie war das damals eigentlich bei mir". Das regt viele Eltern zum Nachdenken über ihre Rolle an.

Frau Triebel, auf Ihre Anregung geht eine Neuerung zurück. Erstmals werden für Eltern von größeren Kindern zwei separate Kurse mit jeweils vier statt acht Abenden angeboten. Was ist der Grund dafür?

Gabriele Triebel: Entstanden ist diese Neuerung auf Anregung von Teilnehmerinnen der Kurse für Kinder ab dem Schul- bis ins Pubertätsalter. Es kristallisierten sich in einem Kurs zwei Gruppen mit völlig unterschiedlichen Erziehungsfragen heraus. Für Eltern mit Schulanfängern waren Themen rund um die Schule, zum Beispiel Probleme beim Lesen und Schreiben, Hausaufgaben, Aufmerksamkeitsdefizit oder Motivationsbereitschaft brennend interessant, während die Eltern von 14- bis 17-jährigen "Rebellen" ganz andere Erziehungsfragen und "Kämpfe" hatten. Unser Anliegen in der Elternschule ist es, die Bedürfnisse der Kinder in ihrer jeweiligen Entwicklungsphase wahrzunehmen und zu berücksichtigen, die elterliche Erziehungskompetenz zu stützen und zu stärken. Sehr wichtig erscheint mir auch, sinnvolle und altersgerechte Lösungen bei Konflikten zu diskutieren.

Das Angebot an Vorträgen und Seminaren über Erziehungs- und Familienthemen ist in den vergangenen Jahren auch in der Region Ingolstadt stark gewachsen. Trotzdem halten die Mütter und Väter der Elternschule die Treue und nehmen lange Anfahrtswege auf sich. Worauf führen Sie das zurück?

Kobs: Die Elternschule hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Natürlich muss man sagen, dass das Elternforum in der Zeitung dazu beiträgt, dass man immer wieder von der Elternschule hört. Die Eltern freuen sich jeden Monat auf neue Beiträge und Informationen. Viele Eltern werden auf die Elternschule auch durch Freunde und Bekannte aufmerksam gemacht.

Triebel: Das Leben mit Kindern in den ersten Jahren bis in die Zeit der Pubertät ist individuell unterschiedlich und wirft viele Fragen auf. Viele Ratgeber versuchen mit erhobenem Zeigefinger Problemlösungen anzubieten, die vielleicht auch kurzfristig "funktionieren" können. Jedes Kind ist aber einzigartig. Jeder Mensch ein Individuum. Eltern beobachten die Entwicklung ihrer Sprösslinge mit Spannung, sind interessiert, aufgeschlossen, neugierig und dankbar für Ideen und Unterstützung.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Elternschule ?

Kobs: Ich wünsche mir, dass sich viele Eltern dazu entschließen, einen Kurs in der Elternschule zu besuchen. Es wäre auch schön, wenn noch mehr Väter die Zeit dafür aufbringen könnten. Außerdem wünsche ich mir, dass das Team der Elternschule weiterhin so gut und kooperativ zusammenarbeitet.

Triebel: Ich wünsche mir die Elternschule als große Institution in der Erwachsenenbildung, als Anlaufstelle für Eltern, vom Säuglingsalter der Kinder an bis zum Auszug der jungen Leute .