Pfaffenhofen
"Ich habe meine Wurzeln erkannt"

Der Pfaffenhofener Anwalt Stefan Heinl setzt sich auf Landesebene für Vertriebene ein

06.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:25 Uhr

Stefan Heinl, Rechtsanwalt aus Pfaffenhofen, setzt sich nicht nur für die Sudetendeutsche ein, sondern für alle Vertriebenen und Aussiedler. Dazu übernahm er in der entsprechenden CSU-Arbeitsgemeinschaft den stellvertretenden Landesvorsitz - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (em) Der Pfaffenhofener Rechtsanwalt Stefan Heinl, bisher stellvertretender Vorsitzender der sudetendeutschen Landsmannschaft Pfaffenhofens, wurde vor kurzem in ein weiteres Amt gewählt: Innerhalb der „Union der Vertriebenen und Aussiedler“, einer Arbeitsgemeinschaft der CSU, stieg er vom Vorstandsmitglied zum stellvertretenden Landesvorsitzenden auf. Damit haben die Pfaffenhofener Sudetendeutschen beste Verbindungen zum 54-köpfigen Präsidium der CSU in Bayern.

Heinl, Jahrgang 1967, wurde in Pfaffenhofen geboren, ist hier zur Schule gegangen und hat in Scheyern seinen Militärdienst abgeleistet. Nach dem Jurastudium ließ er sich in der Kreisstadt nieder und arbeitet als Rechtsanwalt. Obwohl er sich selbst als „Pfaffenhofener und Bayer“ einordnet, betont er doch seinen sudetendeutschen Hintergrund.

Viel hat er von seinem Vater erfahren, der als Egerländer immer wieder von seiner böhmischen Heimat erzählt und von der Vertreibung in der Folge des Zweiten Weltkrieges. Hautnah erlebt hat er bei einem Besuch mit seinem Vater, wie dieser mit den Orten seiner Kindheit umgegangen ist. Bei einem gemeinsamen Besuch hatte sein Vater dem damals zehnjährigen Stefan seine Schule, seinen Spielplatz, seine Stätten der Kindheit gezeigt. Auf dem Friedhof von Chodau (heute Chodov) fanden Vater und Sohn ein Grab mit der Aufschrift „Familie Heinl“: „Da wurde mir bewusst, dass mich mit diesem Ort viel mehr verbindet, als mir vorher bekannt war.“ Dazu kamen dann noch die Erzählungen über seinen Großvater und das Lesen in dessen Gedichtband: „Ich habe meine Herkunft und meine Wurzel erkannt – ohne jegliche Territorialansprüche.“

Als Jurist legt er Wert auf die fundamentalen Menschenrechte: „Flucht und Vertreibung haben mit Menschenrechten zu tun. Und das Eintreten für diese Menschenrechte hat für mich einen hohen Stellenwert – es ist einfach Pflicht, sich dafür einzusetzen.“

Stefan Heindl schlägt den großen Bogen von den Flüchtlingsströmen in der heutigen Zeit zu den Vertreibungen in der Nachkriegszeit: „Unrecht bleibt Unrecht – heute und früher.“

Erfreulich für ihn ist, dass er mit der „Union der Vertriebenen und Aussiedler“ in Tschechien besonders in Kreisen der Intellektuellen immer mehr Gesprächspartner findet, die sich für die Pflege des gemeinsamen Kulturerbes im Sinne der humanistischen Gerechtigkeit einsetzen. Auch beginnt, so Heinl, die Diskussion innerhalb der tschechischen Elite über die Beneschdekrete und ihre Folgen. Dabei stehen für seine Organisation die gemeinsame Ächtung von Vertreibung, die Aufhebung der Beneschdekrete und das Engagement für die Aussiedler ebenso im Mittelpunkt wie das Recht auf Heimat als Menschenrecht und der Erhalt der Kulturarbeit der Heimatvertriebenen.