Ingolstadt
"Ich jage keinem Trend nach"

Seit 25 Jahren arbeitet die Modemacherin Beate Bonk in Ingolstadt - Nun zeigt sie eine Werkschau

09.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:01 Uhr
Eine Wand voller Entwürfe: Im P3 an der Peisserstraße sind Werke von Beate Bonk ab diesem Samstag zu sehen. −Foto: BonkMode, Eberl

Ingolstadt (DK) Betritt man Beate Bonks Geschäft in der Milchstraße, taucht man ein in eine andere Welt, eine Welt, die sich dem Individuellen der Mode widmet.

Mal schlicht mit raffinierter Linienführung, mal mit expressiven Details, setzen sich die Kleidungsstücke deutlich von der üblichen Stangenware ab. Beate Bonk bringt so mit ihrer Kleidung seit 25 Jahren auch ein Stück Lebensphilosophie in Ingolstadt mit ein. Ob Ausstellungen im Museum für Konkrete Kunst (MKK), der Neuburger Hutschau "Mut zum Hut" oder Kostüme für die Bühne - die Designerin ist zu einer Institution geworden. Anlässlich des Jubiläums zeigt Beate Bonk nun eine Werkschau im P3.

Frau Bonk, was ist das letzte Kleidungsstück, das Sie sich gekauft haben?
Beate Bonk (überlegt und lacht): Das ist eine gute Frage. Außer Unterwäsche und Strumpfhosen kaufe ich eigentlich kaum was.

Sie tragen ausschließlich Ihre eigene Mode?
Bonk: Ja, klar. Mit wenigen Ausnahmen wie Schuhe, die kann ich nicht selbst machen.

Was haben Sie als Studentin am liebsten getragen?
Bonk: Ausgefallene Sachen! Wir haben die Sachen grundsätzlich selbst gemacht und grundsätzlich so konzipiert, dass die Leute am Taxistand sich die Köpfe verdreht haben. Wenn das nicht der Fall war, war man falsch angezogen! (lacht wieder)

Sie haben zu einer Zeit in Berlin studiert, als sich die Stadt langsam zu einer Modemetropole entwickelte. In Ingolstadt entwickelt sich gerade eine junge Szene. Sehen Sie Parallelen?
Bonk: Nein, gar nicht. Die junge lebendige Szene ist auf jeden Fall da, aber man kann es nicht ganz mit einer Großstadt vergleichen.
Wie würden Sie in drei Adjektiven Ihre Mode beschreiben?
Bonk: Individuell, innovativ, experimentell.

Ihre Entwürfe gehen nicht mit dem Zeitgeist, ihre Kleidung ist Mode für die Ewigkeit. Ist das Ihr roter Faden, Ihr Erfolgsrezept?
Bonk: Ja, definitiv. Ich jage keinem Trend nach, sondern ich schaffe etwas Beständiges. Man kann meine Kleidung immer wieder neu entdecken und kombinieren. Im Großen und Ganzen behalten sie ihre Aktualität, man hat sie für immer. Es sind schon fast Objekte, so individuell sind sie. Es ist keine Mode, sondern Stil! Und es ist schön zu wissen, dass meine Kunden meine Kleidung ebenso schätzen und behalten.
An wen denken Sie, wenn Sie Ihre Modelle kreieren? Wer ist Ihr Käufer?
Bonk: An Niemanden, das darf man nicht machen. Man muss aus der Seele und dem Bauch heraus arbeiten, eine Vision haben und der nachgehen. Sobald man an den Endverbraucher denkt, kann man einpacken, weil man ihn nie so direkt erreichen kann. Das machen die großen Firmen, die Konfektionäre. Ich aber bin kein Konfektionär, ich bin Individualist!

Denken Sie an sich selbst, wenn Sie ihre Kollektion entwerfen?
Bonk: Ich gehe meinen Bedürfnissen nach. Als Designer muss man ein Gespür für kommende Entwicklungen haben, was die Leute interessieren könnte. Die Arbeit eines Designers ist das Fühlen und Nach-vorne-gucken, Tendenzen erspüren. Ich will umhüllen. Die Rückseite spielt bei mir eine genauso große Rolle wie die Vorderseite. Der Fluss der Linien hört nicht bei der Seitennaht auf, sie gehen um den Körper herum.

Sie haben auch viel für Film und Bühne gearbeitet. Wo fühlen Sie sich mehr zu Hause, im Film oder in Ihren Kollektionen?
Bonk: Das kommt darauf an, das Leben ist ja auch wie ein Film. (lacht) Man spielt täglich eine Rolle, und ich bin die Unterstützerin des Trägers, und da ist es egal, ob die Personen auf der Bühne eine Rolle spielen oder im wahren Leben.

Sie sagen Ihren Studenten in Sigmaringen "Man muss sehen lernen! ". Was sollen die Menschen in Ihren Kleidern sehen? Oder fühlen?
Bonk: In meiner Mode gerade die Individualität, die Andersartigkeit, meine Intention, dass es anders ist als das, was einen sonst umgibt. Aber sehen lernen heißt vor allem, Dinge in den Stoffen zu erkennen und sie umzusetzen. Einen Klecks auf die Tapete zu setzen und in ihm ein Muster für einen Blusenstoff zu erkennen.

Etwa so, wie ein Bildhauer im Stein schon die fertige Skulptur sieht?
Bonk: Ja, in gewisser Hinsicht schon. Als Designer muss man viel erspüren.

Drei Kleidungsstücke, die jeder im Schrank haben sollte?
Bonk: Ein Strickkleid zum Entspannen. Einen guten Hosenanzug oder ein Kostüm - je nach dem, wo man sich wohl fühlt. Und natürlich das kleine Schwarze, das muss sein. Das bieten wir auch an, in vielen Variationen, und was wir nicht haben, das können wir machen - individuell!

Das Interview führte

Heidrun Prodinger.


Anlässlich ihrer 25-Jahr-Feier zeigt Beate Bonk in einer Jubiläumsausstellung "25 Jahre Bonk-Mode" in der Peisserstraße 3 in Ingolstadt eine Werkschau. Zu sehen sind Zeichnungen, Entwürfe und Kleidungsstücke. Vernissage mit Modenschau: Samstag, 11. Mai, 19 Uhr; Ausstellung: 12. Mai und 19. Mai, jeweils 11 bis 16 Uhr.

ZUR PERSON
Beate Bonk wurde 1960 in Polen geboren. Noch während ihres Studiums an der Hochschule der Künste in Berlin (1980-1987) begann sie, als freiberufliche Designerin und Filmausstatterin zu arbeiten. Ihren ersten Laden in Ingolstadt eröffnet sie 1991. Beate Bonk lehrt an der Modefachschule Sigmaringen und hatte 2004 eine Gastdozentur an der Katholischen Universität Eichstätt.