Die
"Ich will helfen, hier etwas aufzubauen"

06.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:06 Uhr

Einen neuen Anlauf zum Aufstieg in die 2. American-Football-Liga wollen die Ingolstadt Dukes (l.) in der kommenden Saison nehmen. Dann mit ihrem neuen Quarterback Pat Carey. - Fotos: M. Mundt (2), Archiv (6)

Die ersten beiden Trainingseinheiten mit seinem neuen Team hat der US-Boy schon hinter sich. Doch am vergangenen Wochenende galt Pat Careys Aufmerksamkeit vor allem dem Super Bowl. Und hierbei erlebte er prompt eine kleine Enttäuschung – auf Grund des klaren 43:8-Triumphes der Seattle Seahawks: „Ich drückte den Denver Broncos die Daumen“, gibt der 25-Jährige zu.

Eigentlich sind für den am 3. August 1988 in Williams-port/Pennsylvania geborenen Modellathleten die Philadelphia Eagles das Lieblingsteam, doch die spielen keine große Rolle, wenn es um die Vergabe des wertvollsten Titels im American Football geht. Gerne würde Carey mal selbst zum Saisonhöhepunkt im Stadion sein, doch es ist unheimlich schwierig an Tickets zu kommen. „Vor vier Jahren hat uns ein ehemaliger Mitspieler aus Highschool-Zeiten, der das Finale mit den New Orleans Saints erreicht hatte, Karten besorgt, aber da ging es bei mir leider nicht“, trauert er der verpassten Chance nach. Immerhin hat er schon das eine oder andere Play-off-Spiel gesehen und ist begeistert von der tollen Stimmung.

Die wird er – natürlich ein paar Nummern kleiner – in der kommenden Saison in Ingolstadt auch erleben können. „Ich habe vor zwei Jahren das Saison-Eröffnungsspiel der Dukes gegen die Franken Knights gesehen und war von der Stimmung schon sehr beeindruckt.“ In München, bei den Cowboys, für die er zwei Jahre in der GFL, der höchsten deutschen Liga, gespielt hat, schaut man schon mal neidisch nach Norden.

Also ging Carey erst einmal zwei Stufen runter in die 3. Liga. Doch von einem Rückschritt will er nicht reden. „Ich sehe das mehr als Chance, hier etwas aufzubauen. Ich will mit dem Team die Meisterschaft holen, dafür bin ich gekommen“, macht er unmissverständlich klar.

Den Kontakt zu Carey hat Dukes-Abwehrspieler Max Macek hergestellt, der ihn noch aus gemeinsamen Zeiten bei den Cowboys kennt. „Er ist einer meiner guten Freunde, und er ist mir schon immer in den Ohren gelegen, dass ich nach Ingolstadt kommen soll“, schildert Carey die Beweggründe für seinen Wechsel. „Er ist ein großartiger Spieler und eine tolle Persönlichkeit. Ich habe seine Meinung immer respektiert.“

Auch von seinen neuen Teamkameraden zeigt sich der Amerikaner angetan. „Jeder arbeitet ausgesprochen hart und tut alles dafür, so viel wie möglich dazuzulernen. Das ist auch nötig, weil wir ein ganz neues System spielen wollen. Wir haben noch einen langen Weg zu gehen“, kündigt er intensive Trainingseinheiten an. Dass alle voll mitziehen – mehr als das in der vergangenen Saison der Fall war – wurde schon bei den ersten Trainingseinheiten in der Halle des Stammvereins TV 1861 Ingolstadt deutlich. Bis zu 60 Spieler konnte Headcoach Eugen Haaf aus Peutenhausen dabei um sich versammeln.

Der ist denn auch überaus zufrieden, dass es mit dem Wechsel Careys in die Schanz geklappt hat. „Ich mag einfach seine coole Art. Wenn’s mal ganz dick kommt, ist er derjenige, der die Ruhe bewahrt. Er trifft fast immer die richtige Entscheidung“, lobt Haaf den Nachfolger von Trevor Eggleston. „Trevor war schon ein hervorragender Quarterback, aber ich glaube, mit Pat sind wir sogar noch etwas besser besetzt. Auch wenn solche Vergleiche nur schwer zu ziehen sind“, freut sich Haaf.

Und der Coach aus dem Altlandkreis Schrobenhausen sitzt auch schon mal ein paar Stunden mit dem Neuen zusammen und bastelt an neuen, überraschenden Spielzügen. Dabei unterhalten sich die beiden noch in Englisch, auch wenn Carey schon gut versteht, was um ihn herum geredet wird. „Aber mit dem Sprechen habe ich noch Probleme“, gibt er zu, doch er will demnächst seinen im Vorjahr begonnenen Deutschkurs fortsetzen.

Vielleicht bleibt er ja noch länger in Ingolstadt – und dann kann es nichts schaden, wenn er die Sprache beherrscht. „Ich muss abwarten, wie es weitergeht. Aber ich möchte schon noch einige Zeit hierbleiben. Und wenn wir mit den Dukes den Aufstieg schaffen, werde ich definitiv noch bleiben“, macht er den Fans schon mal Hoffnungen. Unter den Zuschauern im ESV-Stadion werden dann gelegentlich auch prominente Gäste sein, denn Chevon Troutman von den Bundesliga-Basketballern des FC Bayern München ist ein guter Freund Careys. Die beiden sind zusammen aufgewachsen und waren in der selben Highschool. „Ich gehe schon mal zu seinen Spielen und er schaut auch immer mal mit ein paar Teamkollegen vorbei, wenn ich ein Spiel habe.“

Bevor es allerdings soweit ist, geht es für die Dukes erst einmal nach Polen ins Trainingslager. „American Football ist in Polen ein ,schlafender Riese‘“, weiß Max Macek, der Nationalspieler in Reihen der Dukes. „Vor vier, fünf Jahren gab es dort gerade einmal zehn Vereine, heute sind es schon über 70.“ In Breslau schlossen sich vor knapp drei Jahren The Crew und die Devils zu den Giants zusammen und gelten heute als einer der führenden Klubs. Über Carey, der in München mit dem Breslauer Runningback Jakob Placzek zusammenspielte, wurde der Kontakt zu dem Verein hergestellt. Wobei die Polen ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit den Dukes an den Tag legten.

Wenn diese vom 21. bis 23. März ihre Zelte in Niederschlesien aufschlagen, werden sie dort festlich bewirtet. Ein Besuch im Konsulat und beim Bürgermeister stehen ebenso auf dem Programm wie ein Testspiel im Fußballstadion der Stadt, in dem vor zwei Jahren auch Spiele der Fußball-EM stattgefunden hatten. Und das soll erst der Beginn einer langfristigen Partnerschaft sein.