München
"Ich beschreibe eine heile Welt"

22.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

 

München (DK) Seit dieser Woche läuft „Der kleine Drache Kokosnuss“ im Kino. Der Animationsfilm um einen kleinen Drachen und seine Freunde basiert auf den Büchern des niedersächsischen Autors Ingo Siegner.

Wir haben mit ihm anlässlich des Filmstarts über den Drachen, den Film und seine Inspirationen gesprochen.

 

Herr Siegner, wie kommt ein Drache zu dem Namen Kokosnuss?

Ingo Siegner: Ehrlich gesagt: Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin. Ende der 90er Jahre habe ich für den Sohn einer Freundin zu dessen fünftem Geburtstag eine Geschichte geschrieben. Die Geschichte handelte von einem Drachen, dem ich den Namen Kokosnuss gegeben habe. Warum, vermag ich nicht mehr zu sagen. Ich vermute, es lag daran, dass ich den Papa des Drachen Magnus genannt habe – nach einem guten Freund von mir, der auch Magnus heißt, und den ich als Papa gut finde. Und von Magnus bin ich dann wohl auf Kokosnuss gekommen. Und aus dieser Geschichte ist schließlich die ganze Serie entstanden.

 

Gibt es denn in der Welt des Drachen Kokosnuss außer Magnus noch andere Figuren, die Vorbilder in der Realität haben?

Siegner: Hm, das hat mich noch niemand gefragt. Nein, im Grunde genommen ist keine der Figuren so angelegt, dass sie ein reales Vorbild hätte. Vielleicht geschieht das ab und an mal intuitiv. Ich habe mal eine Geschichte geschrieben, „Kokosnuss bei den Indianern“: Da kommen die Unterhäuptlinge „Schwarzer Fuß“, „Gelbes Ei“, „Rote Socke“ und „Grüne Leuchte“ vor. Wenn die beim Rat zusammensitzen, argumentieren sie auch so wie die entsprechenden Parteien. Die Kinder werden das nicht merken, aber die Erwachsenen hoffentlich lustig finden. Da gibt es jetzt mal Bezüge zum realen Leben.

 

Eine völlig neue Erfahrung war es für Sie, für einen Film zu arbeiten. Das ist doch etwas ganz anderes als ein Buch zu schreiben, oder?

Siegner: Klar gab es am Anfang Bedenken: Film ist ein völlig anderes Medium, wir kennen uns da nicht aus, wer weiß, was die Filmleute aus der Kokosnuss-Geschichte machen und und, und. Nach einigen Gesprächen mit meinem Agenten und mit Freunden und Bekannten überwog aber die Zuversicht, dass auch etwas ganz Schönes dabei entstehen kann. Als der Film entstand, war ich relativ stark eingebunden und konnte auch meine Ansichten einfließen lassen, etwa wenn ich dachte: So ist der Kokosnuss aber nicht und so reagiert die Mathilda aber nicht. Wir haben uns relativ schnell zusammengerauft und am Ende hat die Übertragung vom Medium Buch auf das Medium Film meiner Ansicht nach sehr gut geklappt.

 

Was auch geklappt hat, ist, dass die Figuren ihren Charme und ihre nette Art bewahren. So richtig böse Bösewichte gibt es im Kokosnuss-Kosmos eigentlich gar nicht, oder?

Siegner: Ich glaube, das entspricht meinem Charakter. Freunde von mir haben vor Kurzem auch gemeint: „So richtige Streiche spielen deine Figuren ja nie.“ Dabei habe ich festgestellt: Ich habe auch nie Streiche gespielt. Ich bin halt so. Ich kann mich als Autor meiner Bücher auch nicht verbiegen. Es gibt schon ein paar „Böse“, wie den Zauberer Ziegenbart oder die Hexe Gula. Aber zum allergrößten Teil machen sich meine Hauptfiguren nicht über jemanden lustig, ziehen niemanden durch den Kakao, ziehen über niemanden her, der gerade nicht da ist. Das finde ich auch persönlich ganz furchtbar und unhöflich. Schlecht über jemanden zu reden, der nicht da ist, das macht man einfach nicht! Aber es ist schon richtig, dass meine Geschichten eine heile Welt darstellen.

 

Woher kommt diese Liebe zur heilen Welt? Sind Sie darin aufgewachsen und wollen das weiterführen?

Siegner: Ich persönlich hatte keine so heile Kinderwelt. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass ich keine Szenen schreibe, wo sich die Eltern streiten. Meine Eltern haben sich nämlich scheiden lassen, als ich vier war. Da kann man sich vielleicht schon vorstellen, was so ein Kind durchlebt – so einer Scheidung gehen ja meist zwei, drei Jahre ungeheurer Stress voraus. Später starb meine Mutter dann an einer schweren Krankheit. Das kann man nicht als heile Welt und schönen Start ins Leben bezeichnen. Vielleicht liegt darin der Grund, dass ich in meinen Büchern eher eine heile Welt beschreibe.

 

Sie selbst haben nun auch eine Familie?

Siegner: Ich bin verheiratet und habe einen inzwischen erwachsenen Sohn.

 

Die Fragen stellte

Markus Schwarz.