Eichstätt
"Ich führe nicht das Leben einer 15-Jährigen"

Die Rebdorferin Ricarda Bauernfeind hofft auf eine Karriere als Radsportlerin – und muss dafür auf Einiges verzichten

04.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:21 Uhr

Mit dem Deutschlandtrikot: Ricarda Bauernfeind aus Rebdorf führt ein spannendes Sportlerleben - Foto: von Kapff

Eichstätt (DK) Vielleicht ist Ricarda Bauernfeind am besten anhand zweier Antworten zu beschreiben: Auf die Frage, wie die Radrennfahrerin ihren Sport und ihre Freizeit unter einen Hut bekommt, antwortet sie ganz professionell: „Radfahren bestimmt mein Leben.“ Bittet man dagegen darum, ein Porträtfoto von ihr in ihrem Zimmer aufnehmen zu dürfen, schaut die 15-Jährige erst einmal entsetzt und springt auf: „Das dauert jetzt aber ein paar Minuten.“

Die Rebdorferin pendelt, wie es einem Mädchen ihres Alters auch zusteht, irgendwo zwischen Jugendlicher und Erwachsener hin und her. Ist einerseits sportlich professionell organisiert und besitzt andererseits noch die Unbeschwertheit der Jugend. Ein schwieriger Spagat, denn Bauernfeind ist nicht irgendeine Hobbysportlerin, die zum Spaß gerne ein bisschen ambitionierter durchs Altmühltal radelt. „Sie ist die absolut beste Rennradfahrerin ihrer Altersstufe in Deutschland“, sagt ihr Trainer Ernst Knauer. Er muss es wissen. Schließlich begleitete er seine Tochter Anna Knauer ins Profigeschäft und betreut nebenher noch ein paar andere talentierte Sportler, darunter Ricarda Bauernfeind.

Zum Radfahren kam sie durch ihren Bruder Gabriel, der inzwischen beim Triathlon gelandet ist, aber als Radler begonnen hat. Da man sich in der regionalen Szene kennt, war die Querverbindung von ihm und Ricarda zu Anna Knauer naheliegend. Sportlich war die Jugendliche schon immer. „Ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr zum Laufen gegangen“, erzählt sie. „Aber das Rennradfahren habe ich schon bald danach durch Anna für mich entdeckt.“ Seit 2012 sitzt sie im Sattel, fuhr in Österreich ihr erstes Rennen und erkannte schnell, dass sie besser war als die Konkurrenz. Ein nächster wichtiger Punkt war 2014 der Wechsel vom Weißenburger Radteam zum RSG Ansbach. Auch im Kreis der Nationalmannschaft wurde man schnell auf das Talent der Eichstätterin aufmerksam. „Sie hat sich inzwischen bei den Nachwuchstrainern einen guten Ruf erarbeitet“, sagt Knauer: „Sie wird als feste Größe betrachtet.“

Doch auf dem Weg zu einer Spitzenfahrerin ist mehr nötig als Athletik. „Das Gefühl, die entscheidenden Situationen auch ausnützen zu können“ – das geht Bauernfeind laut ihrem Trainer noch etwas ab. Probleme hatte die Schülerin des Gabrieli-Gymnasiums immer wieder auch damit, die Trainingsleistungen im Wettkampf umzusetzen. Trotzdem erreichte die Zehntklässlerin im zweiten Jahr in der U 17 Erstaunliches. Bei den Deutschen Meisterschaften holte sie den Titel in der Einer-Verfolgung und stellte dabei den Rekord ein, den ausgerechnet Anna Knauer bisher gehalten hatte. Trotzdem besteht kein Konkurrenzgedanke zwischen den beiden. „Anna hat mich angefeuert und sich richtig gefreut, als ich es geschafft hatte“, sagt Bauernfeind.

Sportlicher Höhepunkt des vergangenen Jahres waren die Olympischen Spiele der Jugend in Georgien, wo die Eichstätterin 13. im Einzelzeitfahren und 14. beim Rundstreckenrennen wurde. Trotz der Erfolge bleibt das Training intensiv. Es ist keine einfache Entscheidung für ein Mädchen ihres Alters. Aber trotzdem eine, die sie ganz bewusst trifft: „Ich führe nicht das normale Leben einer 15-Jährigen. Das Radfahren bestimmt mein Leben. Im Sommer sind die Freundinnen weitgehend außen vor, weil ich sicher viermal pro Woche eineinhalb bis zweieinhalb Stunden trainiere. Und am Wochenende fahre ich zu Rennen.“

Wie weit sie ihr Talent führen wird, darüber kann auch ihr Trainer nur spekulieren. „Ich denke, dass sie auch auf dem internationalen Parkett mitfahren könnte“, sagt Ernst Knauer: „Wie weit sie es dann in die Spitze schafft, muss sich zeigen.“ Bauernfeind selbst setzt sich bis dahin Zwischenziele: „Ich würde gerne einmal bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft mitfahren.“ Bei den Junioren, das würde ihr schon genügen. Vorerst jedenfalls.