"Ich wünsche mir, dass alle zusammenarbeiten"

Der künftiger Köschinger Bürgermeister Ralf Sitzmann (UW) nennt seine Ziele - Große Enttäuschung bei der SPD

30.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:25 Uhr
Der künftige Köschinger Bürgermeister Ralf Sitzmann präsentierte sich am Wahlabend im Rathaus vor dem Marktwappen. −Foto: Heimisch

Kösching - Nach dem Paukenschlag bei der äußerst knappen Stichwahl am Sonntag in der Marktgemeinde Kösching tritt Ralf Sitzmann von den Unabhängigen Wählern am 4. Mai die Amtsgeschäfte als neuer Bürgermeister im Rathaus an.

 

Sein derzeit größter Wunsch sei, "dass alle Fraktionen im Marktrat angesichts der Corona-Krise weiter gut zusammenarbeiten und sich absprechen. Denn nur so können wir in Zukunft das Beste für Kösching, Kasing und Bettbrunn herausholen", sagte der 46-Jährige gestern auf Anfrage des DONAUKURIER.

Wie berichtet, hatte der UW-Kandidat gegen die amtierende Bürgermeisterin Andrea Ernhofer (SPD) sensationell mit 51,35 Prozent gewonnen. Sitzmann vereinigte 2830 Stimmen auf sich, Ernhofer 2681. Damit wird der gebürtige Köschinger der erste Rathauschef der Unabhängigen Wähler, die 1972 gegründet worden sind. Für Sitzmann als Bürgermeister rückt Max Mayer als Nachfolger auf der UW-Liste in den Marktrat nach.

Der Überraschungssieger machte gestern deutlich, dass Parteipolitik für ihn keine Rolle spiele: "Wir Unabhängigen Wähler entscheiden immer nur nach bestem Wissen und Gewissen! " Als dringliche Aufgabe sieht es der künftige Rathauschef an, den Haushalt 2020 (dieser wurde noch nicht verabschiedet) durchzuforsten: "Wir müssen nun ein bisschen sparen, weil wir aufgrund der derzeitigen Situation nicht wissen, wie es mit den Gewerbesteuereinnahmen weitergeht. " Gleichzeitig bekräftigte Sitzmann, dass "natürlich alle unter Andrea Ernhofer begonnenen Projekte wie das Hallenbad beendet werden". Dagegen müsse nun ein großer Wunsch der UW - der Bau einer Veranstaltungshalle für bis zu 500 Besucher - aus finanziellen Gründen hintangestellt werden.

Ralf Sitzmann, der seit 2004 mit seiner Frau Birgit ein Fahrradgeschäft in Kösching führt, führte im Gespräch mit dem DK aus: "Ich werde natürlich als hauptamtlicher Bürgermeister nicht mehr so oft in meinem Betrieb sein können. " Er suche deshalb noch diese Woche per Zeitungsanzeige einen neuen Werkstattleiter, so der gelernte Zweiradmechachiker. Er zeigte sich erfreut über die vielen Gratulationen am Sonntagabend und gestern: "Ich habe Hunderte von WhatsApp-Nachrichten bekommen, und seit dem Morgen klingelt bei uns das Telefon pausenlos. "

Die unterlegene SPD-Bürgermeisterin war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ihre politische Zukunft hatte Andrea Ernhofer nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses völlig offen gelassen.

Deutliche Worte fand dagegen der örtliche SPD-Chef und Fraktionsvorsitzende Dieter Betz. "Im ganzen Ortsverein herrscht große Enttäuschung. " Befragt nach den Gründen über die Abwahl sagte er nur: "Ich habe überhaupt keine Ahnung, woran es gelegen hat. " Unverständlich sei das Ergebnis deshalb, weil Andrea Ernhofer sehr gute Arbeit geleistet und wahnsinnig viele Projekte angestoßen habe, betonte der SPD-Vorsitzende. Betz weiter: "Wir müssen das Ganze jetzt erst einmal ein paar Tage sacken lassen, und dann werden wir über Konsequenzen sprechen. "

Seine Wunschvorstellung gab der dritte Bürgermeisterkandidat Ludwig Schmidt (CSU) unumwunden preis: "In dieser schweren Zeit hätte ich lieber Andrea Ernhofer als Chefin im Rathaus gesehen - und zwar aus Gründen der Kontinuität und Stabilität. " Eine offizielle Wahlempfehlung für die SPD-Amtsinhaberin habe er aber seinen Mitgliedern nicht gegeben, versicherte Schmidt. Den Wahlsieg von Ralf Sitzmann führt der CSU-Ortsvorsitzende vor allem auf die vielen Beiträge des UW-Kandidaten in den sozialen Netzwerken zurück: "Das hat ihm zusätzliche Stimmen gebracht. " Die Bürgermeisterin habe über alle Parteien hinweg nicht die nötigen Stimmen erhalten, argumentierte Schmidt. Er betonte, dass er nicht Nachfolger von Andreas Schieferbein als CSU-Fraktionssprecher werden wolle: "Das schließe ich definitiv aus! "

Stellvertretender Wahlleiter Heinrich Kürzinger machte gestern darauf aufmerksam, dass es bei der reinen Briefwahl am Sonntag im Markt Kösching keine Stimmbezirke gegeben habe. " Deshalb sind Aussagen, wer von den beiden Kandidaten in welchem Gebiet mehr Stimmen bekommen hat, nicht möglich. "

DK

 

Karlheinz Heimisch