"Ich hätt’s in der Großstadt nicht ausgehalten"

11.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:04 Uhr

Zuhause mit seinen Fotoalben: Gotthard Munninger hält alle bedeutenden Ereignisse in seinem Dorf mit der Kamera fest. - Foto: baj

Mörnsheim/Mühlheim (EK) Von Beruf ist Gotthard Munninger Elektroinstallateur. Daneben ist er als Maler, Putzer, Schreiner, Bauarbeiter, "Organisationschef" und noch etliches mehr tätig. Ohne ihn und seine "Mannschaft" geht wenig im Mörnsheimer Ortsteil Mühlheim.

Der agile 71-Jährige ist Mitglied in allen sechs Ortsvereinen: beim VdK, bei den Schützen, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Katholischen Arbeiterverein, dem Krieger- und Militärverein und dem Verschönerungsverein "Gailachquelle Mühlheim". Bei den Monheimer Reservisten ist er zu finden und bei der Solabühne in Solnhofen macht er mit: Er sorgt bei der Stallweihnacht für Beleuchtung.

JAHR DES EHRENAMTS

Bei den Kriegern und dem Verschönerungsverein hat Munninger den Vorsitz inne – bei der "Gailachquelle" seit 1981. Dieser Verein macht weit mehr, als sich um Ruhebänke und Tische für Wanderer und Radfahrer zu kümmern. Er hält zwei Wege in Schuss, den Quellenweg und den Lindenweg. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Mitglieder zwei Kapellen instand gesetzt, die im Mittelfeld und die am Mühlheimer Berg. Drei Feldkreuze, darunter das am Raffelstein, wurden total erneuert.

An der Spitze der Arbeiten ist stets ein "Dreigestirn" zu finden: Gotthard Munninger, Albin Opel und Heinz Birnbickel. Kein Wunder, dass sich dieses Trio wieder an vorderster Front fand, als der Ort ein großes Projekt in Angriff nahm: die Dorferneuerung. Vor etwa zehn Jahren gab es die ersten Überlegungen. In der Schule für Dorf- und Landesentwicklung in Thierhaupten wurde ein Leitbild entwickelt. Das Motto: "Mühlheim – Mein Dorf und ich". Seitdem ist Munninger Wegebaumeister und Opel Pflanzmeister.

In dem 460-Seelen-Dorf hat sich nun einiges geändert. "Der Lindenplatz war früher total geteert. Da gab es überhaupt nichts Grünes", erinnert sich Munninger. Jetzt wurde der Platz neu gestaltet. Der 71-Jährige und sein Trupp erstellten einen Zaun zum Schulgarten. Ein Fundament für den Maibaum wurde gegraben, ein Parkplatz für Busse angelegt, Straßen neu geteert. Noch ist nicht alles fertig. Die Dorferneuerung wird erst 2014 abgeschlossen sein. Es fehlen beispielsweise Straßenlampen am Quellweg. Und an der Tagmersheimer Straße soll ein Fußweg erstellt werden. "Aber das meiste ist gemacht", bestätigt Munninger.

Auch der Verschönerungsverein hat seinen Beitrag geleistet. Die Gemeinde gab dem Verein das alte Feuerwehrgerätehaus. "Das haben wir hergerichtet. Putz runter, Steine frei legen, ein neues Tor, die Elektrik", zählt Munninger auf. Munningers Lob gilt dabei allen Mitgliedern: "Wenn man sie braucht, sind sie da. Da gibt’s keine Frage." Eines allerdings bereitet Munninger Sorgen. Der Nachwuchs fehlt; die Jungen ziehen weg. Das kam für den 71-Jährigen selbst nie in Frage, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte. Er arbeitete in Köln und in Berlin. Dort hätte er bleiben können. Entsprechende – und verlockende – Angebote hat es gegeben. Munninger lehnte alles ab. "Ich hätt’s in der Großstadt nicht ausgehalten." Er legt eine kurze Pause ein. "Mein Dorf ist mir abgegangen", ergänzt er leise.

Diese Heimatverbundenheit spiegelt sich auch in seinen Hobbys wider. Munninger hält die Erinnerung an die alten Hausnamen und an die Flurnamen wach. "Wer weiß denn noch, wo die Fuchswiesen ist oder die Lochwiesen" Jede Straße, jedes Flurstück hat er erfasst. Munninger will dieses Wissen an seine Enkel weitergeben. Tobias und Corinna zeigen entsprechendes Interesse – sehr zu seiner Freude. Außerdem fotografiert der 71-Jährige alle Ereignisse rund ums Dorf. Dorferneuerung, Hochwasser, Bilder von der Ortschaft. "Damit’s der Nachwelt erhalten bleibt."

So viel Engagement bleibt nicht unbemerkt: Im Dezember hat er das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt erhalten. Das freut ihn und spornt ihn an. "Ich bin oft nicht daheim", räumt er ein, "aber man ist gewählt worden und man hat’s angenommen." Und außerdem: Zwei Mal sei er bei Arbeiten im Rahmen der Dorferneuerung nicht da gewesen. "Und zwei Mal haben’s den Hydranten umgefahren."

Seine Frau Magda sieht dem Treiben ihres Gatten mit gemischten Gefühlen zu: "Ich bin nicht immer begeistert. Er ist weg und ich muss daheim dann alles alleine machen."