Vohburg
"Ich bin immer mittendrin"

Christine Neuberger über ihre Inszenierung der Agnes-Bernauer-Festspiele

17.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Vohburg (PK) Nur noch wenige Tage, dann ist Premiere für die Agnes-Bernauer-Festspiele in Vohburg. 120 Mitwirkende stellen die Geschichte von Herzog Albrecht dar, der sich in die schöne Baderstochter Agnes Bernauer verliebt und mit ihr auf der Vohburg glückliche Jahre verbringt. Doch schließlich macht Albrechts Vater Agnes den Prozess und lässt sie in der Donau ertränken. Regisseurin ist diesmal Christine Neuberger (Foto), in Ingolstadt geboren und in Vohburg aufgewachsen. Die 36-Jährige hat in München Germanistik und Theaterwissenschaften studiert. Mit ihr sprach unser Redakteur Bernhard Pehl.

Sie haben sich in München auch mit mittelalterlicher Literatur beschäftigt. Hat das Ihnen bei der Bernauer-Inszenierung geholfen?

Christine Neuberger: Ja, bei ein paar Sachen schon. Wie man mit so Sekundärmaterial umgehen kann. Isabella Kreim hat ja alles sehr authentisch verfasst und sich sehr an den historischen Begebenheiten festgehalten, und da war’s halt ganz interessant, dem Ganzen noch einmal nachzugehen. Ich hab ja diese ganzen Lexika daheim und das macht dann schon Spaß, da nochmal nachzuschauen.

Sie haben in München studiert und irgendwann mal angefangen, Praktika zu machen.

Neuberger: Ja, viele. Ich hab viele Sachen einfach ausprobiert. Ich hab übrigens auch mal beim DONAUKURIER ein Praktikum gemacht. Ich weiß es ganz genau, es war im Todesjahr von Lady Di. Einen Tag bevor ich bei der Panorama-Seite angefangen habe, ist Lady Di gestorben. Da ging’s dann 14 Tage nur um Lady Di.

Dann kam die erste Hospitanz am Volkstheater in München.

Neuberger: Damals noch unter Ruth Drexel und ich hab so Feuer gefangen, dass es aus war. Es war eigentlich so, wie ich es mir erhofft oder vorgestellt habe. Und dann haben die am Volkstheater gesagt, sie haben noch einmal ein Stück und ob ich nicht wieder Hospitanz machen will. Und ich hab gesagt: Mach ma glei.

Weitere Stationen waren die Kammerspiele und – mit Beginn der Intendanz von Dieter Dorn – das Bayerische Staatsschauspiel in München.

Neuberger: Da bin ich dann sozusagen als Assistent mit rübergewandert. Dann war ich fünf Jahre feste Assistentin am Haus und habe ganz viele Regisseure kennengelernt, unter anderem auch den Franz Xaver Kroetz. Der hat mich dann gefragt, ob ich seine feste Assistentin werden will. Ich war drei Jahre mit ihm unterwegs. Das war die beste Zeit.

Und wie ist der Kroetz eigentlich so als Mensch?

Neuberger: Ein sehr direkter, authentischer, angstfreier Mensch. Immer grad raus und sehr direkt. Und so inszeniert er. Ich weiß nicht, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn ich ihn nicht kennengelernt hätte.

Für die Vohburger Inszenierung sind Sie ja geholt worden?

Neuberger: Der Peter Schärringer und ein paar andere, mit denen man 13 Jahre in einer Klasse war und jeden Tag zwei Stunden im Bus, sind sehr treue Abonnenten von mir. Der hat mich vorgeschlagen.

Seit wann proben Sie jetzt in Vohburg?

Neuberger: Im Januar haben wir angefangen mit einer Konzeptionsprobe und einem großen Treffen, wo ich die Bühne vorgestellt habe. Dann ein weiteres Treffen mit der Leseprobe. Und dann haben wir angefangen mit ein paar Szenen mit Agnes und Albrecht. Richtig proben wir seit März.

Sie haben ja 120 Leute mit dabei – alles Amateure. Ist das nicht schwierig?

Neuberger: Es ist anders. Die Masse an Leuten ist natürlich überwältigend. Man hat ein unglaubliches Potenzial an Menschen und kann sagen: Da mal eine Gruppe hin, hier das Volk und so weiter. Da wird’s sehr, sehr bunt, und das ist ja auch das Schöne an diesen großen Freilichttheatern, dass man als Zuschauer zuerst mal überwältigt ist, dass man gar nicht weiß, wo man hinschauen soll. Es muss sich dann natürlich schon wieder konzentrieren. Das macht mir dann auch am meisten Spaß, dass ich in eine Aufführung gehe und hinterher sage: Es war soviel los, ich hab’ gar nicht alles gesehen. Das schau’ ich mir noch einmal an.

Jetzt sind das aber Laien?

Neuberger: Die Vohburger spielen ja alle paar Jahre, ganz unbedarft sind sie also nicht. Sie haben ihren Rhythmus und ein Gefühl für das Stück und wissen wann, was, wie. Ich denke, der Unterschied ist der: Wenn man mit Laien arbeitet, wollen die gerne, dass man ihnen was vorspielt, und dann können sie sich auch was vorstellen darunter. Der Schauspieler an sich mag das eher weniger.

Wie muss man sich so eine Probe mit Ihnen denn vorstellen?

Neuberger: Also ich bin schon der Impulstöter, das gebe ich zu. Ich bin praktisch immer mittendrin, dann fällt mir wieder was ein, das will ich dann gleich los werden. Das ist alles sehr lebhaft. Da war ich am Anfang auch völlig perplex beim Kroetz, der ist auch nie hocken geblieben. Deswegen bedanke ich mich bei allen für ihre Geduld und Disziplin.

Die große Premiere der Vohburger Agnes-Bernauer-Festspiele findet heuer am 27. Juni statt. Das Stück wird zunächst auch am 29. und 30. Juni sowie später am 5., 6., 7., 12., 13. und 14. Juli am Originalschauplatz auf der Burg aufgeführt. Beginn ist jeweils gegen 20.30 Uhr, Ende gegen 23 Uhr. Karten gibt es unter www.agnes-bernauer.de sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen.