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"I'm singing in the rain"

24.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Es war der blanke Hohn. 90 Minuten sintflutartiger Dauerregen und Donnergrollen - und kurz nach dem Schlusspfiff schien die Sonne. Die Zuschauer auf dem Wald- und Wiesensportplatz in Oberkotzau (bei Hof) - selbstredend ohne Tribüne - nahmen's gelassen.

Aber auch die Medienvertreter, die gemeinsam mit einigen Fans eng aneinandergekauert unter einem Party-Zeltdach ausharrten.

Den tollsten Job verrichtete jedoch der Brite Gary Preston, der für eine US-Internetplattform ("Für wen genau, weiß ich selbst nicht") das Testspiel des FC Ingolstadt gegen Dynamo Dresden live auf englisch kommentierte. Zwei Meter entfernt von der Dresdener Trainerbank brüllte Preston unentwegt in sein Headfon und hatte in Dynamo-Coach Uwe Neuhaus schnell seinen ersten Fan. "Das machst du jetzt aber nicht die ganze Zeit so", fragte Neuhaus zunächst wenig amüsiert. Nach der raschen 2:0-Führung und Prestons Lob ("Dynamo bereitet Ingolstadt richtig Probleme") nahm Neuhaus den Wortschwall des lautstarken Briten jedoch schmunzelnd hin. "Oberkotzau ist sicher ein wunderbarer Ort in der Welt, aber mit Bundesliga-Fußball hat das hier nicht viel zu tun. I'm singing in the rain", witzelte Preston ob des "grauenvollen" Wetters und der Wassermassen, die allmählich auch seine detaillierten Aufzeichnungen ertränkten und unleserlich machten. Zudem knallte es immer wieder aus den durchtränkten Lautsprecherboxen, die unmittelbar neben der Moderatorenbank platziert waren, als stünden Böllerschützen nebenan.

Prestons Dilemma verschärfte sich zudem mit dem Seitenwechsel, als der FCI sein Team weitgehend austauschte. Seine Spickzettel waren inzwischen verklebt und verrieten keine Namen und Rückennummern mehr. Dankbar nahm er hilfesuchenden Blicks jeden Zettel entgegen, den ihm ein Kollege mit der gerade aktuellen Aufstellung zusteckte. Dennoch kommentierte Preston unermüdlich weiter. "Sie jagen sie jetzt, aber sie erwischen sie noch nicht", ratterte er in Richtung der nun aktiveren Ingolstädter. Am Ende gelang es dem FCI doch noch mit dem versöhnlichen Treffer zum 2:2. Prestons Urteil: "Ein Klassenunterschied war hier nicht zu sehen." Wohl aber beim Reporter - er machte einen erstklassigen Job.

Kaum zu glauben: In 15 Ländern wurde die Partie live übertragen. Wer Prestons Originalton hörte, hatte sicher Spaß - trotz des Wetters. ‹Œgst