Grasheim
"Ich wollte einen Impuls setzen"

Christian Bolzer spricht darüber, warum er als Trainer des Fußball-Kreisklassisten SV Grasheim zurückgetreten ist

21.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:06 Uhr
Christian Bolzer ist von seinem Posten als Trainer des SV Grasheim zurückgetreten. −Foto: R. Lüger

Grasheim (DK) Und plötzlich stand da ein Anderer an der Seitenlinie: Nachdem Christian Bolzer von seinem Posten als Trainer beim Fußball-Kreisklassisten SV Grasheim zurückgetreten ist, hat der aktuelle Tabellenletzte Helmut Kraus als seinen Nachfolger verpflichtet.

Das gab der Verein in einer Pressemitteilung bekannt. Unter seiner Regie gelang den Lila-Weißen am Sonntag immerhin ein Punktgewinn beim 2:2-Remis gegen den BSV Neuburg. Kraus' Vorgänger Christian Bolzer erklärt nun gegenüber unserer Zeitung, warum er sein Engagement beim SVG beendet hat.

Auch Tage danach fällt es Christian Bolzer hörbar schwer, über diesen Schritt zu reden. Aber er tut es trotzdem, auch wenn er eigentlich keine Lust dazu hat, wie er sagt. Der Grund für seinen Rücktritt lässt sich leicht auf einen Satz herunterbrechen: "Ich wollte einen Impuls setzen. " Ein bisschen weiter ausgeführt, sieht es, nach Bolzers Darstellung, dann so aus: "Wir sind nicht so in die Punktrunde gestartet, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber das macht nichts, das gab es in der Vergangenheit auch schon", erklärt er. In der Tat hatte die Vorbereitung im Sommer mit dem Gewinn des prestigeträchtigen Donaumoos-Wanderpokals auf dem eigenen Platz mehr versprochen als das, was die Grasheimer Kicker danach ab Saisonbeginn zeigten: Die ersten fünf Spiele gingen - vom Ergebnis her teils deutlich - verloren. Zwar gab es danach mit dem Unentschieden gegen Ehekirchen II (3:3), dem Sieg gegen Münster (3:2) und dem zweiten Remis gegen Joshofen (2:2) Lichtblicke, die auf mehr hoffen ließen. Dann aber kam das Spiel in Wagenhofen (1:3)- ein "desolater Auftritt" seiner Mannschaft, wie Christian Bolzer sagt. Auch am Wochenende darauf, zu Hause gegen Berg im Gau (1:2), sei das Ergebnis frustrierend gewesen. "Es ist so: Wir waren meist nicht die schlechtere Mannschaft, waren nie maßlos unterlegen", sagt Bolzer. "Aber was bringt es der Mannschaft, wenn ich ihr immer wieder sage, dass sie gut gespielt hat, aber wir trotzdem nicht in die Spur kommen? "

Der 44-Jährige war vor drei Jahren zum SV Grasheim gekommen und hatte mit dem Team die Plätze fünf (Saison 2016/2017), neun (17/18) und neun (18/19) erreicht. Davor war der Waidhofener auch beim SC Mühlried, der TSG Untermaxfeld, die er 2013/2014 in die Bezirksliga führte, und beim FC Ehekirchen als Trainer tätig. Sein Engagement bei den Lila-Weißen, das wird im Gespräch deutlich, war für Bolzer eine Herzensangelegenheit. "Die Grasheimer waren immer loyal, da hat es nie was gegeben", sagt er. Von Vereinsseite, mutmaßt Bolzer, wäre es vor der Winterpause sicher nicht zur Trennung gekommen. "Aber als Trainer hinterfrage ich mich immer. Es gehört dazu, dass man Selbstreflexion betreibt, wenn es gut läuft - und wenn es schlecht läuft erst recht. " Er sei zu dem Schluss gekommen, dass ein Anderer an der Seitenlinie das Ruder vielleicht noch herumreißen kann. "Dabei geht es nicht um meine Person. Es geht nur um die Mannschaft, um die Jungs, die da spielen. Vielleicht schaffen sie durch diesen Schritt vor der Winterpause noch den einen oder anderen Dreier", sagt Bolzer. Er sei sich bewusst, dass so mancher Spieler vielleicht nun enttäuscht von ihm sei. "Ich habe sehr viele Jungs im Stich gelassen", sagt er. Aber es sei mehr als ein Job gewesen, der Schritt sei nicht leicht gefallen. "Ich würde es mir wünschen, dass es für die Mannschaft aufwärts geht. "

Sebastian Hofmann