''Ich werde leise gehen''

Torwarttrainer Brano Arsenovic muss nach acht Jahren den FC Ingolstadt überraschend verlassen

13.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:42 Uhr

Torwarttrainer Brano Arsenovic bekommt nach acht Jahren keinen Vertrag mehr beim FC04.

Ingolstadt (DK) Sportlich hat er so einige überlebt. Jürgen Press, Thorsten Fink, Horst Köppel, Michael Wiesinger, Benno Möhlmann und Tomas Oral – in den vergangenen acht Jahren allesamt Cheftrainer beim FC Ingolstadt, haben auf seine Dienste vertraut. Auch mit dem aktuellen Coach Ralph Hasenhüttl sei die Zusammenarbeit „top“ gewesen, wie er bestätigt. Am vergangenen Sonntag mit dem Saisonfinale gegen Energie Cottbus endet jedoch seine Ära: Torwarttrainer Brano Arsenovic wurde verabschiedet – nach 286 Liga- und Pokalspielen mit dem FC Ingolstadt.

"Ich bin leise gekommen, ich werde leise gehen“, sagt der 45-Jährige, der deshalb auch in der laufenden Trainingswoche schon nicht mehr dabei ist. Lange Abschiedszeremonien sind nicht das Ding des stillen Kroaten. „Ich hatte eine gute Zeit hier“, sagt er immer wieder. „Es ist das gute Recht des Vereins, wenn er etwas Neues probieren will.“ Man muss schon ein bisschen bohren, ehe man erfährt, dass ihm die Trennung vielleicht doch nicht ganz so leicht fällt.

„Okay, es war schon schwierig, die Nachricht zu verarbeiten“, erzählt Arsenovic von dem entscheidenden Gespräch mit Thomas Linke. Die Leistungen der beiden Torhüter Ramazan Özcan und Andre Weis – beide gehören zu den Besten in der zweiten Liga – gaben eigentlich keinen Anlass zur Kritik. Dennoch hatte er schon eine Vorahnung, bevor ihm der Sportdirektor in der Woche vor dem Cottbus-Spiel mitteilte, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Fragt man nach den Gründen, klingt die Antwort des Vereins fast formell. „Beide Seiten wollen sich neu orientieren“, sagt Trainer Ralph Hasenhüttl.

„Vielleicht bin ich zu wenig Konzepttrainer und entscheide zu viel aus dem Bauch heraus. In Deutschland ist es, glaube ich ganz gut, wenn man mehr mit den Leuten spricht und sagt, welche Erfolge man hat. Das habe ich nie gemacht“, sagt Arsenovic. Einen Anschlussjob als Torwarttrainer hat er noch nicht. „Es wird nicht einfach“, vermutet er. Entsprechend könnte das zweite Standbein, seine Firma für Hausmeisterdienste und Renovierungen, noch mal wichtig werden.

2006 kam der ehemalige Profi Arsenovic zum FC Ingolstadt – und war damals so etwas wie ein Vorreiter. Chefcoach Press, der ihn noch als Aktiven bei Jahn Regensburg kennengelernt hatte, holte ihn nach dem Regionalligaaufstieg zum FC 04. „Das Torwarttraining hatten wir bis dahin irgendwie nebenbei mitgemacht“, erinnert sich der damalige Co-Trainer Willi Stegmayr. Die Aufstockung des Trainerteams war also dringend notwendig – und mit Arsenovic fand man laut Stegmayr einen Mann, „mit dem wir sportlich absolut die gleiche Sprache gesprochen haben“.

Zwei Aufstiege in die zweite Liga, die kurze Rückkehr in die Drittklassigkeit und eine Vielzahl von Torhütern und Spielern erlebte Arsenovic in den folgenden Jahren. „Ich hab mit fast allen Torhütern noch Kontakt. Ob Michael Lutz, Marco Sejna oder Sascha Kirschstein – mit allen spreche ich regelmäßig“, sagt Arsenovic. Von den Trainern will er nur einen hervorheben. „Ich bin sehr froh, dass ich Michael Henke kennengelernt habe. Gerade in den letzten Tagen konnte ich feststellen, dass er wirklich ein toller Mensch ist.“

Einer der Ersten, der Arsenovic vermissen wird, ist Stammkeeper Özcan. Mit seinem Lob für den scheidenden Torwarttrainer beschreibt der 28-Jährige dann auch gleich das besondere Arbeitsverhältnis der beiden. „Danke Brano, danke, dass du mich drei Jahre gequält hast“, sagt „Rambo“ und muss grinsen. Zu Beginn ihrer Zeit waren die beiden zunächst heftig aneinandergeraten und wechselten danach fast zwei Monate kaum ein Wort miteinander. Dann aber fanden sie eine gemeinsame Ebene und Özcan („Wir haben sehr hart gearbeitet“) gelang mit guten Leistungen in der Liga schließlich die Rückkehr in die österreichische Nationalmannschaft. Sicher ein wesentlicher Verdienst von Arsenovic. „An meiner Leistung hat es nicht gelegen, dass er geht, oder?“, fragt Özcan und wirft damit ungewollt die nächste Frage auf.

Doch das Thema ist durch. Arsenovic hat die Entscheidung des Vereins längst akzeptiert. „Ich werde keine Welle machen“, sagt er.