Pfaffenhofen
"Ich verdanke Kilian mein Leben"

Mit Medaille ausgezeichnet: Kilian Fuchs rettet seinen Patenonkel im Freibad

31.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:57 Uhr
Ein Jahr später: Christoph Karg und Kilian Fuchs waren nach dem Unfall wieder im Pfaffenhofener Freibad. −Foto: Meier

Pfaffenhofen (PK) Kilian Fuchs ist am Freitag mit der Lebensrettungsmedaille ausgezeichnet worden. Der Achtjährige hat vergangenes Jahr seinem Onkel im Pfaffenhofener Freibad das Leben gerettet.

Vor etwas über einem Jahr hat Kilian Fuchs mit seinem Patenonkel das Pfaffenhofener Freibad besucht. Christoph Karg wohnt in Allershausen und sein Patenkind kommt ihn einmal im Jahr für mehrere Tage besuchen - Kilian wohnt in Willstätt bei Offenburg. "Es war ein heißer Tag und das Freibad war voll", erinnerte sich Karg. Während Frau und Schwiegermutter auf der Wiese lagen, kühlte sich der 53-Jährige mit seinem Neffen im Wasser ab. "Wir sprangen x-mal ins Wasser", erzählte Karg.

Doch an diesem 1. August vergangenen Jahres veränderte sich im Freibad Kargs Leben von Grund auf. Während der Patenonkel auf dem Startblock mit der Nummer acht stand, wartete Kilian auf dem Block daneben darauf, dass Karg mit einem Kopfsprung ins Wasser sprang. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass in den nächsten Minuten jede Sekunde zählen wird. Denn: Beim Sprung schlug Karg mit seinem Kopf auf dem Boden auf. "Ich habe gestehen, dass Christoph nicht mehr auftaucht und bin ins Wasser gesprungen", erzählte Kilian mit ruhiger Stimme. "Er hat leise gesagt, dass er sich nicht mehr bewegen kann." Der Bub machte eine Frau auf die Situation aufmerksam. "Ich habe mich in dem Moment schlecht gefühlt. Ich hatte Angst", erinnerte sich Kilian. Karg wurde an den Rand gebracht.

An diesem Tag hatte Karg gleich mehrere Schutzengel. Denn zufälligerweise war ein Notarzt im Freibad, der ihn versorgte. Karg konnte zu diesem Zeitpunkt weder seine Beine noch Arme bewegen. "Kilian ist weinend auf uns zugerannt", erzählte Birgit Braun, die Frau von Karg. Sie saß mit ihrer Mutter auf der Wiese. "Er hat uns erzählt, was passiert ist und ich bin zum Beckenrand." Kilian blieb mit seiner Oma erst einmal auf der Wiese. Die Zwei beteten, dass sein Patenonkel nicht gelähmt bleiben würde. Durch den Aufprall auf dem Beckenboden, wurde Kargs dritter Halswirbel zertrümmert sowie ein Brust- und ein weiterer Halswirbel gebrochen, wodurch ein Ödem auf das Rückenmark drückte.

Kilian sah seinen Patenonkel wieder, als er mit einem Hubschrauber ins Ingolstädter Klinikum gebracht wurde. "Er ist dort drüben gelandet", erzählte der Achtjährige und deutete auf den Stockschützenplatz. Mitfliegen durfte Kilian nicht, aber der Pilot gab dem Buben ein Kuscheltier. "Ich habe gefragt, ob ich noch einen Tiger haben kann." Kilian wollte ihn aber nicht für seinen älteren Bruder, sondern für seinen Patenonkel. "Das Schlimmste war, dass ich Christoph nicht mehr gesehen habe." Der Achtjährige fuhr mit seiner Oma und seiner Patentante zu Karg nach Hause. "Meine Oma hat mir ein großes Spaghettieis spendiert", erinnerte sich Kilian. Im Ingolstädter Klinikum operierten die Ärzte Karg. Unter anderem verstärkten die Ärzte seine Wirbel mittels dreier Metallschienen und einem sogenannten Platzhalter. Seinen Patenonkel sah Kilian erst wieder an Weihnachten vergangenen Jahres. Denn Karg war auf Reha. Er musste wieder von vorne anfangen. Lernen, wie man die Finger bewegt, Wasser in ein Glas einschenken, die Schuhe binden.

Jetzt, ein Jahr später, stand Kilian mit seinem Patenonkel wieder an der Stelle, an dem sich das Leben von Karg für immer veränderte. "Die Feinmotorik ist nicht mehr so wie es vorher war." Ab und zu ist Karg in seiner Bewegung beeinträchtigt. "Aber ich bin schon dankbar, dass es so ist", betonte er. "Ich verdanke Kilian mein Leben." Der Achtjährige hat den Unfall von seinem Patenonkel gut weggesteckt. "Ich habe keine Angst vorm Wasser. Am liebsten tauche ich oder springe ins Wasser. Aber wenn ich so groß bin wie Christoph, dann springe ich nicht mehr", sagte der Achtjährige. Für seine Tapferkeit bekam Kilian von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) eine Leistungsnadel und einen Pokal. "Ganz besonders bewundern wir in deinem Alter dein eigenständiges und verantwortliches Denken", sagte Magdalena Linke vom DLRG. Die Ehrungsreferentin kam mit dem Vorsitzenden Reinhardt Kutscher nach Pfaffenhofen, um Kilian auszuzeichnen. Auch Kilians Eltern sind extra dafür aus Willstätt gekommen. "Ich bin froh, dass es Christoph wieder besser geht", sagte der Achtjährige - und ist trotz des schlechten Wetters am Beckenrand herum gesprungen.

Samantha Meier