"Ich hoffe, dass viele Zuschauer kommen"

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr
Andreas Behr ist der neue Sportleiter beim VfR Neuburg. Der 32-Jährige hat die Zügel von Roland Egen überreicht bekommen und freut sich auf die Bezirksliga-Saison mit seiner Mannschaft. −Foto: S. Hofmann

Neuburg (DK) Am morgigen Samstag beginnt auch für den VfR Neuburg die Fußballsaison 2016/17. Zum Auftakt ihrer ersten Spielzeit in der Bezirksliga seit nunmehr drei Jahren empfangen die Lila-Weißen den TSV
Rain II zum Derby (Anpfiff um 15 Uhr).

Vor der Partie spricht der neue Sportleiter des VfR Neuburg, Andreas Behr, über die zurückliegende Relegationsrunde, die Vorbereitungspartien, die Lücke, die der verletzte Co-Spielertrainer Alexander Egen hinterlässt, und die Ziele, die sich der Verein gesteckt hat.

Herr Behr, Sie haben während der Rückrunde der vergangenen Saison schon immer mit einem Auge Richtung VfR Neuburg geblickt, obwohl Sie noch Spielertrainer beim Kreisklassisten SV Grasheim gewesen sind. Haben Sie an den Aufstieg der Neuburger geglaubt, bevor das erste Relegationsspiel angepfiffen wurde?
Andreas Behr: Ich habe es ganz deutlich in der kommenden Stadionzeitung für das Punktspiel gegen den TSV Rain II geschrieben: Die anstrengenden Trainingseinheiten der vergangenen Saison – es waren 108 Einheiten, was sehr viel ist – haben den Grundstein gelegt, um die Relegation zu bestehen. Die Fitness war da. Gedanken habe ich mir natürlich gemacht, da der Trend der Rückrunde doch negativ war. Der VfR hat auf Platz eins begonnen, hat von Hollenbach dann gleich eine deftige Klatsche bekommen und schließlich das entscheidende
Spiel gegen Ecknach verloren. Gerade während der letzten drei Spiele hat die Mannschaft aber die Kurve gekratzt. Dann habe ich schon gedacht, dass wir die beiden Relegationspartien gewinnen. Beim ersten Spiel war ich mir schon ganz sicher, weil die Kreisliga West, aus der Altenmünster kam, klar schwächer als unsere Kreisliga Ost ist. Ich hatte auch ein gutes Gefühl aufgrund der Konstellation, dass zu 80 Prozent aufgestiegen war, wer das erste Spiel gewonnen hatte.
 
Das zweite, entscheidende Spiel in Rain haben Sie gar nicht verfolgen können...
Behr: Leider nein. Aus privaten Gründen ging das nicht. Ich hätte gern zugesehen. Ich war am Liveticker dran und sehr beruhigt, dass es nach 50 Minuten schon 3:0 für uns stand. Was ich gehört habe, war es vom Ergebnis
her eine klare Sache, aber es war auch zu hoch. Möttingen hat gut angefangen, aber wir haben halt unsere Chancen eiskalt verwertet. 
 
Möttingen hatte auch einen beachtlichen Fanblock hinter sich.
Behr: Habe ich auch gehört. Ich war schon überrascht, dass unsere junge Mannschaft davon nicht eingeschüchtert war. Ich hab’ in meiner aktiven Spielertrainerzeit in Eggelstetten zwei Relegationsspiele um den Aufstieg gehabt. Ich war ein junger Trainer mit 26 Jahren und hatte eine junge Mannschaft um mich. Wir haben vor 1500 Zuschauern gespielt, die Fans des Gegners waren deutlich in der Überzahl. Da kommt ein gehöriger Druck auf die Mannschaft zu. Der VfR Neuburg hat diesen Druck aber wunderbar weggesteckt. Es waren, meiner Meinung nach, auch zwei Personalien ganz entscheidend: Alexander Egen und Martin Stanek. Grade Stanek war in den wichtigen Spielen sehr präsent und hat die Mannschaft mit seiner Erfahrung geführt.

Erfahrung ist ein gutes Stichwort. Martin Stanek hat seine Karriere beendet und Alexander Egen leidet seit der Saisonvorbereitung an einem Kreuzbandriss. Fehlt dem Team damit nicht ein großes Stück Routine?
Behr: Es würde mich wundern, wenn Alex ein Punktspiel in dieser Saison bestreiten könnte. Das Kreuzband ist gerissen und er hat einen Schaden am Meniskus. Für ihn ist wichtig, dass er wieder auf die Beine kommt und auf sich selbst schaut. Von Vereinsseite gibt es keinen Druck. Aber auf die Frage: Ja, Erfahrung geht der Mannschaft nun ab. Das fehlende Kopfball- und Stellungsspiel eines Alexander Egen tut uns weh. Aber wir haben gute Leute in der Hinterhand, die seinen Ausfall kompensieren werden und müssen.

Wer kann und muss das?
Behr: Unser Neuzugang Rainer Meisinger kann sowohl im Mittelfeld als auch im Sturm spielen. Er ist sehr gut und hatte nicht umsonst einen Stammplatz in Eichstatt (Bayernliga Nord, d. Red.). Man merkt auch im Training, dass er diese Führungsrolle übernehmen möchte. Er ist brutal ehrgeizig. Er lebt und liebt den Sport. Er rutscht da hoffentlich – trotz seiner erst 23 Jahre – schnell rein.

Ist er der wichtigste Neuzugang in dieser Saison?
Behr: Ich sage mal, der Bekannteste. Sehr positiv haben sich nämlich auch die Redl-Zwillinge aus Gerolfing präsentiert. 
 
Ein Blick auf das Lazarett: Neben Egen hat sich Alois Reißig eine Verletzung zugezogen. Gebrochener Knöchel, lautet die Diagnose.
Behr: Er fällt noch vier Wochen aus, dann darf er wieder trainieren. Cedric Sengl hat sich eine Bauchmuskelzerrung zugezogen und wird wohl erst zum zweiten Punktspiel wieder fit. Lukas Heckl hat Probleme mit der Patellasehne, es dauert locker noch zwei Wochen, bis er das Mannschaftstraining wieder voll aufnehmen kann. Bis dahin trainiert er individuell.

Wie geht es dem früheren Kapitän Edvin Hasanbegovic?
Behr: Er war am Dienstag wieder im Training, was sehr erfreulich ist. Ich konnte mit ihm noch nicht unter vier Augen sprechen. Aber laut Trainer Christian Krzyzanowski ist es gut, dass er wieder dabei ist. Wir müssen aber auf jeden Fall auf das „Go“ des Arztes warten, bis er wieder voll einsteigen kann. Er hat eine Entzündung, die Krankheit ist langwierig und man darf nichts überstürzen. Wir rechnen im Laufe der Vorrunde mit ihm. Er war schon immer eine Säule beim VfR. Solche Leute brauchen wir – speziell seit klar ist, dass Alex Egen lange ausfallen wird.

Gab es Überlegungen, die Mannschaft deswegen nochmals zu verstärken?
Behr: Ganz klar nein. Ich bin nicht der Typ, der auf Biegen und Brechen einen Spieler als Vertragsamateur verpflichtet. Die Leute müssen immer in die Mannschaft passen. Christian Krzyzanowski und ich haben die
Neuzugänge ganz gezielt ausgesucht. Wir sind überzeugt davon, dass das Gesamtgebilde passen muss. Ein Schnellschuss wegen einer Verletzung ist nicht angebracht. Vielleicht schauen wir uns im Winter noch
gezielt um.

Das klingt danach, als ob Sie eine VfR-Kultur schaffen wollten.
Behr: Wir wollen definitiv mit unseren jungen Spielern etwas aufbauen. Das funktioniert nur, wenn wir die bestehende Mannschaft passend ergänzen. Es soll nicht so sein wie in der Vergangenheit, dass Leute aus
fremden Regionen für viel Geld geholt werden. Das Vereinsleben hat damals nicht stattgefunden. Wir wollen erfolgreich und höherklassig Fußball spielen – aber nicht um jeden Preis.

Der VfR Neuburg hat sechs Testspiele absolviert. Zwei Unentschieden und vier Siege stehen zu Buche, eine Niederlage war nicht dabei.
Behr: (grinst) Mit 23:10 Toren. 
 
Viele Trainer und Abteilungsleiter sagen in der Saisonvorbereitung oft und gerne, die Ergebnisse seienkomplett egal. Stimmt das? Oder tut ein 9:2-Kantersieg gegen den Stadtrivalen BSV Neuburg auch mal gut?
Behr: Ja, das tut schon gut. Ich muss jetzt schmunzeln, ich hoff’, der Eubel Andi (Teammanager des BSV Neuburg, d. Red.) nimmt’s mir nicht übel, er ist ein guter Freund von mir. Was uns stört, sind die zwei Gegentore. Die Ergebnisse sind nicht egal. Ob das nun die ersten Elf oder Ergänzungsspieler sind, jeder will das Spiel gewinnen. Das hat man bei den Tests gesehen. Wir haben aber zu viele Chancen liegengelassen
– auch bei dem 9:2 gegen den BSV. Fabian Scharbatke hat da vier Tore geschossen, hätte aber noch mehr schießen können. Man muss aufpassen, dass man sich bei solchen Ergebnissen, wo der Gegner an diesem
Tag überfordert war, nicht zufrieden gibt. Man muss immer mehr wollen. Egal,wie hoch das Ergebnis ist.

Dem Landesligisten aus Ehekirchen hat der VfR ein 3:3-Unentschieden abgerungen.
Behr: Erst mal muss ich sagen, es ist toll, was der FC Ehekirchen in den vergangenen Jahren aufgebaut hat und dass er aufgestiegen ist. Zum Spiel: Es war eine komische Partie. Wir haben während der ersten 30 Minuten klar dominiert, müssen eigentlich 3:1 oder 4:1 führen, sind aber seltsamerweise 1:2 hinten. In der zweiten Halbzeit hat der FCE ohne Ende gedrückt und verdient das 1:3 gemacht. Das 1:4 und 1:5 hätten da folgen müssen, stattdessen haben wir noch zum 3:3 ausgeglichen. Das muss unsere junge Mannschaft verinnerlichen:
Auch wenn man mal hinten ist, darf man nicht aufgeben. Es hat mich gefreut, dass wir in der ersten Halbzeit einen Landesligisten dominiert haben. Aber im zweiten Abschnitt hätten wir genauso untergehen können.

Haben auch Spieler aus dem Reserve-Kader im Bezirksligateam mitgekickt?
Behr: Nein. Leider mussten wir sogar ein Testspiel unserer „Zweiten“ wegen Spielermangels absagen. 
 
Die Elf um Spielertrainer Ardian Marku bleibt also weiter das Sorgenkind beim VfR Neuburg?
Behr: Ja, so ist es. Viele gute Spieler haben das Team verlassen. Lukasz Bar und Marty Tazzoli, die ja in der vergangenen Saison die Fahne hochgehalten haben und wegen denen wir hauptsächlich Dritter in der B-Klasse geworden sind, sind leider nach Wagenhofen abgewandert. Es wird eine harte Geschichte mit der zweiten Mannschaft. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, sie zu halten. Wenn sich der Kader der „Ersten“ nicht durch weitere Verletzte ausdünnt, müssen auch Spieler von dort in der B-Klasse antreten. Anders geht es nicht. Vielleicht werden wir aber im Winter auch noch den einen oder anderen Spieler für die „Zweite“ an Bord holen.

Ist auch für die Reserve ein Ziel ausgegeben? In der Vorsaison wollte Marku ja auch aufsteigen und hat das Ziel denkbar knapp verpasst.
Behr: Wir haben das Ziel, die zweite Mannschaft in der B-Klasse zu halten. Den dritten Platz noch mal zu holen, ist in weiter Ferne. Das wird sehr schwer.

Zurück zur ersten Mannschaft: Das erste Saisonspiel findet am morgigen Samstag daheim gegen den
TSV Rain II statt. Gibt es etwas Schöneres als ein Derby zum Auftakt?

Behr: Nein. Ich hoffe, dass viele Zuschauer kommen, da wir auch das Sommernachtsfest unserer Jugend noch auf dem Gelände haben. Es ist nach drei Jahren Abstinenz wieder ein Bezirksliga-Spiel für den VfR. Rain ist seit Jahren in der Bezirksliga und etabliert. Es ist eine junge Mannschaft mit neuem Trainer, die es noch zu beobachten gilt. Ich sage aber auch ganz klar: Wir schauen nicht auf den TSV Rain, wir schauen auf uns!

Was die Zuschauerzahlen betrifft, so war der VfR Neuburg in den vergangenen beiden Jahren nicht gerade mit vielen Fans gesegnet. Glauben Sie, durch die Zugehörigkeit zur Bezirksliga finden wieder mehr Leute den
Weg an den Unteren Brandl?

Behr: Ich denke schon. Allein, weil die Spielklasse attraktiver ist und gute Gegner aus dem Augsburger Raum kommen. Damit ist es aber nicht getan, wir müssen selber etwas bewegen. Unsere Nachwuchsspieler werden als Einlaufkinder am Samstag mit dabei sein. Das wäre mal ein Anfang. Ich kann mir vorstellen, dass man, gerade in den Sommermonaten, ein Rahmenprogramm um die Spiele bieten wird. Dann wird der VfR auch wieder attraktiver. Da sind wir im Vorstand gefragt.

Haben Sie schon Favoriten in der Bezirksliga ausgemacht? Wer wird oben mitspielen? Wer ist unten dabei?
Behr: Ich denke, dass Aystetten das eigene Ergebnis toppen will. Sie waren Vizemeister, und werden heuer Meister werden wollen. Das Zeug dazu haben sie, denke ich. Auch der TSV Neusäß hat sich gut verstärkt
und wird weiter in die Landesliga aufsteigen wollen. Was bei Meitingen herauskommt, muss man abwarten. Der Verein hat durch den Abstieg aus der Landesliga einige gute Spieler verloren. 
 
Ist der VfR Neuburg als Aufsteiger automatisch ein Kandidat für den Abstiegskampf?
Behr: Naja, wir sind zwar „nur“ Vizemeister in der Kreisliga geworden, aber wir haben eine junge, intakte Mannschaft. Unser Ziel ist es sicher nicht, um die Meisterschaft mitzuspielen. Wir wollen so früh wie möglich
den Klassenerhalt erreichen und ich denke, das werden wir auch schaffen.

Soll heißen, ein einstelliger Tabellenplatz am Ende der Saison ist das Ziel?
Behr: Wir schätzen uns so ein, dass wir uns zwischen den Plätzen fünf und acht einordnen können. Es wird hart, aber ich bin überzeugt, dass wir mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben werden.