Schönesberg
"Ich bin mit allen Leuten gut ausgekommen"

Maria Lang, FW-Kreisrätin und frühere Vize-Bürgermeisterin von Ehekirchen, hört mit der aktiven Kommunalpolitik auf

06.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:31 Uhr
Immer aktiv: Maria Lang geht in den politischen Ruhestand. Unsere Bilder zeigen sie an ihrem Schreibtisch in Schönesberg, als stellvertretende Ehekirchener Rathauschefin bei einer Bürgerversammlung und in den 1990er-Jahren im Gespräch mit dem damaligen Landrat Richard Keßler (v.l.), dem Landtagsabgeordneten Eugen von Redwitz sowie Forstdirektor Josef Mandlmeier. −Foto: Budke/Preckel/Hammerl

Schönesberg - Sie gehört zu den Politikerinnen, die bei allem mitreden können, dabei aber nie in sinnloses Gequatsche verfallen.

 

Nach 30 Jahren Engagement, davon 18 als Vize-Bürgermeisterin, hängt Maria Lang, FW-Kreisrätin aus dem Ehekirchener Ortsteil Schönesberg, die Politik aber an den Nagel - bewusst und selbstbestimmt.

Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist. Diese Lebensweisheit scheint die 66-Jährige verinnerlicht zu haben. Daher folgt nun sechs Jahre nach dem Ausstieg aus dem Gemeinderat auch der Schlussstrich im Kreistag. Sie wolle gehen, "solange noch gesagt wird: Schade, dass du aufhörst", betont Lang, die sich eigentlich keine großen Sorgen um einen erneuten Einzug in das Gremium hätte machen müssen. Doch ihr Entschluss stand schon lange fest.

 

Mit ihr verlässt die wohl am besten vorbereitete Kreisrätin die politische Bühne. Und eine, die auch gerne mal auf den Putz haut und unbequeme Standpunkte vertritt, wenn es aus ihrer Sicht sein muss. "Wir brauchen qualifizierte Frauen und keine Quoten-Frauen", sagte Lang beispielsweise 2018 bei einem FW-Infoabend, als es darum ging, mehr Frauen in die Politik zu bringen. Grundsätzlich ist sie dafür, aber nicht allein um der Quote wegen. Für die Schönesbergerin zählt allein die Qualität, um die sie sich selbst fleißig und mit schier unermüdlicher Beharrlichkeit bemüht hat. Eine Sitzung, in der Lang nicht sämtliche Unterlagen im Vorfeld akribisch durchgearbeitet und obendrein mehrere Fragen dazu an die Verwaltung geschickt hatte? In Neuburg-Schrobenhausen zuletzt eigentlich undenkbar. "Mir ist das wichtig, damit ich die Leute nicht aufhalte", betont sie und gibt zu, sich seit Jahren über sinnlose Schaufensterreden zu ärgern. Und über Politiker, die ein Thema durchkauen, zu dem längst alles gesagt ist. Eine Haltung, mit der sie sich freilich nicht nur Freunde gemacht hat. Und auch nicht immer eine Freude. "Denn es kann auch eine Last sein, wenn man so akkurat ist", weiß sie selbst.

Dabei unterscheidet sich die Maria Lang von heute durchaus von der von einst. "Früher war ich richtig ruhelos und sehr hektisch", erklärt sie. In ihrer Zeit als stellvertretende Rathauschefin habe sie kaum eine Veranstaltung verpasst, "denn ich habe es als meine Pflicht gesehen, teilzunehmen", erklärt Lang, die nebenbei auch ihren Job als kaufmännische Leiterin am MBDA-Standort in Schrobenhausen, den Haushalt, die Ehe mit ihrem Mann Alfred und die Erziehung der gemeinsamen Tochter meisterte. Dass das manchmal etwas zu viel wurde, verschweigt auch Lang nicht. "Dann bin ich mit meinem Mann zum Joggen gegangen, danach ging es mit wieder gut. "

 

Die Bewegung an der frischen Luft wird auch in Zukunft ein Hobby der Langs bleiben. Bis zu zehn Kilometer pro Tag ist das Paar eigentlich regelmäßig unterwegs - mittlerweile auch mit den Nordic-Walking-Stecken. "Beim Laufen fühle ich mich wohl", sagt Maria Lang, die daran auch die Diskussionen über Politik mit ihrem Mann schätzt. Ihn sieht sie rückblickend als wichtigen Gesprächspartner, der auch vor Kritik nicht zurückscheute. "Das war nie böse, aber ich musste schon argumentieren", berichtet sie.

An Themen hat es beiden allerdings nie gemangelt. Gesprächsstoff bot neben dem tagespolitischen Geschehen vor allem ihre Arbeit im Aufsichtsrat des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen, in das sie viel Herzblut steckte. Im vergangenen Juni warf sie den Posten hin - auch, weil ihr nach all den Jahren die Kraft fehlte. "Ich wünsche mir, dass das Defizit geringer wird, doch ich wage das zu bezweifeln, weil es von der großen Politik nicht gewünscht ist", sagt Lang.

Reue empfindet sie übrigens für keine ihrer Entscheidungen - weder für ihren Einstieg in den Gemeinderat im Jahr 1990, der zunächst vor allem der geringen Anzahl an Bewerberinnen geschuldet war, noch dass sie sechs Jahre später auf Vorschlag von Adolf Golling das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin übernahm. "Das war eine Ehre", erklärt Lang, die damit in die Fußstapfen ihres Vaters Paul Strixner senior trat, der diesen Posten in Schönesberg bekleidet hatte. Politik war daher auf dem elterlichen Hof und in der Gaststube stets ein allgegenwärtiges Thema, für das sich Lang früh interessierte. Mit ihrem Bruder Paul, mit dem sie seit 2008 gemeinsam der FW-Fraktion im Kreistag angehört, spricht sie dennoch selten über politische Themen - zumindest auf privater Ebene nicht. Das kann sich ja in Zukunft ändern, da nur noch Paul Strixner die Familie im Gremium vertreten wird.

Neidisch ist sie auf ihn aber nicht. Ganz im Gegenteil. "Ich habe keinerlei Lücke in meinem Leben", ist sich Lang sicher und nennt zahlreiche Hobbys, zu denen auch Berg-, Ski- und Radtouren sowie die Arbeit als Prüferin bei der IHK, Lesen und die Zeit mit den beiden Enkelkindern gehören. Außerdem kümmert sich die künftige Politrentnerin leidenschaftlich um ihren Haushalt, kocht, putzt und wäscht gerne. Daran hat sich auch in ihren 18 Jahren als Vize-Bürgermeisterin nichts geändert. "Einmal war ein Bürger da, der partout nicht mehr gegangen ist", erinnert sie sich. Der Mann sei sogar geblieben, während sie das komplette Haus putzte - nebenbei habe er sein Problem geschildert. Vielleicht ist auch das ein Grund für die fortwährende Beliebtheit Langs, die sich in ihren Wahlergebnissen zeigte. "Ich bin mit allen Leuten gut ausgekommen", sagt sie. Das zeigt sich auch daran, dass aus anderen Fraktionen Bedauern über ihren Rückzug zu hören ist. "Ich weiß noch nicht, ob ich alles vermissen werden", sagt Lang, nur um auf ihre typische Art zu ergänzen: "Die Papiertonne hab' ich schon mal mit alten Unterlagen vollgemacht. "

DK

Stefan Janda