Ingolstadt/Heidenheim
"Ich war noch nie so oft gesperrt"

Heidenheims Abwehrrecke Mathias Wittek darf gegen den FC Ingolstadt wieder ran

27.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Kompromissloser Körpereinsatz: Heidenheims Mathias Wittek (rechts) im Kopfballduell. Der 1,93 Meter große Innenverteidiger begann seine Profikarriere 2010 beim FC Ingolstadt. Mittlerweile spielt der 28-Jährige im siebten Jahr für die Baden-Württemberger. −Foto: Steffen/dpa

Ingolstadt/Heidenheim (DK) Im Hinspiel gegen den FC Ingolstadt war Mathias Wittek nicht dabei.

Deshalb brennt der Innenverteidiger des 1. FC Heidenheim umso mehr auf seinen Einsatz am Samstag (13 Uhr), wenn er auf seinen ehemaligen Verein trifft. Die Schanzer waren von Januar 2010 bis Juni 2011 seine erste Profistation, ehe er sich dem damaligen Drittligisten aus Baden-Württemberg anschloss und 2014 den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte.

 

 

Herr Wittek, Sie haben am Tag vor dem Spiel Geburtstag. Da dürfte der sportliche Wunsch gegen den FCI nicht schwer zu erraten sein.

Mathias Wittek: Stimmt. Natürlich wünsche ich mir einen Sieg, das wäre schön. Aber nicht für mich allein, sondern weil dem FCH insgesamt noch ein Pflichtspielsieg gegen Ingolstadt fehlt. Außerdem haben wir im Hinspiel eine unserer schlechtesten Leistungen der Saison abgeliefert, da haben wir noch etwas gutzumachen. Aber wir wissen auch, dass es eine schwierige Aufgabe ist.

 

Sind Sie mit Ihrem Team psychologisch im Vorteil, weil Sie sich nach einem sehr schwierigen Saisonstart stabilisiert haben und den Abstiegskampf mittlerweile kennen?

Wittek: Das weiß ich nicht. Wenn man die Vergangenheit ansieht, sind auch schon erfahrene Mannschaften in der 2. Liga abgestiegen. Wir haben uns nach dem schwachen Start gut herausgekämpft. Dass die Mannschaften im Tabellenkeller zuletzt alle so gut punkteten, damit konnte keiner rechnen. Darum ist der Klassenerhalt nach wie vor unser wichtigstes Ziel, auf das wir uns fokussieren. Es wird aber bis zum Schluss spannend bleiben.

 

Ist es bisher die schwierigste Saison, die Sie in Heidenheim erleben?

Wittek: Es ist sicher eine ungewöhnliche Saison. Für mich persönlich, weil ich noch nie so oft gesperrt war. Und für die Mannschaft, weil uns die Punkte nicht zu einer komfortablen Situation reichen, dass nichts passiert, wenn wir mal ein Spiel verlieren. Das ist nicht einfach. Aber wir nehmen die Situation an und freuen uns auf die kommenden Aufgaben.

 

Sie sprachen Ihren persönlichen Saisonverlauf bereits an. Sie waren im Hinspiel gegen den FCI rotgesperrt und haben zuletzt Ihre zweite Gelbsperre verbüßt. Führen Sie das nur auf Ihre körperbetonte Spielweise zurück?

Wittek: Es liegt sicher auch daran, dass da ein paar dumme Fouls dabei waren. Andererseits gab es Situationen, in denen die Schiedsrichter einfach mal ein Zeichen setzen wollten. Letztlich muss ich mir an die eigene Nase fassen, da muss ich in Zukunft besser damit umgehen, um die Mannschaft nicht zu schwächen.

 

Die prägende Figur in Heidenheim ist seit Jahren Kapitän Marc Schnatterer, der auch in dieser Saison mit 8 Toren und 13 Vorlagen Topscorer ist. Wie wichtig ist Schnatterer für Ihr Team?

Wittek: Seine Bedeutung ist enorm. Er ist eben nicht nur in der Spielerkabine Kapitän und Führungsspieler, sondern auch auf dem Platz. Er ist unser Topscorer, und das über Jahre hinweg ohne einen längeren Durchhänger. Das ist schon beeindruckend. Es ist gut, wenn man weiß, dass er uns mit einer einzigen Aktion helfen kann. Daran kann sich die ganze Mannschaft aufrichten.

 

Sie sind als ganz junger Spieler nach Ingolstadt gekommen und pendelten zwischen defensivem Mittelfeld und der Innenverteidigung. Mittlerweile haben Sie 181 Spiele für Heidenheim bestritten und sind dort eine feste Größe. Wie sehen Sie Ihre Entwicklung?

Wittek: In Ingolstadt hat mich Michael Wiesinger sowohl in der Abwehr als auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Bei Benno Möhlmann bin ich kaum zum Einsatz gekommen. In Heidenheim habe ich auf der Sechs angefangen, bin dann aber in die Innenverteidigung gerückt und dort seitdem auch fest vorgesehen. Wenn der Trainer für ein Spiel einen anderen taktischen Plan hat, stellt er gelegentlich um, aber am liebsten spiele ich schon in der Abwehrkette. Das war auch meine Position in der Jugend.

 

Ihr Vertrag in Heidenheim läuft bis 2020. Welche Ziele haben Sie?

Wittek: Ich blicke nicht zu weit voraus. Wichtig ist, dass wir heil aus dieser Saison rauskommen. Ich fühle mich unheimlich wohl in Heidenheim. Es ist eine tolle Geschichte, die sich da entwickelt hat, und ich freue mich, dass ich ein Teil davon bin und das auch mitgestalten konnte. Das kann ruhig noch so weitergehen.

 

Und was verbindet Sie noch mit dem FC Ingolstadt?

Wittek: Ich freue mich, ein paar bekannte Gesichter zu sehen. Mit Stefan Leitl habe ich ja noch zusammengespielt, da ist auch eine gegenseitige Wertschätzung da. Aber ansonsten ist es einfach nur ein extrem wichtiges Spiel für beide Mannschaften, das jeder gewinnen will.

 

Das Interview führte

Gottfried Sterner.

ZUR PERSON

Mathias Witteks Familie stammt aus Schlesien, ließ sich aber kurz nach der Geburt ihres zweiten von drei Söhnen in Aindling nieder. Der 1,93 Meter große Abwehrspieler reifte beim TSV 1860 München zum Profi und wechselte im Januar 2010 zum FC Ingolstadt. Dort kam er auf sieben Drittliga- und neun Zweitliga-Einsätze. Im Sommer 2011 schloss er sich dem 1. FC Heidenheim an, dessen Trikot er bisher 181-mal trug, neun Tore erzielte und acht vorbereitete. Wittek wird am Karfreitag 29 Jahre alt und will am Samstag mit seiner aus Eitensheim bei Ingolstadt stammenden Ehefrau Verena sowie beiden Familien nach dem erhofften Sieg gegen den FCI seinen Geburtstag feiern. | gst