Ingolstadt
"Hypothek für die Zukunft"

06.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr

Ingolstadt (DK) Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des bayerischen Metallarbeitgeberverbands vbm sieht im Gespräch mit unserer Zeitung in dem Metall-Abschluss positive wie negative Aspekte.

Herr Brossardt, was bedeutet der Abschluss für Bayern? Und wie erklären Sie es Ihren Mitgliedsunternehmen?

Bertram Brossardt: Der Abschluss dokumentiert die derzeit gute wirtschaftliche Lage der Metall- und Elektroindustrie. Er geht aber sehr deutlich an die Belastungsgrenze und für nicht wenige Unternehmen darüber hinaus. Er schafft außerdem durch die Ewigkeitsá †kosten eine Hypothek für die Zukunft, wenn sich die wirtschaftliche Lage abschwächt. Poá †sitiv hervorzuheben ist die lange Laufzeit von 27 Monaten und die Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie die Differenzierung.

Ist der Eindruck richtig, dass es bei dieser Tarifauseinandersetzung auch um Sozialpolitik ging?

Brossardt: Im Fokus stand die Flexibilisierung der Arbeitszeit. Der Wunsch nach Flexibilisierung der Arbeitszeit ist in den letzten Jahren gestiegen. Daher begrüßen wir, dass das Arbeitszeitvolumen nach oben ausgeweitet wird und im Gegenzug Arbeitnehmer individuelle Lösungsmöglichkeiten durch eine befristete Arbeitszeitreduzierung erhalten.

Sie haben bezweifelt, dass die 28-Stunden-Woche mit teilweisem Lohnausgleich rechtmäßig ist. Ist das kein Thema mehr?

Brossardt: Der teilweise Lohnausgleich hat keinen Eingang in den Pilotabschluss gefunden. Unabhängig vom Arbeitsvolumen erhält jeder Mitarbeiter das gleiche Entgelt für gleiche oder gleichwertige Tätigkeiten. Es gibt also keine Ungleichbehandlung, die ein Teillohnausgleich vorgesehen hätte.

Eigentlich ist es doch gut, wenn endlich mehr bei den Arbeitnehmern ankommt, oder?

Brossardt: In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie liegt das durchschnittliche tarifliche Entgelt bei 58 200 Euro, und die Tarifentgelte sind seit der Wirtschaftskrise um über 19 Prozent gestiegen. Die gute Konjunktur ist also bereits lange bei den Arbeitnehmern angekommen.

Die Fragen stellte

Alexander Kain.

Archivfoto: Hoppe/dpa