Ingolstadt
"Ich gebe die Hoffnung nicht auf"

Handelspräsident Anton Börner über den ungewissen Kurs der neuen US-Regierung

13.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:30 Uhr

Ingolstadt (DK) Wenn Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag auf US-Präsident Donald Trump trifft, wird es wohl vor allem um wirtschaftliche Themen gehen. Die Sorge der deutschen Wirtschaft, welchen Kurs die neue US-Regierung einschlagen wird, nimmt zu.

Der Ingolstädter Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, beleuchtet im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion die aktuelle Lage.

 

Herr Börner, Donald Trump setzt auf Protektionismus, erwägt Strafzölle für deutsche Produkte: eine reale Gefahr für den deutschen Außenhandel?

Anton Börner: Das ist auf jeden Fall eine Gefahr für den deutschen Außenhandel. Strafzölle wären brandgefährlich für die deutsche Wirtschaft, die immerhin 700.000 Arbeitsplätze in den USA stellt. Sie würden unsere Exporte in die USA massiv verteuern. Damit würde aber auch die US-Wirtschaft erheblich an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Darüber hinaus wäre es ein fatales Signal, das mit Sicherheit Gegenmaßnahmen zur Folge hätte zulasten von Welthandel und Weltkonjunktur.

 

Mit welchen Argumenten kann die Kanzlerin Trump überzeugen, dass Protektionismus der falsche Weg ist?

Börner: Es gibt eine Reihe guter Argumente gegen Protektionismus - angefangen damit, dass sich die Produkte in den amerikanischen Supermärkten verteuern würden und die US-Wirtschaft leiden würde. Letztlich gilt es Trump klarzumachen, dass er viel mehr verlieren wird, wenn wir verlieren.

 

Sehen Sie noch Chancen, die Verhandlungen zum umstrittenen transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP wieder in Gang zu bringen? Wie wichtig wäre das für die deutsche Exportwirtschaft?

Börner: Totgesagte leben länger: Die Idee, die Globalisierung in unserem Sinne mitzugestalten und Wachstumsimpulse für unsere beiden Wirtschaften zu generieren, ist und bleibt richtig. Deshalb sollten wir für das Freihandelsabkommen TTIP werben, auch wenn es aktuell wenig Anlass zur Hoffnung auf einen schnellen Abschluss gibt.
 

Kann man Ihrer Meinung nach ein Signal aus Washington erwarten, dass Trump irgendwann von Konfrontation auf Partnerschaft umschwenkt?

Börner: Es ist erst einmal gut, dass man nun auf höchster Ebene miteinander spricht. Wir sollten unsere Interessen nicht nur in Washington, sondern auch in den US-Bundesstaaten, wo deutsche Unternehmen zum Teil größter industrieller Arbeitgeber sind, deutlich vortragen. Ich bin sicher, dass wir auch dort Gehör finden.

 

Welche Hebel kann die Europäische Union ansetzen, um sich gegen die derzeitigen Spaltungsbemühungen der US-Regierung zur Wehr zu setzen?

Börner: Wir sind auf dem richtigen Weg, den Druck aus der EU herauszunehmen. Dazu dient der zuletzt angestoßene Reformprozess, der die Anliegen und Sorgen der Mitgliedstaaten aufgreift. In diesem Zusammenhang müssen sich nun die Staaten auch klar werden, wie unumgänglich eine gemeinsame Handels-, Außen- und Sicherheitspolitik ist.

 

Ist das schwierige Klima schon jetzt zur Belastung für die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen geworden oder könnte bald dazu führen?

Börner: Wir sollten die Ergebnisse des Spitzengesprächs abwarten, gerade weil es derzeit so hitzig zugeht. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass man erklären kann und auf Einsicht stößt, dass wir in einem Boot sitzen und gegenseitig abhängig sind.

 

Das Gespräch führte

Tobias Schmidt.