Königsmoos
"Ich liebe Menschen und ihre Geschichten"

Gabriele Bauer soll als Gemeinwesensarbeiterin in Königsmoos die Bürger zusammenbringen

22.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:03 Uhr
Noch ist es ziemlich kahl in ihrem Büro. Die Gemeinwesensarbeiterin der Gemeinde Königsmoos, Gabriele Bauer, hat am 1. November ihre Arbeit aufgenommen. −Foto: Hammerl

Königsmoos (DK) Sie hat schon viel gemacht in ihrem Berufsleben, bringt vielfältige Erfahrungen mit und ist es gewohnt, selbstständig zu arbeiten. Seit Anfang des Monats ist Gabriele Bauer Gemeinwesensarbeiterin der Gemeinde Königsmoos. "Das ist die Krone dessen, was ich bisher gemacht habe", sagt sie.

Ihre Aufgabe ist es nun, "Leben in die Bude zu bringen", wie es die 57-Jährige salopp ausdrückt. Die Bude, das ist das Mehrgenerationenhaus in Klingsmoos, das bereits von den ersten Mietern und Eigentümern, einem Ehepaar und einer älteren Frau bezogen worden ist. Weitere Mietinteressenten geben sich die Klinke in die Hand, Bernd Reik, Regionalleiter der Stiftung Liebenau, führt einen nach dem anderen durchs Haus. "Die Zahl der vergebenen Wohnungen kann sich stündlich ändern", sagt er gut gelaunt. Für Bauer hätten sich die Stiftung und die Gemeinde Königsmoos entschieden, weil sie über die erforderliche Qualifikation verfüge, zudem reichlich Lebens- und Berufserfahrung mitbringe. "Und weil wir ein gutes Gefühl haben", betont er. "Wir glauben, dass sie gut reinpasst und mit allen Akteuren gut zusammenarbeiten wird".

Hauptaufgabe der Gemeinwesensarbeiterin ist es, Menschen zusammenzubringen - innerhalb der Hausgemeinschaft, die so zusammengesetzt werden soll, dass sich Nachbarn nicht nur kennen, sondern gegenseitig unterstützen. Außerdem ist die studierte Sozialpädagogin nicht nur für die Bewohner des Hauses zuständig, sondern soll darüber hinaus in der Gemeinde die Bürger miteinander vernetzen. "Ich liebe Menschen, es gibt nichts Interessanteres als sie und ihre Geschichten - sie sind mein Hobby", begründet Bauer, warum sie sich um die Stelle beworben hat. Das Zusammenleben mehrerer Generationen ist ihr in die Wiege gelegt worden - sie wuchs in einem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen auf, in dem nicht nur die Großeltern, sondern auch unverheiratete Tanten selbstverständlich dazugehörten.

Geboren und aufgewachsen ist sie in Ebenhausen bei Schäftlarn im Landkreis München, absolvierte eine Lehre zur Industriekauffrau, verkaufte dann Autos und studierte anschließend Sozialpädagogik in Kiel. Dann war sie mehrere Jahre auf Kreuzfahrtschiffen mit Gesang, Trompete, Parodie und Tanz unterwegs. Nach ihren künstlerischen Engagements heiratete sie, bekam zwei Kinder, die mittlerweile erwachsen sind, und arbeitete in Teilzeit im Einwohnermeldeamt der Gemeinde Baierbrunn. Die Menschen aber ließen Bauer nicht los, weshalb sie sich zur Heilpraktikerin ausbilden ließ, zusätzlich dann noch zur Hypnotherapeutin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Entspannungstherapeutin. Zehn Jahre lang war sie im Isartal selbstständig tätig.

Seit zweieinhalb Jahren kennt sie Neuburg und hat dort ihren Zweitwohnsitz. "Ich wollte meinen Lebensmittelpunkt ohnehin hierher verlegen, dann habe ich die Stellenanzeige gesehen", erzählt sie, das habe gepasst. Nun sei sie sehr froh, dass es geklappt hat. Ihre Praxis lässt sie seit September, als sie die Zusage bekommen hat, langsam auslaufen.

Dass sie im Mehrgenerationenhaus in Königsmoos von Anfang an dabei ist und mitgestalten kann, begeistert sie zusätzlich. "So habe ich das Gefühl, das ist wirklich meins", sagt sie. Momentan richtet sie ihr Büro und die Gemeinschaftsräume ein und hospitiert in anderen Einrichtungen der Stiftung, um sich einzuarbeiten. Eigene Ideen für die Vernetzung hat sie jede Menge. Beispielsweise kann sie sich einen Malwettbewerb in Kooperation mit der Schule vorstellen, in dem die Kinder ihre Vorstellungen eines Mehrgenerationenhauses aufs Papier bringen. Die Bilder will sie als Wandschmuck im großen Aufenthaltsraum verwenden. Zunächst aber sieht sie ihre Aufgabe darin, herauszufinden, was die anderen Akteure wollen und brauchen. Bauer arbeitet 19,5 Wochenstunden und ist immer Montagvormittag und Dienstagnachmittag im Mehrgenerationenhaus anzutreffen, bei Bedarf auch freitags.

Andrea Hammerl