Pfaffenhofen
Ich und mein Holz

Künstler Stefan Steger bringt mit seiner Kettensäge polynesische Gottheiten nach Pfaffenhofen

18.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:50 Uhr
Josephine Djabri
Seit zwölf Jahren stellt der Pfaffenhofener Stefan Steger in seinem Garten Tikis her. −Foto: privat

Pfaffenhofen (PK) In seinem Haus in Pfaffenhofen läuft leise Reggae-Musik.

Zwischen Kinderspielzeug und Esszimmermöbeln stehen in allen Größen und Farben Holzfiguren mit ausdrucksstarken, emotionsgeladenen Gesichtern.

Mit 27 Jahren entdeckte Stefan Steger ein eher ungewöhnliches Hobby für sich: Er stellt in seinem Garten Tikis her. Tikis sind Figuren, die entweder aus Stein oder, wie in Stegers Fall, aus Holz gefertigt werden. Sie stellen Ahnen- oder Götterbilder dar. Vor allem in Hawaii haben die Tikis eine Geschichte, die weit zurückreicht. Sie wurden geschnitzt, um einen Gott und dessen Kraft zu verkörpern. Die Menschen waren davon überzeugt, dass ein wohlgeformter Tiki sie vor Schaden bewahren und ihnen eine reiche Ernte schenken kann. Auf die Idee für sein Hobby ist der Maschinenbautechniker während eines Sommerurlaubs vor zwölf Jahren gekommen: "Mein Vater hat einen kleinen Wald, deshalb lagen bei ihm einige Holzstämme rum. Aus Langeweile habe ich angefangen, mit dem Stemmeisen zu schnitzen - zuerst eher sporadisch, aber mit der Zeit entwickelte sich die Arbeit mit Holz mehr und mehr zu meiner Leidenschaft", erinnert sich der 39-Jährige.

Steger geht es weniger darum, "realistische Abbilder" von Menschen oder polynesischen Gottheiten herzustellen, als vielmehr darum, eine Popkultur aufzugreifen und für sich selbst neu zu entdecken, um mit seinen eigenen Ideen etwas zu schaffen. Für ihn sind seine Tikis eine Form der Kunst. "Ich stelle nur Figuren her, die mir selber gefallen und die ich mir auch ins Haus stellen würde. " In einer einzigen Figur stecken zwischen acht und zwanzig Stunden liebevolle Feinarbeit. "Wie lange man für einen Tiki braucht, kommt vor allem auf die Details an. Mit der Motorsäge ist schnell vieles passiert, aber erst die ausgearbeiteten Kleinigkeiten machen meinen Tiki vollkommen. "

Zuerst muss die Rinde vom Holzstück entfernt werden. Als nächstes zeichnet Steger mit Kreide auf, wo er später mit der Säge Gesicht und Verzierungen einschneiden wird. "Für das Anzeichnen nehme ich mir immer besonders viel Zeit. Ich glaube, ich bin einfach ein Perfektionist. " Manchmal, so sagt er, mache er sich auch erst einmal Skizzen, bevor er überhaupt mit der eigentlichen Arbeit am Holz beginnt. Nach dem Anzeichnen gibt er dem Tiki mit der Säge Gesicht und Charakter. Das Holz für seine Tikis bekommt er oft von Familie oder Freunden geschenkt. Verwenden könne man eigentlich jede Holzart, sagt Steger. Man müsse allerdings darauf achten, dass das Holz nicht zu trocken ist, da sonst beim Sägen zu viele Risse entstehen. "Manchmal können die Risse aber auch ziemlich cool aussehen. " Nach dem Sägen müsse das Holz dann erst trocknen - das könne unter Umständen auch mal mehrere Monate dauern. Erst dann schleift Steger den Tiki mit einer Flex ab. Zum Bemalen verwendet er Dispersionsfarben, die er selbst mischt und vorher stark verdünnt, "damit keine Farbschicht entsteht, sondern die Holzmaserung bleibt". Um ihn vor Nässe und Schmutz zu schützen, wird der Tiki zum Schluss dann noch eingeölt.

In der Regel kostet ein Tiki von Stefan Steger - je nach Größe und Arbeitsaufwand - zwischen 150 und 600 Euro. "Manchmal gefallen mir die Tikis aber auch so gut, dass ich sie lieber selbst behalte. " Wer mehr von Stefan Steger sehen möchte, findet ihn gelegentlich auf Veranstaltungen rund um Pfaffenhofen, wie bei der Langen Nacht der Kunst oder dem Tag der offenen Gärtnerei.

Josephine Djabri