Schweinspoint
"Ich will die anderen überzeugen"

Daniel Ries aus Schweinspoint setzt sich als Klimabotschafter für die Umwelt ein - und das mit elf Jahren

09.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:08 Uhr
Katrin Kretzmann
Stolze Botschafter für Klimagerechtigkeit: Daniel Ries (l.) und seinem Bruder Georg (r.) liegt die Umwelt am Herzen, ebenso ihrer Mutter Stefanie Ries. −Foto: Kretzmann

Schweinspoint (DK) In seiner Familie ist er der erste am Morgen, der in der Tageszeitung blättert - und es gibt nur wenige Artikel, die Daniel Ries nicht liest.

Am meisten interessiert den Bub aus dem Marxheimer Ortsteil Schweinspoint (Kreis Donau-Ries) aber die Politik, egal ob im In- oder im Ausland. Aktuell verfolgt er aufmerksam das Vorhaben von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, den Umweltschutz im Grundgesetz zu verankern, denn dabei handelt es sich um ein Thema, über das der Bub, der das Neuburger Descartes-Gymnasiums besucht, Vorträge vor ganzen Schulklassen hält, als Botschafter für Klimagerechtigkeit - und das im Alter von elf Jahren.

Bei den Wald- und Wiesenwichteln, einer Gruppe, die der Ortsverband des Bund Naturschutz (BN) in Marxheim ins Leben gerufen hat, werden Kinder spielerisch an alles rund um die Natur herangeführt. Als Daniel dazustieß, war er fünf Jahre alt. "Wir sind einmal durch ein matschiges Flussbett gelaufen, als wir nach einem Biber gesucht haben, und haben immer viele Spiele draußen in der Natur gemacht", erzählt der Elfjährige stolz, der dann, als er sechs Jahre alt war, in die reguläre Kindergruppe des BN, die Bachwanderergruppe, kam.

Seine Mutter Stefanie Ries ist Vorstandsmitglied im Ortsverband des BN - und das hat sie eigentlich Sohn Daniel sowie dessen achtjährigem Bruder Georg zu verdanken. "Eine Leitung ist weggezogen und dann bin ich mit reingerutscht, auch weil zu diesem Zeitpunkt meine beiden Kindern dabei waren, und dann habe ich die Leiterausbildung über den Bund Naturschutz gemacht", erzählt die 36-Jährige. "Und während die Mama die Ausbildung gemacht hat, haben wir auch an den Wochenenden Ausflüge gemacht", ergänzt Daniel. "Da haben wir dann sogar eine Brücke über einen kleinen Fluss gebaut. "

Daniels Interesse für die Natur war geweckt und diese zu schützen, hat immer mehr Bedeutung für den Bub gewonnen. Seine Mama hörte davon, dass in Augsburg eine "Plant-for-the-planet"-Akademie stattfindet - "und wir haben sofort gesagt, dass wir da hinwollen und Daniel hat, bevor wir uns überhaupt angemeldet haben, schon gesagt, dass er sich danach weiterhin für die Umwelt einsetzen will", sagt sie.

Was bedeutet die Klimakrise? Was ist Klimagerechtigkeit? Warum sind Bäume so wichtig für uns und wie können wir unser Wissen weitergeben? Um all diese Fragen dreht sich die Akademie, bei der Schüler von acht bis zwölf Jahren für die Themen sensibilisiert werden, und am Ende eine Urkunde als Botschafter für Klimagerechtigkeit erhalten. "Wir haben Vorträge geübt zur Klimakrise und Schwarznussbäume gepflanzt", erzählt Daniel und zeigt stolz die Urkunde, die auch sein Bruder Georg bekommen hat.

Seitdem ist der Elfjährige als Botschafter unterwegs und hält dabei auch Vorträge vor Schulklassen, so zum Beispiel beim Tag der Agenda an der Fach- und Berufsoberschule in Neuburg, wo er auch Fair-Trade-Schokolade verkaufte. Der Erlös ermöglicht es , Bäume in Mexiko zu pflanzen - fünf Tafeln, ein Baum. "Ich will die anderen überzeugen und erreichen, dass sie auch etwas tun, um die Umwelt zu schützen, zum Beispiel nicht immer nur mit dem Auto zu fahren, wenn es auch mit dem Fahrrad geht", sagt der Bub.

Mehr Bewusstsein für die Natur sowie das Thema Nachhaltigkeit sind auch im Hause Ries in Schweinspoint groß geschrieben, wie Mama Stefanie erzählt. "Das Wasser kommt aus der Glas- und nicht aus der Plastikflasche, wir kaufen nur Wurst und Fleisch, wenn wir wissen, wo sie herkommen, und kochen und kaufen nur die Menge ein, die wir auch verbrauchen, um nichts unnötig wegschmeißen zu müssen", sagt sie. Doch nur noch im Bioladen einzukaufen und auf alles zu verzichten, das der Umwelt schadet, ist aus Sicht der Familie auch nicht der richtige Weg. "Es geht um das Maß, einen Mittelweg zu finden", sagt Stefanie Ries. "Wir fliegen auch in den Urlaub - schließlich sollen die Kinder was von der Welt sehen - trinken nicht nur grüne Smoothies zum Frühstück und die Jungs spielen auch mit Lego. " Wichtig sei es, mit dem Nachwuchs offen darüber zu sprechen, zu kommunizieren, wo etwas herkommt, wie die Natur funktioniert, was ihr gut tut und was nicht. Wobei der Zweifachmama eine Sache dabei besonders am Herzen liegt: "Die Kinder müssen es von sich aus so wollen und sich dafür interessieren und nicht nur, weil Mama oder Papa das so wollen. "

Wenn Daniel an seine Zukunft denkt, würde er gerne etwas mit "Forschen, Denken und Erfinden machen, vielleicht Professor oder Doktor", erzählt er. "Nur nichts Handwerkliches, das liegt mir nicht. " Sein Mutter Stefanie sieht die berufliche Zukunft ihres Sohnes auch in diesem Bereich: "Er war schon immer ein Tüftler und wenn er gespielt hat, war er total vertieft und stundenlang beschäftigt", erzählt sie. "Im Deutschen Museum könnte man ihn zum Beispiel stundenlang alleine lassen. " Auch Büchern seien große Leidenschaft von ihm - von Enzyklopädien über Fachbücher bis hin zu Romanen. Aktuell lese er ein Werk über James Bond. Sein Bruder Georg ist ebenfalls eine Leseratte. Sein momentaner Liebling: "Gregs Tagebuch". Eine politische Karriere kann sich Daniel aber auch vorstellen, "vielleicht sogar als Bundeskanzler", sagt er und grinst. In der Kinderspielstadt in Donauwörth hat er sich für den Anfang schon das Amt des Bürgermeisters als Ziel vorgenommen.

Dass er einmal vor einer ganzen Schulklasse einen Vortrag halten würde, hätte Daniels Mutter nie gedacht. "Er hat wirklich eine tolle Entwicklung durchlaufen und darauf bin ich sehr, sehr stolz. "

Sein Engagement für Umwelt und Klima will der Elfjährige weiter vertiefen. Sein größter Wunsch wäre es, eine Art Akademie oder auch Aktionswoche am Descartes-Gymnasium einzurichten "und in allen Schulen Vorträge zu halten, damit ich etwas verändern und die Leute überzeugen kann, bewusster mit Klima und Umwelt umzugehen".

Katrin Kretzmann