Hypothekenzinsen - Leitzinssenkung beeinflusst Konditionen kaum

11.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:17 Uhr

Die jüngste Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank beeindruckt die Baugeldkonditionen wenig. Die Hypothekenzinsen werden von anderen Faktoren beeinflusst.

Vergangenen Donnerstag hat die EZB den Euro-Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,75 Prozent gesenkt. Viele Immobilienkäufer werden jetzt liebäugeln, dass die Bauzinsen erneut nachgeben. Doch da dürften sie falsch liegen. Erhöhungen oder Senkungen des Euro-Schlüsselzinses schlagen nicht automatisch auf die langfristigen Baugeldkonditionen durch, sagt Michiel Goris, Vorstandschef des Kreditvermittlers Interhyp. Für Häuslebauer und Immobilienkäufer in Deutschland sei vielmehr die Entwicklung der langfristigen Kapitalmarktzinsen entscheidend. Leitzinsen beeinflussen hingegen vor allem die kurzfristigen Marktzinsen.

Was beeinflusst die Hypothekenzinsen?

Langfristige Konditionen wie Hypothekenzinsen entstehen durch Angebot und Nachfrage am Anleihemarkt. Ihre Höhe orientiert sich an den langfristigen Kapitalmarktzinsen. Diese werden derzeit vor allem vom Verhalten internationaler Großanleger bestimmt, erklärt Goris. Die Sorgen um die zukünftigen Belastungen Deutschlands aus der Eurorettung und schwindendes Vertrauen der Marktteilnehmer führten jüngst zu einer Verteuerung der deutschen Staatsanleihen und damit zu steigenden Kapitalmarktzinsen. Seit Anfang Juni hat sich die DGZF-Pfandbriefkurve als wichtige Orientierungsgröße für Hypothekenzinsen von ihrem historischen Tief gelöst und bewegt sich leicht nach oben, beobachtet der Interhyp-Chef. Im Ergebnis kletterten auch die Baugeldzinsen. So stieg der Biallo-Baugeldindex, der die durchschnittliche Zinsentwicklung zehnjähriger Hypothekendarlehen von über 150 Kreditofferten abbildet, binnen vier Wochen von 2,66 auf 2,71 Prozent an.

Die weitere Zinsentwicklung gleicht einem Blick in die Glaskugel: Es lassen sich nur vage Vermutungen anstellen. Potentielle Eigenheimkäufer sollten allerdings auf der Hut sein. Bevor es mit den Bauzinsen weiter bergauf geht, sollten Käufer und Anschlussfinanzierer die nach wie vor sehr niedrigen Zinsen zur Absicherung eines möglichst langen Zeitraums nutzen, empfiehlt Goris. Darlehen mit 20-jähriger Zinsbindung sind derzeit extrem günstig zu haben. Die Hypovereinsbank bietet Langläuferdarlehen bereits ab 2,81 Prozent Sollzins an. Freie Kreditvermittler wie DTW Immobilienfinanzierung oder Accedo verlangen 2,85 bzw. 2,87 Prozent. Sehr gute Angebote kommen auch von Direktbanken wie Comdirect (3,03 Prozent) und 1822 direkt (3,08 Prozent), von Versicherungen wie Ergo und Allianz Baufinanzierung mit 3,1 Prozent sowie von regionalen Instituten, etwa der Volksbank Rhein-Ruhr mit 3,15 Prozent oder der Nationalbank, Region Rhein-Ruhr mit 3,31 Prozent.

Tipp: Kreditnehmer brauchen sich keine Sorgen wegen langer Zinsbindungsfristen zu machen. Für klassische Hypothekendarlehen besteht nach Ablauf von zehn Jahren ein gesetzliches Kündigungsrecht.

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