Schrobenhausen
Hunderte Gläubige verfolgten die Amtseinführung von Georg Leonhard Bühler

Beim Stehempfang in der Maria-Ward-Turnhalle gab es Gelegenheit zu einem Plausch mit dem neuen Pfarrer

17.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:06 Uhr
  −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Natürlich muss sich das alles erst noch im Alltag bewähren - dennoch: Der Start in die neue Pfarreiengemeinschaft Schrobenhausen mit Amtseinführung Georg Leonhard Bühlers verlief vielversprechend. Vertreter sämtlicher Pfarreien feierten am Sonntag in Sankt Jakob mit ihrem neuen Pfarrer und rund einem Dutzend weiteren Geistlichen einen über zweistündigen Festgottesdienst.

Sonntag, 16.20 Uhr: Ein dunkler Kleinwagen steuert Richtung Lenbachplatz. Schrobenhausener Kennzeichen. Zwei vielsagende Initialen. Und die Nummer "451". Am Steuer: ein lächelnder Herr: Pfarrer Georg Leonhard Bühler. Das Lächeln wird er den ganzen Tag nicht ablegen. Es dürfte eine der auffälligsten Charaktereigenschaften des neuen Schrobenhausener Pfarrers sein: sein unglaublich fröhliches Gemüt. Das jedoch sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Geistliche mit seiner neu errichteten Pfarreiengemeinschaft Schrobenhausen ernst meint, denn das beweist Bühler an diesem Tag nicht nur einmal.

 
Das Blasorchester der Musikschule, Fahnenabordnungen, rund ein Dutzend Mitgeistliche und noch viel mehr Ministranten begleiten ihn vom Lenbachplatz in eine seiner neuen Wirkungsstätten: Sankt Jakob. Hier fordert Dekan Werner Dippel Bühler zu Beginn des Gottesdienstes dazu auf, seine Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst zu erneuern, geleitet ihn dann zu den liturgischen Funktionsorten: Taufkapelle, Ort des Bußsakraments, Ambo, Altar und Vorstehersitz.
 

Im Gegensatz zur Bundeskanzlerin habe er bei seiner Amtseinführung kein Regierungsprogramm, sagt Bühler zu Beginn seiner etwas über zehnminütigen Predigt, "sondern das Programm für uns alle - auch für mich - ist das Evangelium". Statt den Weg nach Jerusalem zu nehmen, hätte es sich Jesus auch leicht machen, am beschaulichen See Genezareth bleiben können. "Eine 'Botschaft light' hätte es ja auch getan", so Bühler. Jesus hingegen habe den härteren Weg gewählt, was nur mit einer Option möglich gewesen sei: einer Entscheidung für die Menschen. Gleiches gelte auch in der neuen Pfarreiengemeinschaft. "Die Entscheidung für die Menschen gilt für uns alle, nicht nur hier in Schrobenhausen, Steingriff, Mühlried, Hörzhausen und Edelshausen, sondern überall, wo Christen leben". Auch ein Geständnis Bühlers bekommen die Gläubigen in der gesteckt vollen Stadtpfarrkirche zu hören: "Ich habe auch Schwächen und Fehler: Zum Beispiel kämpfe ich zeitlebens mit der Zeit, mit der Pünktlichkeit."
 

Von Vertretern aller vier Pfarreien gibt es Geschenke für den neuen Pfarrer - und für dessen Hausfrau Silke Schönefeldt Blumen. Dass er es in und um Schrobenhausen neben engagierten Laien auch mit tollen Musikern zu tun haben wird, das dürfte Bühler spätestens bei diesem Gottesdienst klar geworden sein: Der Kirchenchor samt Organist Wolfgang Hiltner sowie Trompeter Siegfried Hirtreiter verleihen diesen Stunden einen berührenden musikalischen Rahmen. Drei Punkte pickt sich Georg Leonhard Bühler schließlich aus der Begrüßungsrede von Bürgermeister Karlheinz Stephan gegen Ende des Gottesdienstes heraus. Stichwort Asylbewerber: Er komme aus einer Pfarreiengemeinschaft, in der ebenfalls ein Helferkreis bestehe, wisse also, wovon Stephan spreche. Stichwort familienfreundliche Stadt: "Da freue ich mich sehr." Auch darüber, dass die vielen Minis aus allen vier Pfarreien hier heute ein Zeichen setzen, "dass unsere Kirche jung ist, dass sie lebt". Und Stichwort Radlbewegung: In die habe er sich bereits integriert, so Bühler. "Ich bin schon einige Male von Mühlried nach Schrobenhausen und umgekehrt unterwegs gewesen."
 

Auch das Thema Ökumene scheint mit dem neuen Pfarrer auf einem guten Weg zu bleiben. So begrüßt der evangelische Pfarrer Gerhard Rupprecht seinen katholischen Amtskollegen mit einer Bibel, der Lutherübersetzung aus dem vergangenen Jahr. In Zeiten, in der die Sprache verrohe, in der es alternative Fakten gebe und in der Hass- und Ausgrenzungsparolen immer lauter werden, sei es notwendig, "dass wir Wächter der Sprache sind", sagt Rupprecht. Und: "Es kommt drauf an, dass wir zusammenwirken. Weil die Welt braucht welche, an denen man sehen kann: Es geht, das Miteinander", gerade in einer Zeit, in der viel auf Spaltung gesetzt werde. Und Rupprecht fragt: "Wer soll es sein, wenn nicht wir?" Auch die Worte des evangelischen Pfarrers erinnerten ihn an seine Zeit in Nersingen, auch da gebe es eine gute Ökumene, antwortet Bühler. Und er sagt: "Ich freue mich, dass Sie diese deutlichen Worte gesagt haben, gegen Hass und gegen Fremdenfeindlichkeit."

Viele nutzen im Anschluss an den Gottesdienst in der Maria-Ward-Turnhalle bei Häppchen und Getränken die Möglichkeit zu einem kleinen Plausch mit ihrem neuen Pfarrer. Am Rande klärt Bühler da auch darüber auf, was es mit der Nummer "451" auf seinem Autokennzeichen auf sich hat: "Des isch mein Lieblinskonzil, das Konzil von Chalcedon".
 

Ute De Pascale