Ingolstadt
"Ich traue dem FC 04 einen 2:1-Sieg zu"

Ex-Torjäger Michael Binner war beim bisher einzigen Erfolg einer Ingolstädter Mannschaft bei den Löwen dabei

01.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:26 Uhr

Ingolstadt (DK) Der FC Ingolstadt wartet immer noch auf einen Erfolg gegen 1860 München. In sieben Spielen gab es drei Unentschieden, aber vier Niederlagen. Auch die FC-Vorgängervereine MTV und ESV Ingolstadt taten sich schwer gegen die Löwen. Insgesamt gab es von 1945 bis zur Fusion zum FC 04 in der Bayernliga, Regionalliga und 2. Bundesliga Süd 24 Aufeinandertreffen. Zweimal gewann der MTV in der Bayernliga (1987: 2:0, 1990: 3:2), zweimal der ESV (1970: 1:0 in der Regionalliga Süd, 1985: 3:1 in der Bayernliga). Dieses 3:1 der Ringseer am 12. April 1985 im Grünwalder Stadion war zugleich der einzige Auswärtssieg bei den Löwen. Mit dabei war damals Michael Binner, mit dem sich unser Redakteur Gottfried Sterner unterhielt.

Herr Binner, haben Sie eine Idee, warum wir Sie anrufen?

Michael Binner: Das hängt wahrscheinlich mit dem Spiel des FC Ingolstadt bei 1860 München zusammen.

 

Richtig. Und was hat das mit Ihnen zu tun?

Binner: Vielleicht, weil ich früher mit dem MTV gegen die Löwen ein paar Mal gespielt und auch gewonnen habe?

 

Nicht ganz. Es geht um den ESV.

Binner: Ah, dann weiß ich es. Das war das Spiel, als Trainer Karsten Wettberg den Regenschirm zertrümmert hat.

 

Genau, erzählen Sie!

Binner: Das war ein denkwürdiges Spiel. Wir haben im Grünwalder Stadion 3:1 gewonnen und waren dadurch endgültig gerettet, während die Löwen noch tiefer in den Abstiegskampf gerieten. Wir haben durch ein Eigentor von Torwart Mösle geführt. Nach dem Ausgleich habe ich dann in der Schlussphase mit einem Foulelfmeter zum 2:1 getroffen und Albert Mayr machte mit dem 3:1 den Sieg perfekt. Danach ist der Wettberg vor Begeisterung aufs Spielfeld gelaufen und hat seinen Regenschirm zertrümmert.

 

Der Sieg hatte aber auch für Sie persönlich Folgen.

Binner: Stimmt. Er hat meinen Wechsel zu 1860 verhindert. Die Löwen wollten mich nämlich haben und wir hatten nach dem Spiel ein Treffen vereinbart. Aber weil es da eine Krisensitzung bei den Löwen gab, hat sich niemand mehr um mich gekümmert. Dann bin ich heimgefahren und habe in der Woche darauf bei der SpVgg Unterhaching zugesagt. Danach war ich vier Jahre bei Haching und war für die Löwen-Fans ein rotes Tuch.

 

Wissen Sie, dass das bis heute der einzige Punktspielsieg einer Ingolstädter Mannschaft bei den Löwen war?

Binner: Das hätte ich nicht gedacht.

 

Sie wissen also, wie es geht. Haben Sie einen Tipp für den FC Ingolstadt?

Binner: Das ist nicht nötig. Auswärts spielt die Mannschaft ja gut. Da tut sie sich leichter, weil sie das Spiel nicht machen muss. Zuhause gefällt mir die Spielweise dagegen nicht.

 

Was stört Sie?

Binner: Ich finde die Art und Weise nicht interessant für die Zuschauer. Die Probleme sehe ich aber nicht im Sturm, sondern in der Defensive. Der Spielaufbau aus der Abwehr und der Sechserposition fehlt mir. Da muss sich die Mannschaft noch verbessern.

 

Was trauen Sie dem FC Ingolstadt in Zukunft zu?

Binner: Die Entwicklung ist insgesamt positiv. Es hat nichts Besseres gegeben, als dass der MTV und ESV zusammengingen. Mit Audi im Hintergrund hat der Verein jetzt ganz andere Möglichkeiten. In zwei bis drei Jahren sollte die Bundesliga ein Thema sein. Man sieht das an Eintracht Braunschweig. Das sind oft nur Kleinigkeiten, die zum Erfolg fehlen.

 

Und die Löwen? Schaffen sie es noch auf Platz drei?

Binner: Nein, das glaube ich nicht. 1860 ist nicht beständig genug. Da könnte eher noch der 1. FC Köln nach vorne kommen.

 

Ihr Tipp?

Binner: Der FC 04 gewinnt 2:1. Das traue ich ihnen auswärts zu, weil sie ja nichts zu verlieren haben. Die Mannschaft kann befreit aufspielen. Und die Löwen kriegen nach dem Sieg in Braunschweig wieder einen Dämpfer, die brauchen das auch.