Riedenburg
"Ich wollte einfach wieder zurück in die Heimat"

Ex-Profi Andreas Schäffer erzählt von seinen Plänen als zukünftiger Spielertrainer des TV Riedenburg

08.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Bald für Riedenburg am Ball: Andreas Schäffer (rechts, hier im Einsatz für den TSV Langquaid) wird Spielertrainer beim TV. - Foto: Schäffer

Riedenburg (DK) Der Name Andreas Schäffer (30) hat schon länger die Runde gemacht, wenn es um die Nachfolge des scheidenden Riedenburger Trainers Bernd Schinn ging. Seit Kurzem ist die Verpflichtung amtlich. Im Interview spricht er über seine Zeit als Profi, die Pläne als Trainer und finanzielle Abstriche.

Herr Schäffer, haben Sie am vergangenen Wochenende den Abstieg des SSV Jahn Regensburg betrauert?

Andreas Schäffer: Ja, ich habe das schon verfolgt in den vergangenen Wochen. Das ist natürlich schon sehr bitter, gerade jetzt, wo sie das neue Stadion für knapp 50 Millionen Euro bauen. Die Gegner werden in der Regionalliga nicht viele Zuschauer mitbringen, da wird das Stadion meistens leer sein. Die Regionalliga ist außerdem nicht zu unterschätzen, der direkte Wiederaufstieg wird denke ich ganz schwer. Aber manchmal muss man vielleicht einen Schritt zurückgehen, um zwei nach vorne zu kommen.

 

Wie eng ist die Verbindung zum ehemaligen Arbeitgeber noch?

Schäffer: Ich habe noch einen guten Freund, der in der Profimannschaft spielt, Andreas Güntner. Wir schreiben uns ab und zu, wie es so läuft. Ich war aber schon lange nicht mehr im Stadion, zuletzt in der 2. Liga. Wirklich hautnah bin ich eigentlich nicht mehr dabei. Da fehlt einem der Bezug, ich kenne inzwischen nur noch relativ wenige Spieler.

 

Sie waren von 2005 bis 2010 fester Bestandteil der Regensburger Profimannschaft. Welche Erinnerungen sind an diese Zeit geblieben?

Schäffer: Im Winter 2005 hat mich damals Mario Basler zu den Profis hochgezogen, da war ich Anfang 20. Danach habe ich bis 2008 regelmäßig in der ersten Mannschaft gespielt. Dann kam die schwere Verletzung, wegen der ich zwei Jahre komplett weg war. Ich habe mich dann sogar noch einmal zurückgekämpft und zwei Spiele gemacht in der 3. Liga, habe mir dann aber gleich wieder eine Rippe gebrochen. Trotzdem bin ich wieder zurückgekommen. Bei einem Training auf dem Kunstrasen bin ich dann gefoult worden, da kamen Bakterien in das Knie, die den Schleimbeutel angegriffen haben. Der musste entfernt werden und so begann eine lange Leidensgeschichte. Ich war schon immer Stammspieler, habe aber durch die Verletzungen viel zu wenig Spiele gemacht.

 

Sie haben beim Jahn unter einigen bekannten Trainern gespielt. Von wem haben Sie in Ihrer Karriere am meisten mitgenommen?

Schäffer: Ich hatte einige gute Trainer. Mario Basler, der mich hochgezogen hat, dann später auch Günter Güttler. Markus Weinzierl habe ich zweieinhalb Jahre erlebt, davon war ich aber über zwei Jahre lang verletzt. Man nimmt von jedem etwas mit, von manchen Trainern gute Sachen, von manchen eher schlechte. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass ich von Günter Güttler, der ja auch bei Bayern und Schalke gespielt hat, sportlich wie menschlich am meisten profitiert habe. Ich habe schon auch andere Sachen erlebt, zum Beispiel bei Weinzierl. Ich habe großen Respekt vor seinem Ehrgeiz, seiner akribischen Arbeitsweise und seinem Werdegang. Aber er ist schon jemand, der auch über Leichen geht. Wenn ich alles so Revue passieren lasse, glaube ich, dass ich bessere Trainer hatte als ihn.

 

Um eine unschöne Parallele zu ziehen: Auch Ihr zukünftiger Verein, der TV Riedenburg, könnte in den kommenden Wochen noch absteigen. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage beim TV ein?

Schäffer: Die Rückrunde läuft ja eigentlich richtig gut, das Problem ist nur, dass die unteren Mannschaften alle kräftig punkten, das ist echt schade. Da war in der Hinrunde auch viel Pech dabei, mit einigen Gegentreffern in der Nachspielzeit. Ich hoffe natürlich, dass sie es noch schaffen, aber es wäre kein Problem für mich, wenn wir nächstes Jahr in der Kreisliga spielen würden. Ich drücke trotzdem die Daumen, dass die Jungs auch kommende Saison in der Bezirksliga spielen können.

 

Wie gut kennen Sie die Mannschaft, haben Sie sie in dieser Saison schon einmal beobachten können?

Schäffer: In dieser Saison leider nicht, letztes Jahr habe ich sie öfter gesehen. Aber mit ein paar Leuten, Florian Hanke zum Beispiel, habe ich in der Jugend noch zusammengespielt. Ich kenne eigentlich schon relativ viele Spieler, die ganz jungen natürlich nicht.

 

Wäre es Ihnen also wirklich egal, ob Sie einen Bezirksligisten oder einen Kreisligisten übernehmen?

Schäffer: Ich mache das nicht so von der Liga abhängig. Ich freue mich einfach brutal, dass ich mit so einer jungen Mannschaft arbeiten kann, darum ist es für mich nicht so wichtig, ob ich jetzt eine Liga höher oder niedriger spiele. Die Jungs wollen natürlich immer so hoch wie möglich spielen. Es ist in dieser Saison noch alles möglich und ich glaube, wenn Riedenburg in die Relegation kommt, dann schafft der TV den Klassenerhalt auf jeden Fall, dann sind sie zu stark für ihren Gegner.

Unabhängig davon, ob es die Kreisliga oder die Bezirksliga wird: Verglichen mit Ihren zurückliegenden Stationen könnte man meinen, der Wechsel nach Riedenburg sei ein sportlicher Abstieg. Sehen Sie das ähnlich?

Schäffer: Nein, das auf keinen Fall. Ich habe schon lang über den Schritt nachgedacht, dass ich vom Spieler in das Traineramt wechseln könnte. Deswegen würde ich nicht sagen, dass das ein Rückschritt ist. Ich denke eher, das ist ein nächster Schritt in die richtige Richtung. Ich freue mich auf alle Fälle und hoffe, dass das dann auch funktioniert. Ich werde sehr gerne wieder für meinen Heimatverein auflaufen, das habe ich glaube ich in der E-Jugend das letzte Mal gemacht. Gerade bin ich ja wieder verletzt, ich bin aber optimistisch, dass ich kommende Saison ein paar Spiele machen werde für den TV.

 

Was ist für Sie das Reizvolle an der Position des Spielertrainers?

Schäffer: Es ist für mich sehr spannend, mit den jungen Spielern zu arbeiten, damit die fußballerisch den nächsten Schritt gehen können, und vielleicht auch die Älteren noch ein bisschen weiterzuentwickeln. Ein paar Dinge sind bei mir über die Jahre schon hängengeblieben und das versuche ich, den Spielern zu vermitteln. Wir werden bestimmt auch ein paar taktische Einheiten machen, ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass man hinten erst einmal gut steht. Ich bin aber kein Defensiv-Taktiker, ich liebe schon eher das Spektakel und gewinne lieber 4:3 als 1:0 – auch von meiner eigenen Spielweise her. Eine gewisse Grundordnung kann man den Jungs relativ schnell beibringen, Offensivaktionen einzustudieren ist schwieriger.

 

Welche Position haben Sie für sich vorgesehen?

Schäffer: Ich habe eigentlich immer den Sechser oder den Zehner gegeben. Die Sechs ist eigentlich die Position, die ich zuletzt immer gespielt habe und die mir aus meiner Sicht am besten liegt. Ich lenke gerne das Spiel und habe das Geschehen gerne vor mir.

Sie galten schön länger als Riedenburger Wunschkandidat. Wann hat der Verein zu Ihnen Kontakt aufgenommen und wie sind die Verhandlungen gelaufen?

Schäffer: Wir hatten uns ja schon vor der Saison einmal zusammengesetzt, um zu besprechen, ob ich eventuell als Spieler nach Riedenburg kommen möchte. Der Zeitpunkt war aber für mich noch nicht passend, auch wegen meiner Arbeit. Ich hatte da erst einen neuen Arbeitsplatz angenommen, da wollte ich zunächst schauen, wie sich das entwickelt. Als feststand, dass Bernd Schinn als Trainer in Riedenburg aufhört, hat er mich selber gefragt, ob ich mir dieses Amt vorstellen könnte, und so sind wir wieder ins Gespräch gekommen. Nun hat es super gepasst, und ich bin glücklich darüber, wie es jetzt gekommen ist. Mein momentaner Verein, der TSV Langquaid, hat das auch gut aufgefasst. Da bin ich schon froh, dass das nicht im Streit auseinandergeht, denn das war eine meiner schönsten Stationen.

Der Wechsel nach Riedenburg ist ja auch eine Rückkehr in die alte Heimat. Was verbinden Sie mit der Stadt und mit dem Verein?

Schäffer: Eigentlich habe ich nur schöne Erinnerungen. Ich hatte viele Freunde hier, das ist mit der Zeit dann natürlich etwas auseinandergegangen, weil ich ja dann in Regensburg war. Bis ich zwölf war, habe ich direkt in Riedenburg gewohnt, und dann sind wir nach Altmühlmünster gezogen. Mit 17 bin ich dann nach Regensburg gewechselt. Dort habe ich in der Junioren-Bundesligamannschaft des SSV Jahn gespielt, da sind wir gegen einige heutige Bundesligaspieler angetreten.

 

Welche Ziele haben Sie langfristig beim TV Riedenburg mit Ihrer neuen Mannschaft?

Schäffer: Der Vertrag gilt zunächst für eine Saison, aber ich bin natürlich schon jemand, der gerne länger bei einem Verein bleibt, darauf hoffe ich hier auch. Für mich wäre es erst einmal wichtig, dass man sich dauerhaft in der Bezirksliga etabliert, dass man jedes Jahr im Mittelfeld der Tabelle abschließen kann. Mein höchstes Ziel ist es aber, junge Spieler weiterzuentwickeln, da ist es in meinen Augen nicht so wichtig, ob ich Dritter oder Neunter werde.

 

Sie wohnen bei Regensburg, das heißt, Sie werden jetzt wohl zum Dauer-Pendler?

Schäffer: In der Vorbereitung sicher, ja. Während der Saison geht das dann schon mit zweimal Training in der Woche. Ich komme aber immer gerne ins Altmühltal, meine Eltern wohnen ja auch noch hier, die kann ich jetzt auch öfter besuchen. Ich sehe das insgesamt nicht als Belastung.

 

Riedenburgs Abteilungsleiter Max Sedlmeier hat im Gespräch mit unserer Zeitung erwähnt, Sie hätten auf einiges verzichtet, um in Riedenburg Trainer zu werden. Wie hat er das gemeint?

Schäffer: Ja, da ging es sicherlich um das Geld. Ich hatte aus dem Raum Regensburg ein paar Angebote, als Trainer zu arbeiten. In Regensburg ist natürlich schon mehr Geld vorhanden, aber das ist für mich nicht das Wichtigste. Ich wollte einfach wieder zurück in die Heimat. Das ist eine Herzensangelegenheit für mich, dafür verzichtet man gerne auf ein paar Euro. Es ist ja auch nicht so, als ob ich in Riedenburg nichts bekommen würde.

 

Es gab also noch andere gute Angebote? Von welchen Vereinen?

Schäffer: Dazu würde ich lieber nichts sagen. Es waren auf jeden Fall noch ein paar Vereine dabei, die mich unbedingt haben wollten. Das waren aber keine höherklassigen Mannschaften, eher so im Bereich Bezirksliga und niedriger. Für mehr habe ich ja auch noch zu wenig Erfahrung als Trainer. Aber die Tendenz ging eigentlich immer Richtung Riedenburg. Es war natürlich trotzdem eine Entscheidung, über die ich reiflich habe nachdenken müssen, aber jetzt bin ich froh, dass es so gekommen ist.

 

Wenn Sie sich eine Überschrift über Ihre erste Saison als Spielertrainer beim TV wünschen dürften, wie würde die lauten?

Schäffer: Oh je, da müsste ich jetzt länger nachdenken. Ich würde mich da gar nicht selber so in den Vordergrund stellen. Ich stelle eigentlich immer die Mannschaft über mich und ziehe lieber im Hintergrund die Fäden.

 

Die Fragen stellte Philipp Zimmermann.