Thalmässing
"Ich habe richtig Bauchweh dabei"

Schulkinder aus Eckmannshofen müssen Staatsstraße überqueren - Suche nach Lösungen

08.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:55 Uhr
Übersichtlich oder nicht? Die Eltern haben Angst, wenn ihre Kinder an dieser Stelle die Staatsstraße überqueren müssen. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Die Aufgabe gleicht der Quadratur des Kreises: Wie kann den Schulkindern aus Eckmannshofen ein möglichst gefahrloses Aussteigen aus dem Bus ermöglicht werden, wenn gleichzeitig alle Verkehrsregeln und die eng getakteten Touren der Buslinien eingehalten werden müssen.

Eine Lösung dieser Aufgabe haben in den vergangenen Wochen Eltern, Kommune, Polizei, Landratsamt und Busunternehmen gesucht. Ein Zwischenschritt ist bereits gelungen: Eine Nachmittagstour wird umgedreht, so dass die Kinder jetzt zwar eine Viertelstunde später heimkommen als bisher, aber dafür nicht mehr auf der Staatsstraße aussteigen müssen.

"Es ist eine verzwickte Geschichte", räumt Bürgermeister Georg Küttinger ein. Bis zur Fahrplanumstellung im Dezember habe das ortsansässige Busunternehmen Moßner die Schulbuslinien eigenwirtschaftlich und auch in eigener Verantwortung betrieben. Und die Busse fuhren nach Eckmannshofen hinein, drehten dort teilweise um oder fuhren über die Eckmannshofener Straße wieder nach Thalmässing. Damit die Kinder nicht an der Bushaltestelle neben der der Staatsstraße in Richtung Greding aussteigen mussten, machte der Bus einen Schwenk über die Gegenfahrbahn und hielt in der Einmündung der Ortsstraße.

Mit der Fahrplanumstellung wurden einige dieser Abweichungen vom normalen Plan gestrichen. Das rief prompt die Eltern der Kinder aus Eckmannshofen auf den Plan. Sie baten darum, dass die Kinder wieder im Ort einsteigen dürfen, damit sie nicht im Buswartehäuschen an der Ortsstraße direkt neben der Staatsstraße warten müssen. Eine Ortsbesichtigung sollte diese Frage klären, brachte aber etwas anderes an den Tag: Den Schlenk der Busse in die Einmündung nach Eckmannshofen gab es weiterhin. Und der verstößt gegen die Verkehrsregeln. Und nicht nur das: Josef Regnet vom Landratsamt zeigte sich entsetzt, dass die Kinder dann auf der der Staatsstraße zugewandten Busseite aussteigen müssen. "Ein kleiner Schubs, so wie Kinder das halt machen, und einer kommt vor ein Auto. " Dieser Schwenk wurde deshalb verboten. Aus Sicht der Eltern eine gravierende Verschlechterung der Situation.

Als Alternativen blieben der Ausstieg auf der Staatsstraße oder an der Bushaltestelle am Rathaus. Busunternehmer Rudi Rombs erklärte sich auf Anregung von Josef Regnet zu einem Versuch bereit, doch durch die Eckmannshofener Straße zu fahren. Das scheiterte schon am ersten Tag an parkenden Autos. Ein Halteverbot folgte. Der Unternehmer rechnete nach und stellte fest, dass diese Route vier bis fünf Minuten länger dauert als die auf der Staatsstraße. Und da der Fahrplan so eng getaktet ist, bedeutet das für die anschließenden Fahrten eine Verzögerung , die nicht mehr aufzuholen ist.

"Ich würde auch kein Kind über die Staatsstraße laufen lassen", zeigt sich Bürgermeister Georg Küttinger mit den Eltern einig. Die Autos fahren dort die erlaubten 100 Kilometer pro Stunde, "das ist viel zu gefährlich. Ich habe richtig Bauchweh dabei. " Josef Regnet sieht das anders, auch wenn er die Bedenken der Eltern nachvollziehen kann: "Es gibt Vorschriften, an die ich mich halten muss. " Und die sagten eben, dass der Ausstieg an der Staatsstraße machbar sei, weil diese Stelle übersichtlich sei. "Das Sichtdreieck ist da. " Das habe auch die Unfallkommission, bestehend aus Polizei, Staatlichem Bauamt und Verkehrsbehörde, festgestellt. Unter diesen Voraussetzungen könne man auch die Geschwindigkeit an der Staatsstraße nicht drosseln. "Ich habe das an der Bundesstraße 466 bei Poppenreuth einmal gemacht. Die Schilder hat die Regierung gleich wieder einkassiert. "

Vom Busunternehmer selbst kam die Lösung für die Grund- und Mittelschüler: Das Busunternehmen hat die Tour gedreht, so dass die Kinder vom Berg jetzt eine Viertelstunde früher heimkommen, die aus Eckmannshofen dementsprechend später. Allerdings fährt der Bus dann aus Richtung Greding, so dass die Kinder sicher aussteigen können. Der Busunternehmer hat jetzt der Kommune mitgeteilt, dass er versucht, ab September auch die Tour für die weiterführenden Schulen zu drehen, damit auch diese Schüler auf der sicheren Seite aussteigen können.

Die Eltern wünschen aber weiterhin, so haben sie es inzwischen schriftlich vorgelegt, dass die Busse sowohl am Morgen als auch am Nachmittag durch die Eckmannshofener Straße fahren sollen. Sie können nicht verstehen, dass ihre Kinder 15 oder 20 Minuten später heimkommen sollen, weil der Bus bei der Fahrt durch die Siedlung fünf Minuten länger braucht.

"Bis zum Juli wollen wir jetzt schauen, ob der Bus diese fünf Minuten rausholen kann", zeigt sich der Bürgermeister kompromissbereit. Die Eltern schlagen vor, dass alle Busse in der Früh fünf Minuten eher fahren, dann spiele der größere Zeitaufwand bei der Fahrt durch die Siedlung keine Rolle. "Wenn davor aber noch andere Linien bedient werden müssen, gibt es ein Problem", sagt Küttinger. Aber er verspricht: "Wir sind dran. " Das hätten auch die zwei bisherigen Treffen mit allen Beteiligten gezeigt.
 

Andrea Karch