Neuburg
"Ich hab's sozusagen im Blut"

Ulrich Huber, bayerischer Meister der Waldarbeiter, im Interview über den Lumberjack-Cup

03.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:45 Uhr
Die Lieblingsdisziplin des aktuellen bayerischen Meisters Ulrich Huber: Beim Entasten kommt es auf präzise Schnitte, saubere Bewegungsabläufe und Schnelligkeit an. −Foto: S. Hofmann

Neuburg (DK) Sie arbeiten nah an der täglichen Praxis, und doch steckt sehr viel Action in ihren Wettkämpfen: Die Waldarbeiter zogen mit ihrem Vergleich beim Lumberjack-Cup in Rennertshofen die Blicke des Publikums auf sich.

Sieger war der aktuelle bayerische Meister, Ulrich Huber (kleines Bild) aus Forstinning. Im Interview berichtet der 51-Jährige, wie er zu diesem Sport gekommen ist, welchen Wettkampf er nie vergessen wird und wie es um den Nachwuchs bei den Waldarbeitern bestellt ist.

Herr Huber, wie sind Sie zu diesem doch außergewöhnlichen Hobby gekommen?


Ulrich Huber: 1992 hat mich ein Arbeitskollege angesprochen, ob ich nicht Lust hätt', am Wochenende ein bisschen mit der Motorsäge zu schneiden. Ich wollt' dann wissen, um was es da geht, da hat er gemeint: Des siehst dann schon! So bin ich zur ersten Bayerischen Waldarbeits-Meisterschaft in Ruhpolding gekommen. Ich wurde 56., also unter ferner liefen (lacht). Das war aber egal, weil mein Interesse geweckt war und ich seitdem regelmäßig bei Meisterschaften dabei bin.

Hat das bei Ihnen auch einen beruflichen Hintergrund?

Huber: Ja, mein Vater, mein Großvater. . . Ich bin in siebter Generation im Wald tätig. Ich hab's sozusagen im Blut.

Wie oft trainieren Sie pro Woche?

Huber: Ein bis zwei Mal einen scharfen Durchgang, das zieht sich immer bis zu zwei Stunden, weil ich mit meinem Kollegen durchtrainiere, danach auch eine Analyse mache und natürlich schauen will, was ich besser machen kann.

Bei wie vielen Meisterschaften waren Sie schon dabei? Deutschland gilt ja als Nation der meisten Waldarbeiter-Wettkämpfe.

Huber: Das stimmt! Ich nehm' im Jahr an zwischen neun und zwölf Meisterschaften teil. Seit 26 Jahren bin ich dabei, also ist da schon ziemlich was zusammengekommen.

Der Umgang mit ihren Kontrahenten wirkt sehr vertraut. Ist man untereinander befreundet oder wie muss man sich das Verhältnis vorstellen?

Huber: Wir sind eine große Familie, jeder unterstützt den anderen. Man hilft sich gegenseitig, man freut sich, dass man sich regelmäßig sieht. Wir sind ja über ganz Deutschland verteilt und da ist es schön, wenn man sich bei Wettkämpfen sieht und Spaß zusammen hat.

Was sind die Voraussetzungen für eine Meisterschafts-Teilnahme?

Huber: Man muss Forstwirt oder Forstwirtsmeister sein und dementsprechende Kurse haben, damit man überhaupt mit der Motorsäge arbeiten darf.



Ausrüstung und Trainingsmaterial sind bestimmt nicht billig. Sie haben ein teures Hobby . . .


Huber: Ja, das kann man so sagen (lacht). Es kommt auch immer drauf an, wie viel man trainiert. Ich hab' früher sehr wenig trainiert, das hat man dann auch an den Leistungen gemerkt, da bin ich nur im Mittelfeld mitgelaufen. Seit zirka zehn Jahren trainiere ich akribisch mit Dirk Schmidt, das ist mein Meister-Trainer. Für das Material kommt schon einiges zusammen. Dann muss man natürlich bei den Meisterschaften auch noch das Startgeld rechnen. Aber man kann ja auch Sachpreise gewinnen und dann zahlt sich das auch wieder ein wenig aus.

Wie ist es um den Nachwuchs in dieser Sportart bestellt?

Huber: Da sind wir ein bisschen auf die Forstämter angewiesen, die ausbilden. Auch die Meister müssen mitarbeiten, denn ein Lehrling allein macht nix. Er braucht jemanden, der ihn anleitet, führt und Tipps gibt. Deswegen machen wir auch ein, zwei Mal im Jahr einen Workshop für junge Teilnehmer, wo sie das ganze Wissen noch ein bisschen intensiviert bekommen. Sie kriegen alles vermittelt, was sich die älteren Teilnehmer über Jahre erarbeitet haben. Der Vorteil ist, dass sie schneller in dem Metier drin sind und so sind die Chancen auch höher, dass sie dem Sport erhalten bleiben.

Beim Lumberjack-Cup stehen für die Waldarbeiter die Disziplinen Kettenwechsel, Entasten und Kombinationsschnitt an. Welches davon ist ihre Lieblingsdisziplin?

Huber: Die Entastung. Damit wurde ich auch 2014 in der Schweiz Weltmeister im Einzel. Das liegt mir am meisten, weil's einfach sehr technisch ist. Man muss sich auf den Bewegungsablauf und die Genauigkeit konzentrieren und das ist genau meins.

Welcher Wettbewerb wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?

Huber: Die Weltmeisterschaft in der Schweiz 2014. Ich war gerade neu zur Nationalmannschaft gekommen und wollte eigentlich nur ein gutes Ergebnis für die Mannschaft schneiden. Vor der Entastung war ich fünfter und habe mich dann auf den ersten Platz vorgeschoben, einen Weltrekord aufgestellt und bin Einzelweltmeister geworden. Das konnte ich ein paar Tage lang gar nicht fassen.

Steht der Weltrekord noch?

Huber: Den hat mein Teamkollege Marco Trabert vor drei Wochen um zwei Punkte erhöht. Das war bei der Weltmeisterschaft in Norwegen, an der ich leider nicht teilnehmen konnte, weil ich mich letztes Jahr aus gesundheitlichen Gründen nicht qualifiziert habe.

Wie fällt ihr Fazit zum Lumberjack-Cup in Rennertshofen aus?

Huber: Ich finde die Veranstaltung sehr, sehr gut. Es ist mal was Neues, weil es das bisher noch nie gab, dass sich drei Motorsägen-Gruppen an einem Platz präsentieren. Die Zuschauer können sich alles anschauen und vergleichen, jeder Sport kann sich zeigen. Wer es künstlerisch mag, der geht zu den Speedcarvern, für Action sind die Lumberjacks da. Wer eher traditionell eingestellt ist, der kommt zu uns Waldarbeitern. Das ist eine Supersache, dass das möglich geworden ist.

Die Fragen stellte

Sebastian Hofmann